Der Wurm
21 January 2017 | Suedatlantik, irgendwo vor Mar del Plata....
Kerstin
Die chilenischen Kanaele waren unser Ziel. Na ja....
Es ist das erstemal in 17 Jahren, das wir ein Toernziel nicht erreichen.
Wenn wir die Situationen abziehen, in denen wir nicht genau wussten, wo wir eigentlich hin wollten... ;-)
Und nun?
Nun, wir sind bis Patagonien gekommen. 47°Sued.
Wir haben unsere Nase wenigstens einmal in die hohen Breiten des Suedens gesteckt.
Haben in der Caletta Hornos geankert. Sind durch die Pampa gestapft. Haben ein bisschen von der Wahnsinnslandschaft hier unten gesehen. Haben auf der Islas Leones Pinguine gezaehlt und Seeloewen betrachtet. Und einem Leuchtturm (fast) am Ende der Welt unseren Besuch abgestattet. Haben uns mit dem Wetter herum geaergert.
Auf den Rio Deseado haetten wir gerne verzichtet.
Leicht faellt uns die Abfahrt nicht. Trotzdem sind wir unendlich erleichtert als die Flusseinfahrt am Horizont verschwindet. Was fuer Tage......Scheisstage.
Wir schlagen Kurs St. HELENA ein. Da koennen wir auch ohne Ankerwinde festmachen. Und gefallen hat uns die Insel auch.
48 Stunden spaeter bricht der Hochdruckschlauch zwischen Drucktank und unserem Petroleum Herd. 30 cm Schlauch.....
Und eins der ganz wenigen Dinge, fuer die wir keinen Ersatz an Bord haben.
Warum nicht? Es weiss der Geier.
12 Stunden lang reden wir uns die Lage schoen. Ueberschlagen unsere Vorraete, die sich nun ohne die Moglichkeit kochen zu koennen, drastisch reduziert haben. "Ach was, bei ruhigem Wetter schmeissen wir den Ofen an und kochen darauf.....". Das war immer unser Notfallplan fuer solche Situation. Aber das Setzen des Schornsteins in diesem Seegang erweisst sich als Schnappsidee.
Irgendwann am fruehen Morgen setzt die Vernunft ein.
4000 Seemeilen, 4, 5 oder vielleicht auch 6 Wochen ohne Moeglichkeit zu kochen und nur mit sehr limitierten Lebensmitteln.
(Wer auf Langfahrt geht, mache sich bei Zeiten Gedanken, was ohne Kochmoeglichkeit noch an Proviant uebrig bleibt. Wir sitzen hier in Bergen von Nudeln, Kartoffeln und Reis.....)
Wir aendern nochmals unseren Kurs. Diesmal Richtung Mar del Plata. Die Reparatur von Ankerwinsch, Petroleumkocher und ein paar Tage Ruhe fuer uns stehen auf dem Programm. Dann sehen wir weiter.
Aber wenn der Wurm schon mal da ist. Kann er auch gleich bleiben....
Nochmals 48 Stunden spaeter gibt unsere Maschine in Flautenwetter Kuehlwasseralarm. Wir vermuten einen zugesetzten Waermetauscher.
Ohne Maschine wettern wir dann gleich noch eine Gewitterfront mit 50 Knoten+ Wind ab, dann kreuzen wir mehrere Tage gegen Nordwind an.
NORDWIND....wochenlang haben wir auf ihn gewartet.... Jetzt wo wir ihn so gar nicht brauchen koennen, ist er da.
Und bleibt. Drei Tage lang sehen wir Mar del Plata quasi am Horizont. Es sind noch 35 Meilen. Wir kreuzen, treiben in erneuter Flaute zurueck, kreuzen auf, manchmal laeuft unsere Maschine fuer eine Stunde, dann wieder Kuehlwasseralarm. Dann eine zweite Gewitterfront. Wir drehen bei. Kreuzen auf....
Die Lop To's und der Sueden.
Nun ja...