Ganz kurzfristig bin ich gefragt worden, ob ich ein Charterschiff auf "Malle" übernehmen würde. Die Segelagentur hatte ich vor zwei Jahren mal angeschrieben diesbezüglich, jetzt brauchte man offenbar ganz schnell einen Ersatzmann. Ok, wir haben uns auf drei Wochen geeinigt und eine davon ist ja auch schon vorbei. Eine schöne Woche, ich hatte eine ganz liebe Crew und wir alle hatten Spaß.

Segeln, baden, faulenzen, gut essen, irgendwie war ich hier der Miturlauber. Das Wetter war fantastisch, etwas wenig Wind vielleicht aber warm, immer um die 30 Grad und das Wasser in den Calas von Mallorca ist einfach herrlich, türkisfarben und sauber. Heidy, die erfahrene Charterseglerin hat uns köstlich bekocht, Martina hat nicht minder dazu beigetragen und vor allem mit ihrer immerwährenden Fröhlichkeit gepunktet und Johannes hat fleissig das Schiff geführt, Manöver geübt und dann noch seine SKS Prüfung bestanden. Gratulation. Tolles Team, es hat Spaß gemacht.

Hier mein Logbuch:

24. Juni 2012
10:00 Start vom Real Club Nautico Palma aus, wir wollen nach Südost, Cala Pi ist angepeilt
Zunächst unter Motor, es ist kaum Wind da,
Segelübungen, setzen, bergen, reffen, wenden und was man sonst noch so machen kann mit den Schoten und dem laufenden Gut
11:30 kommt etwas Wind, Motor aus, Kurs 140°
12:15 Wende auf SB-Bug, ein langer Holeschlag, 210°
13:30 Wende auf BB-Bug
16:00 Anker fest in der Cala Pi, 39 21,766 N / 002 50,068 E
Ein sehr schöner Platz, trotz einiger Schaukelei wünscht die Crew hier zu bleiben, wir finden abends noch ein nettes Kneipchen mit einer Großbildleinwand und sehen eine Halbzeit Fußball EM (wer gegen wen? hab ich vergessen)
Tagesetmal: 22,1 sm, 12 unter Segel, 10 unter Maschine

25. Juni 2012
10:00 Anker auf, allerfeinstes Sommerwetter, Kurs 160° nach Cabrera
10:35 Segel hoch, etwas Wind ist da
12:25 der Segelspass hält nicht lange an, der Wind will nicht mehr, also Motor an
13:20 fest an Mooring in der großen Bucht von Cabrera, 39 08,759 N / 002 55,991 E
ab ins Wasser...
15:20 ablegen unter Segel, Kurs 045° nach Cala Figuera
15:45 Delfine!
17:45 die Frauen planen das Abendessen, den Männern läuft das Wasser im Mund zusammen, der Törn entwickelt sich zu einem Gourmet-Törn
19:00 fest in Cala Figuera (oh Wunder, da gibt es nur 4 Liegeplätze und wir haben einen erwischt), 39 19,901 N / 003 10,235 E
Abends noch ein Spaziergang durch den wirklich schönen Ort und einen Absacker im Kneipchen
Tagesetmal: 22,4 sm, 14,4 unter Segel, 8 unter Maschine

26. Juni 2012
Nach dem Frühstück noch ein großer Spaziergang zum Torre, tolle Aussicht
12:00 Start, wir bekommen die Mooring des Nachbarschiffs in die Schraube (ich konnte das nicht verhindern, dass wir da rein treiben, hab ausgekuppelt, Standgas, es war aber nicht ausgekuppelt, die hakelige Schaltung hat ihr Eigenleben), Johannes taucht, der Junge vom Nachbarschiff hilft, wir kommen schnell wieder frei
13:00 Cala Mondrago, 39 20,927 N / 003 11,621 E
herrliches Baden, ganz gut besucht mit Schiffen, am Strand ist auch eine Menge los, trotzdem eine Traumbucht,
16:00 Anker auf, gaaanz langsames Segeln in die große Bucht von Porto Colom
19:30 fest an roter Tonne Nr 9, 39 25,239 N / 003 15,816 E
Wichtig: die Frauen haben koch- die Männer spülfrei, wir gehen essen
Tagesetmal: 8,5 sm, 6,5 unter Segel, 2 unter Maschine

27. Juni 2012
09:30 Start, Motorfahrt zur Cala Magraner, 39 29,007 N / 003 17,503 E
10:30 traumhafte Cala, wir sind fast allein, türkisfarbenes Wasser, 30,5° Luft, Wasser geschätzt 25°, eine Traumbucht
15:00 Anker auf nach Porto Christo, geruhsames Segeln, beim Anblick des Hafens kommt bei der Crew der Wunsch auf, hier nicht über Nacht zu bleiben, statt dessen zu Ankern in der Cala Magraner,
Crew´s Wunsch ist Skippers Befehl...
19:00 Anker unten, die Frauen zaubern wieder einmal etwas aus der Kombüse, Wein gibt´s auch noch, es wird ein schöner Abend. Mit uns liegt nur noch ein Boot.
Tagesetmal: 13 sm, 8 unter Segel, 5 unter Maschine

28. Juni 2012
10:00 Start nach einer etwas unruhigen Nacht, Schwell, Alkohol (?), aber die Natur entschädigt, gestern Abend haben uns die Ziegen ihre Kletterkünste gezeigt, die Möven krakelen unetwegt, man kann die Fische beobachten im glasklaren Wasser
Plan A: wir segeln zur Cala Pi und schauen uns dann abends das Halbfinale Deutschland - Italien an
Plan B. falls es in Cala Pi zu voll ist oder zu schwellig, geht's weiter nach El Arenal, zum Ballermann.
12:30 Stopp in Cala Santanyi, baden, ein Imbiss, wieder baden, es ist warm, wie jeden Tag
14:30 Anker auf, Segel hoch, die Nachmittagsbrise ist da und wir können endlich mal wieder segeln, teilweise Schmetterling
19:30 Anker fällt in Cala Pi, wir haben eingefädelt in eine Reihe von Ankerliegern
20:45 Fußball, public viewing im schon bekannten Kneipchen
- verloren, 0:2, so ein Schiet
Tagesetmal: 32 sm, 19 unter Segel, 13 unter Maschine

29. Juni 2012
06:00 klingelt der Wecker, das ist der Preis für das Fußball-Gucken hier an diesem Platz. Wir müssen Johannes um 11 Uhr bei seinem Prüfer für den SKS in Palma abliefern. 18 Meilen bedeuten mindestens drei Stunden Fahrt.
06:45 Anker auf und problemlos unter Maschine Richtung Palma. Besonderheit: Das Boot ist tropfnass, viel Tau.
10:00 Versuch, an der Tankstelle im Hafen von Palma anzulegen, nichts geht mehr, das Getriebe lässt sich weder vor noch zurück schalten. Glück: kein Wind, wir werden kaum abgetrieben und dass es uns erst hier erwischt, die Schaltung hakelt schon die ganze Zeit. Ein kurzer Anruf per Funk und ein Marinero holt uns mit dem Schlauchboot ab.
Die Hektik beginnt. Mechaniker rufen, feststellen, dass sich die Welle vom Getriebe getrennt hat und 30 cm nach hinten gerutscht ist, ein Wahnsinn, wäre sie ins Wasser gefallen, wären wir vermutlich abgesoffen. Über das offene Wellenlager wäre dann ordentlich Wasser eingelaufen.
Wie kann das passieren? Die Klemmverbindung Welle - Getriebeflansch ist normalerweise etwas ganz stabiles, da kann man das Boot dran aufhängen. Und die hat sich gelöst. Unglaublich.
15:30 Die Mechaniker werkeln, wir machen einen Ausflug mit der Eisenbahn nach Soller. Eine 80 Jahre alte Elektrobahn tuckelt uns in der Holzklasse hoch in die Berge. Heiss ist es hier, unglaublich, muss wohl an die 40 Grad rangehen.
Der angesagteste Eisladen der gesamten Insel wird gesucht und geplündert.
20:00 zurück in Palma, die Mechaniker sind nicht fertig, wollen morgen wieder kommen. Wir finden noch ein schönes kleines Restaurant zum Abschiedsessen.
Tagesetmal: 18 sm unter Maschine

30. Juni 2012
Die eine Crew geht, die andere kommt. Die Mechaniker werkeln bis gegen fünf nachmittags. Die Welle ist wieder fest, die neue Schaltung montiert, nur die tropfende Einspritzpumpe, die Ursache für des schlechte Anspringen, kann nicht repariert werden. Dann muss es halt so gehen. Der ganze Kahn ist überholungsbedürftig, etwas "plünnig".

Die neue Crew, wie wird es sein? Wir werden sehen. Jedenfalls sind wir jetzt zu acht und das ist schon ein großer Unterschied zu der überschaubaren 4er Gruppe letzte Woche. Die Sache artet in Arbeit aus...