Plan D, Cherbourg, unfreiwillig
20 July 2017 | Cherbourg, Normandie, Frankreich
Kerstin
Wir liegen in Cherbourg. Mit einem Problem an der Maschine.
Der Aussenkuehlkreislauf will nicht so wie wir. Wir sind dem Problem zwar auf der Spur. Ist aber noch nicht behoben.
Ausserdem ist gerade viel Wind und Regen.
Was Cherbourg nicht schoener macht. Cherbourg, eine Stadt, deren fast einzige Attraktion bei Tripadvisor eine Fabrik fuer handgenaehte Regenschirme ist.
So etwas sollte einen per se schon mal misstrauisch werden lassen. ....
Ja, das Wetter laest derzeit wirklich zu wuenschen uebrig. Die gestern fuer unsere Fahrt in Richtung Guernsey versprochenen westlichen 3-4 Windstaerken, in Boen 7, entpuppten sich als West 2, in Boen drei.
Guernsey haben wir somit zur voellig falschen Tide und Mitten in der Nacht passiert. Wir waren zu langsam.
Und ohne Motor.
Also zaehneknirschend weiter nach Cherbourg. Kaum an Alderney vorbei dann W 6, Boen 7. Grauer Himmel im Morgengrauen. Tiefdunkelgraue Stimmung an Bord.
Wer schon mal mit einem doch eher behaebigen Langkieler mit achterlicher 7 in einen unbekannten Hafen gesegelt ist, versteht das ich ein paar graue Haare mehr habe und der Skipper heute schon im 1900 ins Bett gegangen ist. Der Tag war anstrengend fuer ihn. Zudem plagt ihn eine dicke Erkaeltung.
Ja, die Lop To's haben gerade eine suboptimale Phase. Und nun auch noch Cherbourg....
Die mittelgrosse Hafenstadt, habe ich mir anders vorgestellt. Wie weiss ich nicht so genau. Aber zumindest unmittelbar um den Hafen herum, scheint die Stadt ihre besten Jahre weit hinter sich gelassen zu haben.
Der hiesige Yachthafen ist riesig. Ob er auch schoen ist. ...geht so. Dafuer ist er voll. Frankreich hat Ferien, England hat Ferien. Holland und Deutschland auch und wenn wir den Nationalflaggen glauben schenken duerfen, fluechten auch die Iren gerade sehr zahlreich von ihrer Insel.
Alle sind da, in Cherbourg, nur der Sommer nicht.
Zum Teil haben wir hier geradezu arktische Temperaturen. Finden nicht nur wir tropenverwoehnten Weicheier, sondern auch Liegeplatznachbarn, die mit Wollfaeustlingen an den Fingern in den Hafen segelten. Fleecepullover und Schal tragen eh' alle.
Leider haben wir (noch) keinen Heizluefter an Bord und im engen Hafen die Dieselheizung anzuschmeissen, trauen wir uns nicht. Die Rust ab und an und bei Wind, den wir heute ja reichlich haben, auch gerne mal aufs Nachbarboot.
Unsere Nachbarn sind zwar sehr entspannte Menschen, aber eins weiter....nun ja. Erbsenzaehler gibt es ueberall. Der Herr auf Stegplatz 18 war not amused ueber unseren Bugspriet, der doch tatsaechlich 30 cm ueber den Steg haengt. "Would you please pull your boat back, you are blocking my way". Ehm? Der Pontoon ist 2 Meter breit, man koennte auch einfach einen kleinen Schritt zur Seite machen. Na ja, vielleicht ist ihm das Wetter ueber die Leber gelaufen. Kaelte und Regen im Sommerurlaub frustrieren ja schnell.Auch wenn er als Englaender an sowas gewoehnt sein sollte.
Unseren Bugspriet vom Steg zu entfernen ist leider nicht ganz so einfach. Wir haben nicht grundlos so eingeparkt. (Sind eingeparkt worden, ein Gummiboot der Marina hat uns ins Hafenbecken gezerrt). Die Fingerstege sind arg kurz geraten und wir haben schon unser bestes versucht, moeglichst wenig vorne ueber den Steg zu haengen. Also taeuschen wir nochmal Bemuehen an und lassen es schlussendlich wie es ist. Regt sich sonst auch keiner drueber auf, nur der Herr von Nummer 18.
Fuer morgen orakelt der Wetterbericht einen Frontdurchgang. Noch mehr Wind. Und Regen.
Helmut orakelt die Reparatur der Maschine. Und ich werde noch einmal einen Blick auf Cherbourg werfen.
Vielleicht entdecke ich noch andere Seiten an dieser grauen Stadt am Meer.