Morgen geht es endlich los!
06 May 2010 | Canet en Roussillon
Silke
Seit unserem letzten Eintrag sind fast zwei Wochen vergangen und es ist eine Menge passiert. Anfang letzter Woche hatten wir sommerliches Wetter mit bis zu 27 Grad und die Kinder haben es genossen, den ganzen Tag nur in leichten Hosen und T-Shirt draussen sein zu können. Sie waren mit Joy Karussell fahren, am Strand, auf dem Spielplatz und natürlich stundenlang auf dem Trampolin. Dieser Sommertraum ging Mittwoch letzter Woche leider zu Ende, als Joy von ihrem abendlichen Anruf zu Hause die schlechte Nachricht mitbrachte, ihr Freund sei von einem Betrunkenen überfahren worden und liege mit Lungenversagen und einer Hirnschwellung im künstlichen Koma im Krankenhaus. Natürlich wollte sie so schnell wie möglich zu ihm reisen, um ihm bei den bevorstehenden Operationen zur Seite zu stehen. Selbstverständlich haben wir diese Entscheidung schweren Herzens akzeptiert und Joy am Freitag letzter Woche zum Flughafen Barcelona gefahren. Mittlerweile wissen wir, dass es Dario viel besser geht und die Hoffnung besteht, dass Joy ab Mitte Juni wieder mit uns segeln wird - wir drücken die Daumen für alle Beteiligten!
Wir hatten jedoch Glück im Unglück und konnten meinen Vater überreden, spontan zu uns zu kommen und uns zu unterstützen. Also ist er seit Sonntag bei uns an Bord und kümmert sich um unsere zwei Mädchen. Er bespielt sie nicht nur tagsüber, sondern sucht auch in der Nacht Annas Nukis oder Lenas "Lieblingmuhmuh". Eine grosse Erleichterung für uns, da wir uns entsprechend um unser Schiff und all die vielen Kleinigkeiten kümmern können, die es hier noch zu tun gibt - eine tropfende Dusche, nicht richtig schliessende Kästchen, die Installation des Bordnetzwerks, nicht perfekt genähte Sitzpolster im Salon, ein bisschen Wasser in der Bilge, und so weiter und so fort. Die Liste der To Dos für die Werftmitarbeiter ist lang und auch wir stehen jeden Tag mindestens einmal im Yachtladen, um noch Schäkel, Gastlandflaggen, Fendersocken und vieles mehr zu besorgen.
Am längsten jedoch hat uns ein geklauter Stoppschalter am Dinghy beschäftigt. Der Elektriker von Catana verbrachte drei Stunden vergeblich mit der Reparatur, bis er feststellen musste, dass nicht nur dieser Stoppschalter fehlte, sondern auch ein eingebauter Mikroswitch zerstört war, der sicherstellt, dass man den Motor nur im Leerlauf starten kann. Damit war es nun nicht mehr möglich, den Aussenborder zu starten und die Benutzung unseres Dinghys war damit ausgeschlossen :-( Wir haben uns tagelang um die Beschaffung dieses Mikroswitch bemüht - über den Caribe-Dealer in Deutschland, der uns an diverse andere Adressen verwiesen hat, im örtlichen Yachtladen, beim örtlichen Jetski-Dealer und und und ... Doch alles vergeblich. Schliesslich wurde es Daniel zu dumm und er griff zu einer bewährten Methode: dem Chefbastler der Familie (meinem Vater) die Schaltpläne und Photos von der Dinghy-Installation schicken, ihn dann anrufen und eine gute Stunde mit iPhone, Taschenlampe und Multimeter im Dinghy nach einer Ersatzlösung suchen. Das hat sich gelohnt - am Samstag Morgen konnte er den Motor erfolgreich starten und die erste Runde mit einem dicken Grinsen im Gesicht durch den Hafen von Canet drehen.
Theoretisch wären wir nun nahezu parat gewesen, endlich los zu segeln. Nur hatten jetzt Wind und Wetter etwas dagegen und am Dienstag ging hier die Welt unter: Dauerregen und konstant um die 40 Knoten Wind bei ca. 7 Grad Lufttemperatur. An Auslaufen war nicht zu denken, geschweige denn daran, einen Ausflug in die Berge oder sonst wohin zu machen. Gestern war es noch immer gleich windig, aber wenigstens mit viel Sonne und ohne Regen. Also haben die Mädchen mit Opa und mir einen Ausflug nach Collioure gemacht (ein wunderschönes altertümliches Städtchen am Fusse der Berge) und Daniel hat sich um die zahlreichen Handwerker am Schiff gekümmert, die sich nach dem stürmisch nassen Dienstag nun ebenfalls wieder auf's Schiff getraut haben.
Heute haben wir bei immer noch viel Wind und kaltem Wetter nochmals Einkäufe getätigt und planen nun, morgen endlich unseren ersten Törn mit der Saba anzutreten. Wir wollen der Küste entlang in Richtung Süden segeln und einige der vielen Ankerplätze besuchen. Laut Vorhersage sollten wir wenig bis keinen Wind haben und hoffentlich noch ein paar ruhige Tage verbringen. Wir freuen uns darauf und werden hoffentlich wieder regelmäþiger davon berichten.