Durban bis Cape Town
03 March 2015 | Cape Town
Rosmarie
So gut es uns hier in der Durban Marina gefallen hatte, kam was sich nicht vermeiden liess. Wir mussten wieder einmal Abschied nehmen von lieb gewonnenen Freunden. Dies feierten wir mit allen gebührend. Wir bedankten uns bei der ausserordentlich freundlichen und hilfsbereiten Staff der Marina, klarierten aus, füllten Vorrats Kisten, Wassertanks und bunkerten Diesel, zurrten alles fest an Deck und checkten nochmals das Wetter.
Wir bereiteten uns für den 22.02 zur Abfahrt vor, aber dann gabs doch noch einen Tag Verzögerung. Das Wetter hatte sich dramtisch schnell verändert. Ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner und sintflutartigem Regen brach über Durban herein, mit starken Winden bis 35kn in der Marina. Wir hatten ein paar Mal erlebt, dass der Wind plötzlich von einer Minute auf die andere so heftig über die Marina brauste.
Dann am 23.02 hielt die Green Coral nichts mehr und wir lösten die Leinen in Durban Marina.Das Abenteuer, "Segeln im Agulhas Strom" konnte beginnen. Der Agulhas Strom geht hinunter bis zu Cape Agulhas, ganz unten am Südzipfel von Südafrika. Wie schon mal erwähnt setzt der Strom von Norden nach Süden der Küste entlang und ist deshalb auch so warm (ca. 26°C). Hilft also demjenigen der auch in diese Richtung fährt. Wenn nun der Wind auch noch aus Nordosten bläst sind die Bedingungen perfekt, um sehr schnell nach Süden zu kommen. Bläst der Wind hingegen aus Südwesten, können sich Wellen von bis zu 20m Höhe auftürmen. Unvorstellbar! Da das Wetter sehr schnell ändern kann ist es wichtig, dass man akkurate Wetterinformation bekommt. Die Wetterfrösche (vom Peri-Peri-Net und vom South African Marina Mobile Net) hier sind zum Glück sehr erfahren und versorgen die Segler laufend mit den aktuellen Daten, wann ein Wetterfenster in Aussicht ist. Wenn sich die Wettersituation verschlechtert während man unterwegs ist, kann es sein, dass man umkehren muss und den nächsten sicheren Hafen anlaufen.
Unter Motor fuhren wir aus dem Hafen. Als wir draussen das Grosssegel setzen wollten, stellten wir fest, dass wir die Reffleinen verkehrt herum eingefädelt hatten. Peter, der noch keine Seebeine hatte, musste das mühsam ändern. Das Boot schaukelte wie wild hin und her denn wir hatten 3m Wellen und ordentlich Wind. Als das Gross dann endlich oben war, stellten wir weiter fest, dass die unterste Luvbox (Gleiter) defekt war, und die darin befestigte Segellatte heraus gerutscht war. Das wollten wir nicht flicken unterwegs. Also musste das Gross wieder runter und das Besansegel (hinterer Mast, viel kleiner) gesetzt werden. Dann hätte Peter noch das Stagsegel setzten sollen, er war aber zu müde dazu. Er musste sich erst mal ein paar Stunden hinlegen.
Mit Fock und Besan Segel war das Boot jedoch zu langsam um mit dem Autopiloten gesteuert zu werden. Deshalb mussten wir stundenlang von Hand steuern. Dann hatte das Antennenkabel einen Wackelkontakt und die Funkerei klappte überhaupt nicht. So musste Peter auch noch auf den Besanmast klettern um es neu anzuschliessen. So ein Krampf!
Endlich setzten wir das Stagsegel und konnten die Windfahnensteurung einrichten.
Am zweiten Tag befanden wir uns dann im Strom und wir machten sagenhafte 8.8kn Fahrt. Das war sehr ungewohnt für uns, denn normalerweise sind wir nicht schneller als 6kn.
Der Wetterbericht für die nächsten Tage war schlecht und so mussten wir in East London unseren ersten Halt einschalten.
Am späten Abend erreichten wir den sehr gut befeuerten, sicheren Hafen von East London. Um Mitternacht, im Schein der Hafenlichter, machten wir an einer Mooringboje im Buffalo River, vor der Brücke, fest. Hier war das Wasser merklich kühler (16,9°C) als draussen im Strom (bis zu 26°C).
East London ist kein toller Ort, die Hafenanlage hat ein paar hässliche Industriegebäude, den Polizeiposten bei dem wir uns melden mussten und ein Restaurant. Der Ort selber ist etwas weiter hinten im Tal und nicht sichtbar. Wir mussten dem freundlichen Beamten nur den Flightplan (heisst wirklich so), mit unserem nächsten Bestimmungsort, abgeben. Dieses Formular wurde dann dorthin gefaxt. Das war alles! Wir probierten danach gleich das Restaurant Footprint aus. Die Bedienung, gelangweilt aber freundlich, wartete auf die Mittagsgäste.
Das Essen war sehr gut aber die Portion sehr klein, dafür hatten wir gratis Internet Zugang. Einer der Kellner fing ein Gespräch mit uns an. Schon nach ein paar Minuten fragte er plötzlich ob wir ihn nicht mitnehmen könnten in die Schweiz. Er möchte unbedingt dort hin und bräuchte noch einen Sponsor der für ihn bürge. Wir mussten ihn enttäuschen und erklären, dass das nicht gehe, weil wir erstens noch sehr lange unterwegs seien, und zweitens keinen Platz für Gäste an Bord hätten.
Wir warteten drei Tage, mit relaxen, lesen und Sachen reparieren (auch die Segellatte wieder in der Luvbox befestigt), bis sich erneut ein Wetterfenster auftat.
Wieder lenkten wir das Boot in den Agulhas Strom. Und wieder war es schlecht steuerbar mit Autopilot und Windfahnensteuerung. Daran war wohl die Strömung schuld und der Wind der uns entgegen blies! Zum Glück nicht sehr stark und wir hatten bur 2½m Wellenhöhe. Der Grossschifffahrtsverkehr war beträchtlich. Frachter und Tanker waren in beiden Richtungen unterwegs und umzingelten uns. Wieder einmal waren froh, dass wir AIS hatten und so die Bewegungen der grossen Schiffe genau sehen konnten.
Die Fahrt bis zum Cape Agulhas ist abwechslungsreich und die Bedingungen sind einigermassen gut. Mit segeln und motoren lassen wir alle sicheren Ankerplätze aus, um so schnell wie möglich das Cape Agulhas zu umrunden. Leider sehen wir die Konturen des Kaps trotz Mondlicht schlecht. Danach ändert sich alles! Wir werden langsamer und die Wassertemperatur sinkt dramatisch auf eisige 12°C, so dass wir uns wärmer anziehen müssen. Im nu gibt es Kondenswasser überall im Schiff! Auch der Wind ändert dreht nach Nordwest und wir setzen mehr Segel.
Am Nachmittag erreichten wir die Valsbaai an dessen Südwestecke das berühmte "Cape of Good Hope" liegt. Sieht auch nicht wirklich spektakulär aus, mit grossem Parkplatz und eine Menge Touristen. Wir waren nicht sehr beeindruckt. Viel spektakulärer hingegen war der Sonnenuntergang, mit fast spiegelglattem Meer, ab und zu ein Seelöwe der sich auf der Wasseroberfläche in den letzten Sonnenstrahlen aalte.
Als wir zur Houtbaai kamen, sahen wir das es an den Hügeln des Konstatinaberges überall brannte. Ein schauriges Schauspiel in der Dämmerung. Das Feuer brannte auf der ganzen Flanke fast rund um den Berg noch zwei Tage weiter, hörten wir danach in Cape Town. War sehr schlimm für all die Leute die ihre Häuser aufgeben mussten und viele litten unter der starken Rauchentwicklung im weiten Umkreis des Feuers. Wir hatten Glück, dass der Rauch nicht aufs Wasser zu uns kam.
Nach dem wir den Duikerpunt erreichten tauchte das riesige Ankerfeld der grossen Schiffe vor uns auf, alle fast taghell beleuchtet. Sieht aus wie Weihnachtsdekoration von weitem! Wir schlängeln uns durch und erreichen die Royal Cape Yacht Club (RCYC) Marina um Mitternacht. Am Nachmittag hatten wir telefonisch einen Platz von der Marina zugewiesen bekommen. Dank der guten Beschreibung und der vielen Lichter der Stadt, fanden wir diesen Problemlos in der Nacht. Es erschien doch tatsächlich ein Segler (vom Boot "Renate") der uns half anzulegen. Wir tranken einen Manöverschluck (Grogg) und fielen danach wie tot in die Kojen.