Einreise in Rodrigues
10 June 2017
Carmen
Die ersten Tage hier auf Rodrigues vergehen wie im Fluge. Ratz Fatz ist schon eine Woche wieder um. Wir haben unseren Schlafbedarf nachgeholt, Relax sieht wieder anständig aus, innen wie außen, die Matratze ist geschrubbt und getrocknet und wir sind zurück in unser Schlafzimmer gezogen. Wir genießen es, jeden Tag frisches Baguette und Brioche zu holen und französischen Käse und Pasteten dazu zu schlemmen.
Aber der Reihe nach.
Nachdem wir in der Nacht durch das äußere Riff in den Außenhafen von Rodrigues gefahren sind haben wir einigermaßen Wind- und wellengeschützt den Anker auf 14 m geworfen und als klar war, dass er hält sind wir schlafen gegangen.
Kurz nach Sonnenaufgang hören wir die befreundete Yacht Ngalawa, mit denen wir zeitgleich aus Chagos los sind und die uns den gesamten Trip über mit aktuellem Wetter versorgt haben im Funk. Sie rufen die Coast Guard und bitten um Genehmigung in den Hafen einlaufen zu dürfen. Diese wird Ihnen noch verweigert, der Hafenkommandant kommt am Sonntag erst um 8.00 Uhr ins Büro und nur er kann bzw. darf die Genehmigung geben.
Also schlagen Sie die Zeit "tot" indem sie hinter uns herum dümpeln . Wir drehen uns einfach nochmal um und schlafen bis 8.00 weiter. Gegen 9.00 Uhr dürfen wir beide in den Hafen von Rodrigues einlaufen. Wir gehen längsseits an den Pier und die Behörden stehen schon bereit. Zuerst kommt der Beamte der Gesundheitsbehörde an Bord. Er trinkt einen Tee mit uns und will wissen ob alle gesund und wohlauf sind. Gesund und wohlauf? Ich verschlucke mich fast an meinem Tee vor Lachen , mein armer Mann wischt sich immer wieder verstohlen den Fieberschweiss von der Stirn, sein T-Shirt ist fast durchgeschwitzt und mit seinen Hustenanfällen klingt er eher wie ein sterbender Schwan.
Aber er hält tapfer durch und der Beamte bescheinigt uns, dass alle an Bord gesund sind und wir die gelbe Q Flagge herunterholen dürfen.
Kostenpunkt 1409 Rupie, etwa 36 Euro, zahlbar erst am Montag.
Kaum ist er von Bord kommt der Beamte vom Zoll . Auch er freut sich über eine Tasse Tee und packt etwa 18 Formulare aus, die wir ausfüllen sollen. Wir stöhnen ein bisschen als wir diese vielen Papiere sehen und Gähnen recht auffällig und da schlägt er vor, dass er die Papiere uns ausfüllt und wir nur hier und da unterschreiben müssen. Das klingt doch schon viel besser. Ach ja, der Bootsstempel, ganz wichtig auch hier. Jede Seite muss mit dem eigenen Bootsstempel versehen werden. Als er nach der letzten Port Clearance, also die Freigabe des letzten Hafens fragt wird es interessant. Wir haben ja keine Papiere weil wir ja diesen Ärger mit dem Agenten auf den Malediven hatten. Der Beamte ist bestürzt, ohne Papiere, das geht nicht, wir sind per Gesetz verpflichtet eine Port Clearance zu haben. Wir erklären ihm die Situation m er versteht uns auch aber trotzdem, wir bzw. wohl besser eher BRAUCHT eine Bescheinigung des letzten Hafens.
Zum Glück habe ich nacheile Original Port Clearance von Galle, Sri Lanka. Keine Ahnung warum wir damals 2 Originale bekommen hatten. Die geben wir unserem Beamten und fragen ob das hilfreich sei. Ja ja, alles gut so, Hauptsache er hat eine schriftliche Clearance , egal von wo.
Puh, das ging noch einmal gut ab. Der Papierkram ist endlich erledigt und er geht von Bord.
Man gibt sich bei uns die Klinke in die Hand, als nächstes kommt die Coast Guard an Bord. Auch die Jungs sind sehr nett und eigentlich mehr Lust zum plaudern als die Papiere auszufüllen. Aber was sein muss muss sein. Es wird aufgeschrieben welche Signalmittel wir an Bord haben, welche Kommunikationsmittel für den Seenotfall, die Seriennummer und Spezifikationen des Beibootes und des Außenbordmotor, welche und wieviel Notraketen wir in der Rettungsinsel haben und natürlich auch die Yachtspezifikationen. Sie wollen auch wissen, ob wir Waffen oder Drogen an Bord haben aber das können wir verneinen. Ihr Besuch dauert etwa 30 Minuten, dann sind wir auch von ihrer Seite offiziell einklariert.
Ralph kann sich kaum noch auf den Beinen halten und ist auf dem Weg in die Koje als der Beamte von der Einreisebehörde vor dem Schiff steht. Er will an Bord kommen. Das kann ich gerade noch verhindern, Wir kommen lieber in sein Büro, das geht bestimmt schneller. Stempel in den Pass, Einreisekarte ausfüllen und weg sind wir auch schon wieder.
Ralph fällt völlig erschlagen in die Koje und ist noch keine Minute später im Reich der Träume. Das Fieber ist zurück.
Ich kümmere mich um unsere Relax, die uns so gut und sicher hierher gebracht hat. Ich bin wirklich heilfroh angekommen zu sein. Die Segel müssen eingepackt und gegen Sonne geschützt werden, die Instrumente ausgeschaltet und abgedeckt werden, die Cover auf den Salonscheiben angebracht werden. Danach mache ich einen Erkundungsgang in das Städtchen. Heute ist Markttag. Der Hafen liegt super zentral, zur Stadt und zum Markt sind es keine 2 Minuten.
Frisches Gemüse und Obst, frisches Baguette, lecker. Ich besorge auch gleich noch eine Simkarte für das Telefon und für Internet Empfang. Und ziehe uns Bargeld, Mauritische Rupien.
Und dass wir an diesem Samstag nicht alt geworden sind muss ich bestimmt nicht extra erwähnen.