Ungeplanter Stopp in Französisch Guyana
21 June 2018 | St. Laurent de Maroni
Ralph
Bild oben zeigt unsere Flussfahrt durch den Urwald. Nach Stunden wird eine Hütte sichtbar.
Eigentlich wollten wir direkt von Noronha nach Trinidad segeln. Die Windprognose war gut. Aber bereits nach einem Tag ließ der Wind nach. Es ging nur noch mit Spinaker oder Maschine. Lediglich in Regenschauern frischte der Wind auf und wir konnten ein wenig segeln. Eine neue Windprognose zeigte Wind noch weiter von der Küste entfernt. Also Motoren wir in die Richtung. Als wir dort ankamen, kein Wind aber eine Gegenströmung welche unsere Geschwindigkeit auf sagenhafte 1,9 Knoten reduzierte. Das ging nun gar nicht. Zurück Richtung Brasilianische Küste. Dort muss nahe der Küste eine günstige Nord-Strömung sein, sagt das Handbuch. Nach langer Zeit finden wir die Strömung. Aber immer noch kein Wind. Die Vorhersage sieht schlecht aus. Tagelang Motoren wir, unser Dieselvorrat nimmt stetig ab.
Wir erkennen, falls wir nach Trinidad Motoren müssten, dass unser Diesel nicht ausreicht. So entschließen wir uns nach French Guiana abzudrehen, um Diesel zu Bunkern. Saint Laurent heißt unser Ziel. Gute vier Stunden müssen wir den Fluss Maroni folgen. An den Ufern nur Urwald, der Fluss selbst eine braune Brühe.
In Saint Laurent befindet sich eine kleine private Marina. Einklarieren ist einfach, befinden wir uns doch im Territorium der EU! Wir Bunkern 110 Liter Diesel in Kanistern. Bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit kein Spaß. Dann kurzer Besuch beim Supermarkt, um frisches Obst und Brot zu kaufen.
Die Stadt selbst hat einen historischen Hintergrund, welcher uns nicht bekannt war. Hier befand sich die französische Strafkolonie von der der Film "PAPILLON" handelte. Das Hauptlager ist noch erhalten. Bis zu 70.000 Häftlinge befanden sich hier rund um Saint Laurent in verschiedenen Camps verteilt. Napoleon wollte den "Abschaum" der Gesellschaft nicht in Frankreich für teures Geld durchfüttern. Die Stadt ist immer noch geprägt von alten Gebäuden im damaligen Baustil.
Ist LÜDERITZ in Namibia von alten deutschen Häusern geprägt, so ist Saint Laurent das französische Pendant. Der Fluss Maroni bildet die Grenze nach Surinam. Hier findet reger illegaler Grenzverkehr statt, welchen die französischen Behörden augenscheinlich nicht in den Griff bekommen. Ist die offizielle Einreisestelle, welche wir genutzt haben, praktisch verwaist, flitzen kleinere Motorboote von Surinam nach French Guiana und anders herum.
Schmuggel jeder Art ist an der Tagesordnung. Und wer in French Guiana an Land kommt ist schon mal automatisch in der EU angekommen. Über die soziale Situation will ich mich nicht auslassen. In Gesprächen mit Einwohnern ist zu erkennen, unglaubliche Zustände. Die aufgenommen Flüchtlinge kassieren für jedes Kind Kindergeld. Da die meisten gar nicht arbeiten wollen, ist es so angenehmer möglichst viele Kinder zu zeugen. So beträgt das Durchschnittsalter in Saint Laurent 15 Jahre!!!! Auf den Straßen wimmelt es von Kindern.
Der ungeplante Stopp hier war sehr interessant. Sowie die Flussströmung kippt, geht es zurück in den Atlantik Richtung Trinidad. Nur 600 Seemeilen. Die Windvorhersage sieht gut aus.