Menschelnde Technik
02 March 2015 | Thiladhunmathee Atoll, Malediven
Kerstin
Wer jetzt denkt, wir verschwinden mal wieder ganz tief in unserer persoenlichen "Lop To im Paradies Blase" und schreiben fortan nur noch ueber das Segeln vor einer Traumkulisse, der irrt.
Auch uns ereilt von Zeit zu Zeit der kalte und unerbittliche Blauwasser-Segler-Alltag in der Einsamkeit der fast unbezwingbaren Natur. Quasi....
Am Abend ereilt uns ein kleines Drama. Unser Zauberstab verstirbt beim puerieren einer Kuerbissuppe. Was heisst ein kleines Drama.....
Gleich nach Lothar Foertmann, unserer Windfahne und unserem Autopiloten, gefolgt von Wassermacher und Tablet PC , haette ich wohl den Zauberstab gesetzt, haette mich jemand gefragt, welche technischen Geraete auf Langfahrt bedeutsam sind.
Nun muss es bis Reunion ohne gehen. Reunion ist quasi Frankreich und wir freuen uns bereits heute auf Baquette, Camenbert und guten Rotwein. Nun also auch noch auf einen neuen Puerierstab. Ohne Frage alles zu Preisen, die uns die Schuhe ausziehen werden, aber was mut das mut eben.....
Am Morgen darauf gehen wir Anker auf und motoren weiter gen Sueden. Leider wieder bei leichtem Suedwind. Zum Segeln nicht genug und noch dazu von vorne. Aber was macht das schon, wenn die Kulisse so schoen ist wie hier?
Und flach, wie wohl immer in den Malediven. Die hoechste geografische Erhebung des Landes misst ganze sechs Meter.
Ein Land also, indem selbst der Skipper einer Gipfeltour aufgeschlossen gegenueber steht.
Der endlose Horizont an dem wir entlang motoren, wird auch heute nur ab und an durchbrochen von kleinen Inseln. Eine Welt in blau, tuerkis, weiss und ab und an ein klitze kleines bisschen gruen.
Unser Tagesziel liegt 40 Seemeilen suedoestlich von hier, hoert auf den schoenen Namen Farukolhu und sieht zumindest schon einmal auf der Seekarte gut aus. Mal kein reiner Riffankerplatz, sondern ein Platz in der kleinen Lagune einer unbewohnten Insel.
Es gibt fraglos schlimmeres im Leben.
....was uns dann auch prompt ereilt. Die Nummer Zwei auf der Liste der fast unverzichtbaren Ausruestungsgegenstaende, unser Autopilot, beschliesst seine drolligen fuenf Minuten zu bekommen.
Ich schreibe jetzt hier bewusst mal nicht, er sei kaputt. Ist er auch (noch) nicht (ganz).
Bisher verabschiedet er sich nur alle zehn Minuten mit einem kurzen Alarmlaut in den Off Modus.
Der Skipper vermutet Kontaktprobleme. Also ein fast menschliches Phaenomen, das ich dementsprechend so gleich durch Besprechen des Piloten versuche zu loesen. Ich habe damit in der Vergangenheit bereits unerwartete Erfolge erzielt....
"Och Mensch, Autopilot, kannst Du doch jetzt nicht machen (Emotionalen Druck aufbauen). Wir brauchen dich doch (Emotionalen Druck erhoehen). Ohne dich geht es doch nicht ( Zu Kreuze kriechen). Oder muessen wir die Ersatzteilkiste rausholen und sehen was wir ersetzen koennen (Wenn du nicht so willst wie wir, bitte ...niemand ist unersetzlich)."
Das ganze menschliche Konfliktbewaeltigungs-Repertoire also, auf das wir Frauen ja bekanntlich so gerne zurueck greifen....
Es ist umsonst. Der Autopilot piepst und steuert uns mit Aussetzern und im leichten Zick-Zack Kurs durch das Thiladhunmathee Atoll.
Heute abend gibt es Sandpapier fuer die Kontakte. Zuckerbrot und Peitsche also auf der Lop To.
Schaun wir mal, wohin uns das bringt...