Guten Morgen liebe Briese. Seit viereinhalb Wochen sind wir nun auf See. 30 Tage. Ein Monat. Eine lange Zeit? Ja. Aber wir koennen nicht klagen. Wir haben Wetterglueck. Bisher weder Starkwind , noch Sturm. In den ersten Wochen noch sehr wechselhafte Winde. Boeig, viele Richtungswechsel, dazwischen auch einige Flauten. Ergo viel Arbeit an den Segeln. Einreffen, ausreffen, halsen, wenden. Manchmal taeglich :-)

Seit nun mehr vier Tagen aber Segeln vom feinsten. Das suedlich von uns durchziehende Tiefdruckgebiet beschert uns auf dessen Oberseite 25 Knoten steten Wind aus Nordost, spaeter drehend auf Sued. Wie bestellt, wir biegen ab in Richtung St. Helena. "Well done, from now on it will get easier"schreibt uns Jeff, ein Funkamateur von den Kanaren, der gemeinsam mit seinem Freund Jo aus Brasilien, Segler auf dem Atlantik betreut. Wetter, Ansprache, was immer man braucht. Wir freuen uns ueber seine fast taeglichen kurzen Emails. Und was sollen wir sagen, der Mann hat recht. Das Wetter sieht auch fuer die kommenden Tage gut aus. Die Meilen purzeln am GPS und die Stimmung an Bord ist gut. Wir fuehlen uns nicht mehr 100 % ausgeruht, sind aber auch nicht wirklich k.o.. Die Tage sie fliessen weiter in einander. Immer oefter bestimmt die Zukunft unsere Denke. Wir freuen uns auf Familie und Freunde. Fragen uns, ob wir uns zu schnell wieder gewoehnen werden an das europaische Lebensgefuehl, das immer alles verfuegbar ist. Lust auf Kiwi? Kein Problem. Oder lieber Himbeeren? Wieviel werden wir uns erhalten koennen, vom Leben der letzten Jahre? Nicht immer alles brauchen. Mehr das geniessen was man gerade hat. Oder mehr geniessen, weil man es gerade lange Zeit nicht hatte. Wieviel wird bleiben, von der Erkenntnis, das es mit viel weniger geht, als wir oft glauben. Hoffentlich viel....

Und wo werden wir naechstes Jahr sein? Naechstes Jahr eine kleine Ostseerunde? "Kein Toern laenger als 70 Seemeilen, das kann ich Dir versprechen"sage ich zu Helmut. Andererseits will ich unbedingt nach Stockholm, Gotland, Kopenhagen, Leaso, Anholt, auf den Goeta Kanal.... . War da nicht gerade noch die Erkenntnis, das weniger mehr ist? Schaun wir also mal, was kommt. Erst einmal kommt St. HELENA. Noch 828 Seemeilen und die endlich, endlich auf direktem Kurs, was rein psychologisch nicht ganz unwichtig ist.... Wir sind dreistellig. Weniger ist mehr. Hurrah!