Versammlung der Milliadäre
05 January 2019 | Gustavia, St. Barth
Carmen
Wir haben zur Abwechslung einmal eine Insel gefunden, wo wir garantiert nicht wieder hängenbleiben werden, weil es so schön hier ist.
Aber der Reihe nach:
Wir sind um 4.00 Uhr los, haben das Grosssegel mit einem Reff noch vor Anker gesetzt und setzen die Fock beim Rausfahren aus der Bucht. 12-15 Knoten sind vorhergesagt, bis zur nächsten Insel , St. Barthelemy sind es etwa 75 Meilen. Wir sollten es also noch vor Sonnenuntergang bis dahin schaffen, das ist zumindest der Plan.
Aus der Bucht heraus müssen wir noch mit dem Motor mit schieben, dann können wir segeln.
Am Horizont können wir 3 hell erleuchtete Schiffe ausmachen, wahrscheinlich Kreuzfahrtschiffe. Alle mit Kurs auf Antigua, also uns entgegen kommend.
Die erste Stunde schönes segeln, dann müssen wir den Kurs leicht ändern um uns mit dem ersten Kreuzfahrtschiff nicht ins Gehege zu kommen.
Zum Glück ist Vollmond und es ist nicht stockdunkel. Das macht segeln bei Nacht gleich wesentlich angenehmer.
Wir sitzen also ganz entspannt, noch etwas müde im Cockpit und betrachten diese schwimmenden Giganten der Ozeane. Und haben Mitleid mit der Besatzung auf der Brücke, denn die fahren ja hauptsächlich bei Nacht, damit das Schiff dann am Morgen in einem neuen Hafen einlaufen kann damit die Gäste dort einen vollen Tag vor Ort haben.
Kaum sprechen wir den Gedanken aus, fängt es an aufzubrisen , aus 15 werden 18 Knoten, 22, 25 Knoten. Wir haben zu viel Segelfläche draußen und müssen Reffen, sofort. Aber dazu müssen wir das Schiff in den Wind drehen, was bedeutet, wir fahren dem Kreuzfahrtschiff genau vor die Nase. Und das ist gar nicht weit weg.
Kurzes Zögern von Ralph, ich habe schon mal das Licht auf dem Vordeck angeschaltet und bin draußen auf dem Deck um das Grosssegel herunterzuziehen. Aber es hilft nichts, aus 25 Knoten werden 28 und innerhalb von Sekunden sogar 31 Knoten.
Sch......auf das Kreuzfahrtschiff, das Segel muss herunter, SOFORT! Innerhalb der paar Sekunden bis Ralph Relax im Wind hat und das Grosssegel losgeworfen hat, bin ich bis auf die Knochen durchnässt. Der Wind heult mir um die Ohren und das flatternde Vorsegel trägt ebenfalls dazu bei, dass ich das, was mein Skipper mir zuruft, nur bruchstückhaft verstehen kann.
Ging ich ja noch davon aus, dass wir nur Reffen wollen, wundere ich mich jetzt, dass das Segel fast unten ist.
Klar, ich wusste ja auch nicht, dass wir mittlerweile über 30 Knoten hatte.
Wir lassen das Grosssegel unten und sehen zu, ganz schnell wieder auf unseren alten Kurs zu kommen. Weil wir mittlerweile fast das frisch gebackene Brot auf dem Kreuzfahrtschiff riechen können. So dicht sind wir, und die Besatzung auf dem Kreuzfahrtschiff weiß auch nicht, wohin sie ausweichen sollen, weil unsere Absicht nicht erkennbar ist.
Geht aber alles gut aus, haben uns zum Glück auch kein Segel eingerissen bei dem starken Wind.
Ich muss erst mal trockene Klamotten anziehen, merke erst jetzt, dass ich total durchnässt bin.
Und dann kommt auch schon die Dämmerung und wir können sehen, was es mit diesem starken Wind auf sich hatte, das war ein großer Schauer, der uns überrollt hat. Jetzt haben wir auch wieder nur um die 20 Knoten und wir " Eiern" herum, weil wir nun absolut untertakelt sind, sprich viel zu wenig Segelfläche draußen haben. Zum Mäuse melken .....also wieder in den Wind drehen und das Grosssegel wieder hoch, aber jetzt mit reff 2.
Damit laufen wir gut die restlichen Meilen bis Gustavia, der Hauptstadt von St. Barth.
Und wie verhext, nach diesem Happening begegnen wir auch den Rest des Tages keinem weiteren Schiff!
St. Barth , so der Reiseführer, wurde aufgrund der strategischen Lage hart umkämpft von den Franzosen, Briten und Spaniern.
1784 haben die Franzosen St. Barth an Schweden abgegeben und im Gegenzug freie Handelsrechte in Göteborg bekommen. Daher rührt wohl auch der Name der Hauptstadt, Gustavia. Klingt ja nun nicht gerade französisch.
Die Schweden wiederum haben, warum auch immer, die Insel 1878 an Frankreich zurück verkauft und heutzutage ist St. Barth ein Überseegebiete von Frankreich!
St. Barth ist DER Hot Spot der Reichen und Schönen, hier treffen sich alles was Rang und Namen hat aus der Branche des Sportes, des Filmes, des Theaters, Sänger, Schauspieler und Adel. Sozusagen die Riviera der Karibik!
Klingt alles toll!
Und als wir gegen 16.00 Uhr hier sozusagen um die Ecke kommen bekommen wir fast einen Schlag!
Eine Megayacht neben der anderen, so weit das Auge reicht. 2 Kreuzfahrtschiffe liegen ebenfalls vor Anker und die fallen inmitten all dieser Superyachten gar nicht weiter auf! Irre!
Wir haben bestimmt schon viel gesehen, gerade erst in Antigua. Aber das hier sprenget selbst unser Vorstellungsvermögen!
Dutzende von Yachten liegen vor Anker und an Bojen, außerhalb des eigentlichen Hafens. Wir ergattern eine Boje, die solala aussieht und machen daran fest. Dieser Ankerplatz ist zwar inmitten des Geschehens, wir beide empfinden ihn aber nur als schrecklich!
Der Schwell steht in der Bucht, ständiger Bootsverkehr durch Beiboote, die in den Hafen fahren, laut, Relax eiert hin und her.
Wir schauen uns nur an und wissen beide, morgen früh machen wir hier wieder den Abgang. Das ist gar nicht das, was uns gefällt!
Beiboot runter, rein in den Hafen, wir klarieren ein und gleich wieder aus, zahlen 18 Euro dafür und laufen dann noch durch die Hauptstraße. Ein Uhrengeschäft neben dem Anderen, in den Auslagen aber nicht etwa Swatch oder Fossil Uhren sondern nur Mühle, Rolex, Cartier, Breitling und IWC.
Wir trauen uns erst gar nicht auf die Speisekarten der Restaurants zu schauen.
Schickimicki und Reichtum pur. Ähnlich wie Monte Carlo oder Cannes. Der Spielplatz der Reichen eben. Bezeichnenderweise liegen nur 3 richtig große Segelyachten hier, sonst alles nur Motoryachten! Und was für welche, eine größer und schöner als die Andere!
Wir kaufen noch 2 Baguette, und dann schnell zurück auf unsere " Zwergen -Yacht", wo wir es uns Heilig Abend gemütlich machen und dem Treiben um uns herum zuschauen.
Und der Vorteil ist, diesem Ankerplatz werden wir definitiv nicht schweren Herzens verlassen.