Nebel Erlebnisse Hafen Saldanha oder CAT III approach auf See
24 April 2018 | Saldanha, 100 km nördlich Kapstadt
Ralph
Luftfahrt und Seefahrt haben viele Gemeinsamkeiten. Es fällt mir oft leichter Situationen in Luftfahrtvokabular zu beschreiben. So auch heute mal. Die Luftfahrtvertreter werden gleich verstehen worum es geht.
Danach in Klammern nochmal die Situation im Normaldeutsch-.
Das Happening:
Approach to Salandha Harbour mit GPS overlay. Wetter ok. Center approach line für die Berufsschifffahrt reserviert. (Anfahrt mit GPS zum Hafen Salandha)Auf Seeschifffahrtsstrassen hat Berufsverkehr Vorfahrt.
Hinter uns taucht ein großer Pott (Tanker) auf. Brav verlassen wir die Approach line und setzen uns parallel mit ca. 1,5 NM daneben.
Der Tanker läuft einen Knoten schneller, das ist gut, kommen wir uns an der Einfahrt nicht in die Quere. Nach vorne ist die Sicht nicht besonders. Der Tanker überholt uns. Plötzlich ist der Tanker verschwunden!? Und dann bemerken wir : NEBEL, pottendichter Nebel! Fahrt raus, Radar sofort an. Wir können den Tanker TCAS (AIS) gut beobachten. Dann urplötzlich der Funkspruch:"Sailing Vessel RELAX, this is ICE TRANSPORTER, we are turning starboard, keep clear of our track!" das heißt, er dreht in uns hinein! Viel Platz können wir nicht machen, ist doch neben uns eine Insel recht nahe, im Nebel unangenehm, obwohl ich die Insel auf dem Radar habe.
Tja, da fährt der Tanker einen non published missed approach (unerwartete Richtungsänderung) in unsere Richtung! Gebannt verfolge ich seine Kursänderungen. Nach 180 Grad Kurswechsel passiert er uns mit ca. 1 NM. Im Nebel ohne Sichtkontakt ist das für meinen Geschmack recht dicht. Ich frage ihn nach seinen Intentions: returning to Final approach fix (pilot pick up station Nr. 3) and enter holding. (Er dreht ab zurück wo er herkam)Da er augenscheinlich schon den Lotsen an Bord hat, frage ich, ob man eine Idee hat, wann der Nebel sich lichten könnte, Antwort des Lotsen: No idea.
Wir fahren langsam weiter mit Differential GPS und Radar. Es ist ein CAT III approach, definitiv. (Anflug bei Nebel)Hinter uns betätigt der Tanker wie vorgeschrieben sein Nebelhorn. Kurz vor der Hafeneinfahrt sehe ich auf dem AIS, dass viele dicke Pötte vor Anker liegen. Da wollen wir dann doch nicht durch!
Ich suche einen freien Teil der Bucht, um dort zu ankern, bis der Nebel verschwunden ist. Dann sehe ich auf dem Radar einen ziemlich "fetten blip" (Radarreflektion). Keine AIS Ausstrahlung! Carmen: eine Insel? Nicht gemäß Seekarte! Der BLIP wird größer und kommt näher, noch mehr Fahrt raus. Schicke Carmen nach vorne. Sie kommt zurück und meldet ein Geräusch schräg vorab. Das stimmt überein mit unserem Kurs. Ich habe das Radarziel auf 10 Uhr gebracht. Carmen meldet stärkeres Geräusch, wie eine Maschine. Das Radarziel bewegt sich aber nicht! Kann nur eine APU (Bordstromaggregat) sein. Und dann sehen wir einen verschwommenen Schatten seitlich, ca. 100 Meter neben uns. Ein Kriegsschiff mit grauer Tarnfarbe. Passt gut im Nebel.. Wir fahren weiter, bis wir einen Ankerplatz finden. Anker runter um 0920 Uhr, ausgiebiges Frühstück.Dieser CAT III approach mit unserem Schiff hat mich mehr Nerven gekostet als CAT III aproaches mit dem AIRBUS!
Nachtrag zum Verständnis: wir sind schon einigen Kriegsschiffen begegnet. Diese hatten nie ihr AIS (haben sie überhaupt eines?) eingeschaltet. So auch bei unserem Happening. Als sich der Nebel lüftet sehen wir das Kriegsschiff und erkennen es an der Nummer "301"! Dieses Schiff hatte sich uns zwei Tage zuvor sehr dicht genähert, fuhr uns vor den Bug und forderte uns über Funk auf: "keep clear of us" (halten Sie sich von uns fern). Wir halten an, es kommt ein größeres Schlauchboot mit einigen Leuten. Das Schlauchboot wird mit einem Kran an Bord gehoben und das Kriegsschiff dreht ab und lässt uns staunend zurück. Es hatte die Kennung "301" und nannte sich im Funkverkehr "Warship DRAKENSBERG"
Als wir den Ankerplatz nach Aufklaren des Nebels verlassen, fahren wir dicht vorbei und sehen, dass das Langstrecken- und Kurzstreckenradar in Betrieb ist. Es sind auch Personen auf der Brücke. Frage ich mich als alter Soldat, wie kann es mit Radargerät in Betrieb sein, dass sich ein Schiff (wir) im Nebel nähert und keine Reaktion erfolgt. Es könnten doch auch in Südafrika "böse Buben" Unheil anrichten!
Langsam wollen/müssen wir Südafrika verlassen. Morgen soll endlich unser neues Vorsegel ankommen. Ob es endlich passen wird? Wir hatten genug Überraschungen gehabt, noch eine können wir nicht gebrauchen!