vierter Seetag
27 December 2012 | auf hoher See querab Gibraltar
Rene`& Logbuchauszug Kapt. Harald Meier
Wir berichten vom Samstag den 24.11.12
Unsere Daten von 12:00 Bordzeit (UTC)
Position: N 36° 36,5“, W 011° 16,8“; Kurs 208°; in Fahrt 3 Tage 00 Stunden 12 Minuten
Etmal für 24 h = 86 sm, SOG-Schnitt = 3,6 kn; Gesamt: 410 sm (Motor 372, Segel 38), D-Speed = 5,7 kn.
1015 hPa; Temp. Luft 18°, Wasser 19°; bewölkt und Regen; Wind SW 4 Bf
Wir starten nach dem gewohnt guten Frühstück, mit frisch gebackenen Brötchen und Brot, in einen bewölkten und regnerischen Tag. Es ist wärmer geworden, doch für die stehende Wache an Deck ist Ölzeug angesagt.
Der Rudergänger bekommt noch eine dauerhafte Gesichtswäsche mit Regenwasser. Wir können leider nur mit Motor laufen, der Wind steht uns direkt auf der Nase.
Das Schiff rollt und stampft in vorderlicher See und Dünung. Beim wohlschmeckenden Mittagessen mit Frikadellen, Gemüse und Kartoffelbrei gibt es ein Problem. Wie halte ich bei dieser Rollerei die Soße auf dem Teller? Es gelingt nicht allen. Den Kartoffelbrei auf den Teller als Mauer auf der Backbord- und Steuerbordseite zu verteilen verspricht einigen Erfolg
Am Nachmittag leistet uns lange Zeit eine Gruppe von drei Delphinen Gesellschaft. Sie umspielen das Schiff und umrunden unseren Bug. Sie sind einfach schneller als wir. Der Regen gönnt sich auch mal Pausen. Die Sicht ist aber oft schlecht, weil es diesig ist. Vier Strich an Steuerbord lugt die Sonne bzw ihr Wiederschein zaghaft durch kleine Wolkenlöcher.
Wir kommen nur schlecht voran. Gegen 17:00 liegt an Backbord ziemlich querab in 300 sm Entfernung Casablanca in Afrika. Zwei Strich an Steuerbord liegt ca 400 sm entfernt die Insel Madeira.
Dem Ausguck auf der Back zeigt sich um 17:30 eine besondere Spätnachmittagsstimmung. Es ist stark bewölkt. Zwei Strich an Steuerbord gibt es kleine Wolkenlöcher. Man ahnt hier die Sonne und am Horizont zeigt sich auf dem Wasser ihr Wiederschein als leuchtender Farbstreifen. Vier Strich an Steuerbord ist es rabenschwarz, hier steht eine Regenfront. An Backbord begleitet uns der Mond, der durch Wolkenfetzen lugt. Hinter uns zeigt sich alles im Einheitsgrau. Die Begegnung mit Schiffen, die wir nicht nur im Radar sehen, wird zur Seltenheit. In 3 sm Entfernung überholte uns einmal ein großer Containerfrachter. Sonst gehört die See rundum nur uns.
Heute war die Crew außergewöhnlich hungrig. Wer gegen Ende der Abendessenszeit von 17:30 bis 18:30 in die Messe kam, glaubte die Heuschrecken seien eingefallen. Wust- und Käseplatten , vor allem auch die Platten mit Mozzarella und Tomaten, sind „leergefressen“. Selbst der Tee ist ausgetrunken. Die Köche mußten noch mal nachlegen, da in meiner Wache eine Nahrungspause
erst gegen 19:00 stattfinden konnte.
Um 18:30 versuchen wir durch das Setzen von Stagsegeln (Vorstengestag mit 52,2 m², Großstengestag mit 79,99 m² und Besanstag mit 37,92 m²) den Motor zu unterstützen und mehr Fahrt herauszuholen. Um 21:00 müssen sie aber wieder geborgen werden.
Die Rollerei nimmt abends wieder zu. Als das Schiff plötzlich stark überholt, wird die Freiwache in der Messe aufgeschreckt. In der Kombüse scheppert es ganz gewaltig, ein Schwung Platten hat sich selbständig gemacht. Hoffen wir mal, daß wir in der Nacht nicht aus den Kojen geworfen werden. Die nächtliche Wachzeit wird zur Routine und wir geniessen die freundlichen Weckrufe und Vorinformationen über Wetter und Kurs unserer vorausgehenden Wache.