Wir verlassen das Paradies
04 June 2017 | Rodrigues
Ralph
Passage von Salomon Islands nach Rodrigues
Die Entfernung beträgt ca. 1150 Seemeilen. Durch starke Stromversetzung und relativ starke Passatwinde ist Rodrigues nicht so einfach zu erreichen. Man sollte auf Ostwind warten, dann ca. 5 Tage gegen an bolzen, um dann die restlichen 3 Tage etwas komfortabler mit halben Wind die restliche Strecke zu bewältigen. Soweit die Planungsgrundlage.
Morgens im 0600 Uhr verlassen wir die Salomon Islands Richtung Süden. Ich kann jetzt schon sagen, dass der Wind immer zwischen 20 und 38 Knoten blies. Gleich in der ersten Nacht erwischte uns eine "ordentliche" Welle. Ich schlief mit minimal geöffneter Luke, leider nicht verriegelt. Die Welle riss die Luke total auf und ich wurde mit einer Salzwasserdusche geweckt
Matratze, Bettzeug, alles nass. Am Boden stand das Wasser Zentimeter hoch. Ich rief nach Carmen, die rief zurück, sie sei stark beschäftigt. Mit der Müllschaufel schaufelte ich das Wasser Richtung Bilge. Mit Handtüchern trocknete ich den Boden halbwegs.
Dann ging ich nach oben in den Salon und sah die Bescherung. Auch hier alles mit Seewasser überflutet. Carmen hatte ebenfalls einen kleinen Schlitz der Luke geöffnet. Blöderweise stand dort auch mein Computer, auf dem alle Software für Navigation und Wetter gespeichert waren. Ich brauche nicht extra erwähnen, dass der Computer nicht mehr funktionierte. Nun hatten wir keine Möglichkeit mehr aktuelles Wetter abzurufen! Nicht sehr befriedigend.
Der Seegang wurde immer stärker, so dass wir tagelang nicht kochen konnten. Am vierten Tag befiel mich starkes Fieber und ich konnte meine Wachen nicht mehr tätigen ohne immer wieder einzuschlafen. Carmen beorderte mich in die Koje und ging viele Stunden Wache, in denen ich nicht ansprechbar war. Was für eine Belastung für meine Carmen. Nach drei Tagen war das Fieber runter auf 38 Grad. So konnte ich endlich wieder meine Wache wahrnehmen und Carmen etwas Schlaf nachholen.
Nach knapp 8 Tagen näherten wir uns Rodrigues morgens um 0300 Uhr. Die Einfahrt durch das Riff sollte durch ein Leitfeuer gekennzeichnet sein. Dieses Leitfeuer haben wir nicht entdeckt. So fuhren wir vorsichtig mit Hilfe des GPS in die Lagune ein. Um kurz vor 0400 Uhr fiel der Anker- und wir in die Koje. Insgesamt kein so komfortabler Törn.
Highlights: Carmen fühlt sich bei 11 Knoten Fahrt nicht so wohl, ein Laptop hauchte sein Leben aus (der Ersatzcomputer konnte nicht eingesetzt werden, da das Ladegerät seinen Geist aufgab!), eine Welle zerschlug ein Teil unserer Verkleidung am Bug. Ein Reffblock ist wieder mal gebrochen, wahrscheinlich bei den 38 Knoten Wind. Da wir unterwegs die salzige Wäsche nicht waschen konnten, transportierten wir diese im Dhingi.Nach ein paar Tagen roch diese so fürchterlich, dass wir sie über Bord beförderten. Eine gute Freundin fragte uns mal, ob segeln nicht langweilig sei!? Na, ja!