Ankunft in Mauritius und erzwungene Abreise
04 July 2017 | Mauritius, dann Berlin
Ralph
Von Rodrigues nach Mauritius betrug die Törndauer 3 Tage. Obwohl Rodrigues zu Mauritius gehört, mussten wir wieder alle Einreiseformalitäten aufs Neue durchführen. In meinem Reisepass wurde ich unter dem Einreisestempel als „SKIPPER“ tituliert. Das heisst, ich kann Mauritius nicht einfach z.B. mit dem Flugzeug verlassen. Nur bei Vorlage von bestimmten Schriftstücken (wo liegt das Schiff, wer hat Aufsicht über das Schiff etc.) kann man ausfliegen!
Wir verlegten uns in die Stadtmarina von Port Louis. Nach den ruhigen Aufenthalten in Chagos und Rodrigues wurden wir von Gösse, Verkehrsdichte, leichte Hektik in den Strassen, Geschäften förmlich „überwältigt“.
Bei einem Besuch auf der Yacht NGALAWA verliess ich deren Schiff mit einem Ausfallschritt aufs Dock. Beim Auftreten auf dem Dockboden, meinte ich, jemand hätte mit ordentlich in die Ferse getreten, ich verlor die Kontrolle über meinen Fuss und landete auf meinem Allerwertesten und verstand nicht was passiert war. Der Schmerz war aber eindeutig und der Fuss schwoll auch gleich an. Die Crew von NGALAWA brachte gleich Eis gegen die Schwellung. Langsam humpelte ich mit Carmen zurück zur RELAX. Reparil und Eis sollten mein Malheur beseitigen. Am nächsten Tag keinerlei Besserung. Besucher auf RELAX überredeten mich, das städtische Krankenhaus zu besuchen. Na, eigentlich gehe ich nicht gern ins Krankenhaus. Aber da ich kaum laufen konnte, stimmte ich zu.
Am späten Nachmittag dann die Diagnose: Achillessehnenabriss. So ein Mist!!!Der Arzt überredetet mich, erstmal die Nacht im Krankenhaus zu verbringen. Der Fuss wurde mit einer Gipsschale ruhig gestellt. Also gut, musste ich erstmal überlegen, wie weiter verfahren werden sollte. Operation in Mauritius oder lieber in DE.
Ich wurde in einem 6 Mann Zimmer untergebracht. Nur ein kleines Waschbecken offen im Raum. Eine Toilette/Dusche für ca. 30 Patienten! Nicht mal WC Papier!! Zustand nach meinem Ermessen nicht sauber genug.
Verpflegung müssen die Familienangehörigen herbeischaffen. Trinkwasser? Mein Zimmernachbar gab mir wenigstens eine Flasche Mineralwasser. Am Abend brachte mir Carmen etwas zum Essen und wollte mich gleich wieder aus dem Krankenhaus rausholen. Da es eh schon spät war, beschloss ich aber diese Nacht hier zu verbringen.
Meine Nachbarn zu meiner Seite sägten augenscheinlich sämtliche Bäume von Mauritius ab. Gegen 0200 Uhr bin ich endlich eingeschlafen. Um 0500 Uhr wurde das Licht eingeschaltet, 6 Männer wollen sich am kleinen Waschbecken waschen. Ab 0630 bringen Familienangehörige Frühstück für ihre Angehörigen.
Unser Entschluss, Rückflug nach Deutschland für die Operation, welche möglichst schnell (aus medizinischen Gründen) durchgeführt werden soll. Mit meinem ruhig gestellten Fuss und Gehstützen müssen wir die RELAX in eine andere Marina verlegen. Mit Gehstützen an Bord eines Segelbootes zu arbeiten erweist sich als nicht so einfach. Carmen hat echt zu tun!
Nun müssen noch die Ausreiseformalitäten für den „SKIPPER“ erledigt werden. Alles bleibt an Carmen hängen. Dann fährt sie nach Port Louis zurück, um dort bei den Behörden meine Ausreise zu ermöglichen,
Ich suche im Internet, wo man am besten eine Achillessehnen Operation durchführen kann/sollte. Meine Wahl fällt auf die CHARITE in Berlin. Wir machen RELAX fertig für eine längere Pause. OP und Reha erfordern einen ungefähren Zeitraum von 3 Monaten.
Dann geht es zurück mit der CONDOR nach Frankfurt und dann weiter mit der Lufthansa nach Berlin. Direkt vom Flughafen geht es zur Notaufnahme ins Virchow Krankenhaus der Charité. Dort verpasst man mir einen Spezialstiefel zur Ruhigstellung des Fusses. Gips wird heutzutage nicht mehr verwendet. Um 0200 Uhr morgens fahren wir nach hause. Am Nachmittag geht es zurück ins Krankenhaus, da am nächsten Tag die OP stattfinden soll.
Da ich in einem Krankenhaus außerhalb Europas gelegen habe, komme ich in eine Art „Quarantäne“. Einzelzimmer, medizinisches Personal muss Schutzkleidung tragen. Man will sicher stellen, dass ich keine „Multi resistenten Keime“ mitgebracht habe und hatte zuvor Abstriche an mir vorgenommen.
Die OP verlief (hoffe ich) normal. Nun bin ich an die Gehstützen gebunden, da ich mit dem operierten Fuss nicht, oder nur ganz leicht auftreten darf. Bereits nach einem Tag schwoll mein (letztes Jahr) operiertes Knie stark an. Zwei malade Beine! Um mein Knie nicht zu ramponieren, haben wir uns einen Rollstuhl besorgt.
Ich in praktisch zur Untätigkeit verdammt. Und das passt mir gar nicht. Ich hasse es, wenn ich zusehen muss, wie Carmen praktisch alles erledigen muss. UND ES WIRD NOCH WOCHENLANG SO WEITER GEHEN.
Wie soll das funktionieren!!??
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