Etappenziel Trinidad.
11 July 2018 | Trinidad/Berlin
Ralph
Von French Guayana nach Trinidad beträgt die Entfernung ca. 600 Seemeilen. Von unserem Ankerplatz Saint Laurent fahren wir wieder fast 5 Stunden durch den Urwald hinaus zum Atlantik. Die letzten 2 Stunden weht uns ein starker Wind auf die Nase, welcher aus dieser Richtung wieder mal nicht vorhergesagt war.
Kaum im offenen Meer angelangt, schläft der Wind ein und wir müssen wieder mal unerwartet Motoren. In der Nacht, entlang der Surinamischen Küste müssen wir vielen Fischern ausweichen, die meisten ohne Positionslichter. Seltsamerweise nehmen zwei grössere Fischfangboote mit Positionslichter direkt Kurs auf uns und nähern sich unerfreulich nahe!? Vorsichtshalber ändern wir unseren Kurs und geben mehr Motorleistung. So finden wir in dieser Nacht kaum Zeit in unseren Freiwachen für eine Mütze Schlaf. Zu zweit lassen sich die Situationen besser einschätzen.
Um die Küste Venezuelas machen wir einen größeren Abstand. Nachrichten von Überfällen auf private Schiffe lassen uns vorsichtig sein. So schalten wir unsere Positionslichter in der Nacht aus und nutzen vermehrt unser Radar zur Sichtung von Schiffen.
Einige Meilen östlich von Trinidad nimmt der Schiffsverkehr erheblich zu. Der Seeweg aus der Karibik in den südlichen Atlantik führt durch die Meerenge zwischen Trinidad und Tobago. AIS ist hier wieder eine große Hilfe. Einige der Frachter wollen in die gleiche Richtung wie wir: Port of Spain in Trinidad.
Als wir uns entscheide eine schmale Durchfahrt nach Süden als Abkürzung zu nehmen, muss ich feststellen, dass ich (sehr müde morgens um 0500 Uhr) die Gezeiten nicht in Betracht gezogen hatte. So hatten wir die Strömung auf die Nase. Bei einer Geschwindigkeit von 1,5 Knoten über Grund brachen wir ab und nahmen nun doch die längere Strecke mit schwächerer Strömung in Kauf.
Gegen 0830 Uhr legen wir am Zoll-Dock an, um einzuklarieren. Papierkram nach englischen Maßstäben. Dann verlegen wir uns an eine Boje und fallen in unsere Koje.
Bis hierher haben wir nun ca. 5600 Seemeilen (10.400 km), gemessen von Kapstadt, mit nur kurzen Unterbrechungen hinter uns gebracht. Unzählige Segelmanöver, Reffen, Spinnaker, Segel runter, Motoren, haben uns auf Trab gehalten. Dann wieder Starkwind. Das ging nicht spurlos an uns vorbei. Carmen hat mindestens 2 Kilo abgenommen und das bei ihrem Leichtgewicht. Ich, leider keiner Gewichtsabnahme. Dafür ist wieder mal meine alte Wirbelsäulenverletzung (Schleudersitz) erheblich bewegungseinschränkend in Erscheinung getreten. Gleichzeitig machte mein frisch operiertes Knie auch noch Probleme.
So waren wir froh, endlich in Trinidad angekommen zu sein. Aber auch hier ging es gleich weiter. RELAX muss ins Trockendock, erforderliche Reparaturen müssen koordiniert werde.
Da Carmens Arbeitsbeginn der 1. Juli war, standen wir schon unter Zeitdruck.
Der Flug mit CONDOR von Tobago war ausgebucht. So flogen wir von Trinidad nach Miami, weiter nach Frankfurt, dann nach Berlin. Insgesamt waren wir mit Transfer zum Airport und nach Hause ziemlich genau 29 Stunden unterwegs.
Gut war, dass uns Deutschland mit herrlichem Sommerwetter erwartete. Kurzer Ruhetag für Carmen und schon ist sie wieder dienstlich unterwegs nach USA. Ich habe mir sofort einen Termin beim Chiropraktiker besorgt. Nun ticken die Uhren wieder mal anders. Bald aber planen wir die (wahrscheinlich) letzte Etappe (nach Florida) unserer Weltumseglung Die begann im Januar 2009 von Fort Lauderdale aus. Dort werden wir RELAX erst mal wieder hinbringen.
Und wie soll es weiter gehen? Auf jeden Fall gemütlicher! Die Bahamas sind immer noch, auch nach vielen anderen Revieren, unser "Heimat-Revier". In einem Punkt herrscht Einigkeit. Strecken nonstop über sehr lange Entfernungen sind NICHT vorgesehen!