Bereits morgens verabschieden wir meine Eltern, die von einem Fahrdienst zurück nach Malaga gebracht werden. Wir nehmen die Strasse von Gibraltar in Angriff. zum ersten Mal sind wir nur zu viert an Bord. Zwischen 2 nicht mehr ganz so heftigen Böen legen wir ab. Schwierig genug, denn eine Muringleine bliebt an unserem Bug an der Wasserlinie hängen. Wir haben zum Glück ein Schiff neben uns zum Anlehnen und genügend Fender draussen. Die Ausfahrt aus der Bucht von Gibraltar ist aufregend, auch mit AIS. Der Schiffsverkehr ist wirklich beeindruckend. Rund um einen fahren Frachter, rasen Fähren etc.. In der Strasse rollen wir den Code 0 aus und auf geht's. Der Wind nimmt immer mehr zu und aus den entspannten 15 Knoten, die Olivier vom Kat Inspirity noch gemeldet hat, werden auf Höhe von Tarifa dann 30. Wir rasen nur so dahin - Höchstgeschwindigkeit 14,5 kn und nahezu konstant über 10 kn! So schnell wollten wir eigentlich gar nicht fahren. Erst weit hinter Tarifa auf dem Weg nach Nordwesten nimmt der Wind langsam ab, dafür fahren wir den grössten Teil gegen rund 2 bis 2,5 kn Strom an. Entsprechend sind die Wellen extrem kurz und es hat ziemlich viele Schaumkronen (Wind gegen Strom). Aber unsere SABA nimmt es völlig gelassen. Bei uns flattert auch noch vor Tarifa die Wäsche zum Trocknen an der Reling, die Mädchen sitzen auf der Küchentheke und helfen Silke, Wraps für's Mittagessen zu machen. Genau auf Höhe Tarifa läuft die Katamaranfähre nach Tanger aus und passiert uns gefühlt in 5 Meter Abstand. Silke funkt sie an und vor lauter Flirten kann der Kapitän vermutlich noch weniger gucken. Er hat uns zum Glück vorher schon gesehen. Das konnte er gerade noch sagen, bevor er sie nachdrücklich zu sich auf die Fähre eingeladen hat und unbedingt küssen wollte. ;-) Man lernt: Nimm immer eine junge Frauenstimme für den Funk, du bekommst das Vielfache. Beide Mädchen schlafen zum Glück zwischendurch. Anna ist heute extrem schwierig drauf. Am späteren Nachmittag kommen wir in Barbate an. Gut gelegen ist auch schon alles. Es ist ein heisser und trostloser Hafen. Morgen wollen wir weiter ums Kap Trafalgar. Willkommen im Atlantik. Ein erstes richtig grosses Ziel ist erreicht. Wir haben das Mittelmeer verlassen, haben Afrika gesichtet und sind im Atlantik angekommen. Noch vor wenigen Wochen haben wir anderen Crews zugehört, die von ihren Fahrten und Plänen erzählt haben und waren immer beeindruckt von den Distanzen. Jetzt haben wir in 3 Wochen rund 900 sm zurückgelegt und sind gefühlt so richtig beim "serious cruising" angekommen. Tatsächlich haben wir selbst nun schon Ziele erreicht, von denen wir vorher nur andere erzählen hörten und die für uns extrem weit weg waren. Es ist ein tolles Gefühl, auch wenn wir uns jetzt auf eine etwas ruhigere Phase freuen.