Prèsqu'Gauguinauflauf
10 June 2018 | Kerdruc bei Rosbraz am Aven
Stanzi
Als dritter Kunde stand heute morgen um kurz nach 8h Michael beim Boulanger in Loctudy, um die bestellten Croissants abzuholen. Wir wollten zeitig los, denn wir wollten den Aven bei Hochwasser bis Pont-Aven, dem Städtchen, wo Paul Gauguin sein Wesen einst getrieben hatte, raufschippern. Gleich nach dem Ablegen um kurz nach 9h kam die erste Dusche. Und windstill war es auch. Also legten wir den Kurs im Navi an und setzten Danina per Autopilot auf Kurs. Die See war spiegelglatt und die Danina schaukelte ein wenig nervig Richtung Aven-Mündung. Ich vertrollte mich erstmal auf die Salonbank und genehmigte mir ein Mütze Schlaf während Michael im Cockpit weilte und sein Buch las. Nach gut zwei Stunden - ich war wieder wach und sass mit Michael spekulierend über die Wassertiefe des Aven in unserem Zielort Pont-Aven im Cockpit - sah ich auf der immer noch spiegelglatten Wasseroberfläche die Rückenflosse eines Delfins auf backbord auftauchen. Der war auch gleich wieder verschwunden und zeigte sich wieder an Steuerbord. Das ist immer genial, wenn man diese Tiere sieht. Ehrfürchtig starrten wir aufs Wasser, in der Hoffnung, ihn wieder zu sehen. Tatsächlich kamen kurz drauf noch weitere hinzu. Sie schwammen mit uns, drehten ab, kamen wieder und verabschiedeten sich dann nach etwa 1 Minute mit einem richtigen Schwanzflossenschlag auf die Wasseroberfläche. Als wollten sie sich mit einem ordentlichen Knall verabschieden. Das hob die Stimmung gewaltig (ein Segeltag ohne Segeln ist immer etwas traurig). Die Stimmung war auch nicht zu trüben, als das Wetter bei der Einfahrt in die Flussmündung echt trüb wurde. Es goß wie aus Eimern. Ich stand wacker am Steuerrad in Vollmontur mit Gummistiefeln - Hurra, der Sommer 2018!!!
So, jetzt hiess es “konzentrieren”, denn wir hatten keine detaillierte Flusskarte und wollten den Fluss etwa 3 nm flussaufwärts fahren, aber wussten nicht ganz, ob wir das mit unserer Wassertiefe von 1,70 m schafften. Immerhin beschrieben die Revierführer die Fahrmöglichkeit von Booten mit 2,50 m Tiefgang bei Hochwasser bis Pont-Aven. Ausserdem gab es rote und grüne Tonnen, die die Fahrrinne anzeigen sollten. Also wir los, zunächst bis Kerdruc. Da wurde es dann schon spannend, denn plötzlich hatten wir nur noch ‘nen knappen Meter Wasser unterm Kiel und noch eineinhalb Seemeilen bis Pont-Aven vor uns. “Pas de problème!” rief uns ein Franzose zu, nach Kerdruc wird’s wieder tiefer. Wir schipperten also zuversichtlich weiter und freuten uns auf den Liegeplatz an der Quaimauer mitten in Pont-Aven. Nach etlichen Mäandern und großer Nervosität (die Seekarte auf dem Navi zeigte an, dass wir “im Grünen” - also im Sumpf fuhren) und mit Hilfe der Satellitenkarte von Google Maps kamen wir schließlich klatschnass vom zweiten Regenschauer in Pont-Aven an. Das Städtchen sah mit seinen vielen Blümchen und hübschen Bepflanzung wirklich sehr malerisch aus. Langsam - die Wassertiefe betrug nur noch 1m unter’m Kiel - schlichen wir uns an die Quaimauer an. Irgendwie wurden wir skeptisch: Wenn wir jetzt Hochwasser hätten, und der Wasserspiegel bei Niedrigwasser um 3m sinken würde, dann reichten 1m Wasser jetzt aktuell für unseren Tiefgang von 1,70m nicht mehr aus. Bzw. dann müssten wir auf unserem Tiefenmesser jetzt mindestens 2,50m sehen. Sahen wir aber nicht. Selbst das Senkblei gab nicht mehr her: das Wasser war 2,70m tief und dort, wo wir gerade angelegt hatten, würde bei Niedrigwasser einfach kein Wasser mehr sein bzw. Danina trocken fallen. Damit wurden all unsere Gauguin-romantischen Anlegerträume zerstört und der Stadtbesuch auf eineinhalb Stunden reduziert, um noch rechtzeitig und mit ausreichend Wasser unterm Kiel weg kommen zu können. Wie gut, dass wir unsere nassen Regensachen auf der Danina gelassen hatten, denn wir bekamen tatsächlich noch einmal einen ordentlichen Regenschauer ab. Das war irgendwie schon wieder lustig. Wir versüßten uns den Aufenthalt bei einem Pâtissier, und legten um 16h wieder ab mit Zielort Kerdruc, wo wir bei der Flussaufwärtsfahrt einen kleinen Steg gesehen hatten.
Und der hat bei Hochwasser schicke 4m Wassertiefe - Das beruhigt sehr.
Hier am Steg, der keine Landverbindung hat, gibt es ein paar Vollplastikschwimmelemente (man kann die Dinger einfach nicht Boote nennen), die man sich ausleihen kann, um an Land zu kommen. Michael hätte Lust auf Austern (wie sind hier um die Ecke von Belon). Sollen wir es wagen? Oder wird es uns wegtreiben, setzen wir auf, kentern wir oder ertrinken wir im Regen? Heute ist irgendwie Alles drin. Zur Not auch Austerngeschlürfe in Rekordzeit!