Ankerwache
04 January 2017 | Puerto Deseado, Patagonien, Argentinien
Kerstin
Und dann......
Irgend etwas weckt mich um ein Uhr nachts.
Der Wind hat aufgefrischt, aber noch nicht zu sehr. Dennoch, irgendwas stimmt nicht.
Ich stehe im Cockpit und versuche mich zu orientieren, als Helmut den Kopf aus dem Niedergang steckt. Er peilt kurz und sagt "Scheisse, LEAVA ist vertrieben."
Und dann sehe auch ich das Ankerlicht neben uns. Sehr dicht neben uns.
Und das Ankerlicht von LEAVA ist noch auf seinem alten Platz.
Irgendwann heute Nacht ist ein weiteres Schiff eingelaufen. Und hat nur ein paar Meter neben uns seinen Anker geschmissen. Das wir nicht laengst zusammen gestossen sind, ist ein Wunder. Der Abstand zwischen uns waere fuer einen geschuetzten Ostsee Ankerplatz zu knapp. Hier ist er ein Witz.
Wir rufen auf Kanal 16. Einmal, zweimal. Beim dritten mal antwortet eine verschlafene Stimme. "Nein", sagt diese. Er koenne nicht umankern, er hat seinen Anker an unserem Heck geschmissen und wir haetten uns gedreht..... "Na das kommt ja ueberraschend , du Napfsuelze" denke ich und sage freundlich, so ginge es aber auch nicht. Er hat Bedenken, das er unseren Anker mit hochzieht, wenn er seinen hebt. Die Bedenken hat er zurecht. Und unsre Freundin mit dem Wohnmobil verpasst eine weitere Chance ihren Wortschatz zu erweitern. Sie ist abgereist.
Es folgt ein bisschen hin und her auf der Funke. Irgendwann schalten wir unsere Salingsbeleuchtung an. Und die Crew nebenan wird munter.
"We are to close". Ach was.....
Beim Versuch den Anker zu heben liegen sie irgendwann fuenf Meter neben uns.
Ich komme gerade eben dazu zu denken, das wir in den vergangenen Stunden ungeheures Glueck hatten, da hoeren wir erneut die Ankerkette ausrauschen. Helmut guckt unglaeubig. "Die ankern schon wieder."
"You are still to close" meckere ich ins Funkgeraet. "We do night watch" sagt der Brasilianer. "No. You are lifting your anchor. Now."sage ich.
Das brasilianische Boot trollt sich. Motort ueber den Fluss und geht am Prefektura Boot laengsseits. Ist verboten, aber das finden sie schon noch frueh genug raus.
Aus dem Morgengrauen, das gerade ueber das Sueduefer des Flusses kriecht, hoeren wir begeistertes "Boe,boe". Wir haben hier scheinbar Fans gefunden. Eine Truppe Pinguine fuehlt sich wohl gut unterhalten.
Es ist der vierte Januar. Die letzte durchschlafene Nacht ist solange her, wie die letzte warme Dusche. Irgendwann Ende letzten Jahres.....
Das neue Jahr, es kann uns mal....