Merenneito on Tour

Heute trennte sich die Crew wieder, einige wollten lieber den Tag in der Stadt verbringen, andere lieber segeln. Also legten wir gegen Mittag ab und machten noch ein wenig Manövertraining vor dem Hafen.

So kam Pieter auch endlich zum Wenden und Halsen, denn wir hatten 150sm hinter uns gebracht, ohne auch nur ein Segelmanöver dieser Art zu fahren. Das konnte und sollte nicht sein!

Nachmittags verschwand die Crew noch in die Stadt und den letzten Abend werden wir gemeinsam in einem Restaurant verbringen.

Heute lagen 55sm vor uns, denn das Ziel des Tages hieß Las Palmas de Gran Canaria. Um diesmal nicht spät anzukommen, warfen wir schon kurz vor acht Uhr die Leinen los. Die Yachten im Hafen von Santa Cruz spiegelten sich im Wasser des Hafenbeckens, ohne dass dieses von dem kleinsten Windhauch gestört wurde. So legte Pieter, ausnahmsweise ohne Leinenhilfe, gekonnt ab. Doch als wir aus dem langen Haupthafenbecken hinaus auf See kamen, kräuselte sich das Wasser und in der Ferne war das dunkle Band höherer Wellen zu sehen.
Es dauerte also nicht lange, bis wir den Wind fanden, und wie auf den Kanaren üblich, kam er recht plötzlich. Er erwies sich als richtig, das zweite Reff im Grossegel zu lassen und auch die Genua noch nicht ganz auszurollen.

Zuerst einmal mussten wir durch die Düse, doch war diese zu der frühen Stunde noch nicht recht ausgeprägt, nur wenig Wasser fand den Weg in die Plicht. Später ließ der Wind etwas nach und wir rollten die Genau ganz aus.

Der gestrige Flautentag hatte die Wogen geglättet, so dass wir ohne große Duschen, aber immer schön hoch am Wind, gen Gran Canaria segelten. Merenneito lief ganz wunderbar, die Rudergänger hatten sich jeweils schnell an die heutige Situation gewöhnt und so wurde es ein entspannter Segeltag bei herrlichem Sonnenschein.
Später flaute der Wind weiter ab, so dass wir schlussendlich unter Vollzeug dem Hafen zustrebten. Erst, als wir um die Spitze der Insel herum wollten, mussten wir doch die Segel bergen und den Motor zu Hilfe nehmen, um nicht noch stundenlang für die letzten vier Seemeilen zu benötigen.

Das Einchecken in die Marina dauerte lange, aber schlussendlich konnten wir doch an unserem Liegeplatz anlegen und guten neun Seestunden unser Festmachebier genießen.

Während wir noch mit der Bürokratie kämpften, waren Helena und Jan schon zum Einkauf aufgebrochen. Nicht nur das, sie kochten auch noch ein sehr leckeres Abendessen für uns.

Die letzten zwei langen Seetage führten heute zu laaangem Ausschlafen und sehr gemütlichen Frühstück mit leckerem Rührei, frischen Brötchen, duftendem Kaffee etc. Dazu strahlend blauer Himmel und ein leichter Wind aus Ost, so fühlt sich Urlaub an.
Helena und Jan verbrachten den Tag dann in Santa Cruz, während Pieter, Christian, Gerrit und ich uns dem Thema Hafenmanöver näherten. Dieser Hafen bietet vieieiel Platz für dieses Unterfangen. Der leichte Wind machte dabei schon deutlich, was Wind mit einem Schiff in langsamer Fahrt anstellt. So verbrachten wir einige Stunden mit rückwärts Fahren, an "Hindernisse" heran manövrieren und Längsseits gehen. Einen ganzen Steg hatten wir dafür für uns alleine - welch Luxus!

Danach wollten wir eigentlich noch ein wenig Segeln und MOB Manöver ausprobieren. Doch unterdessen war der Wind ganz eingeschlafen und so blieb uns nur das Manöver unter Motor. Die chaotische Welle vor dem Hafen machte dies spannend und wir hatten viel Spaß bei den unterschiedlichen Herangehensweisen.

In Ermangelung von Wind waren wir schon gegen 16 Uhr wieder fest und so konnten die Jungs den Rest des Nachmittages noch für einen kleinen Stadtrundgang nutzen.

Helena und Jan hatten dankenswerterweise eingekauft und auch das Abendessen zubereitet - lecker!

Der Samstag begann sehr früh, denn der Flieger meines ersten Gastes ging schon um acht Uhr, so war halb sechs die Nacht zu Ende. Um neun Uhr waren alle von Bord, was eher ungewöhnlich ist. Aber so konnte ich mich ein wenig um das Schiff kümmern und kleinere Schönheitsreparaturen durchführen.

Allerdings waren nicht nur meine Gäste weg, sondern auch der Teide, es war grau und zunehmend windig. Als Ostseesegler würde man bei den Sichtverhältnissen mit dem kurzfristigen Einsetzen des Regens rechnen. Stattdessen war es nur Sand, der von der Sahara kommend bis auf dei Kanaren getragen wird. Calima heisst dieser sehr warme Ostwind.

Nachmittags reiste meine neue Crew an und da zwei von ihnen noch ein Auto gemietet hatten, war die Erledigung des Einkaufs recht stressfrei.

Das Abendesse nahmen wir im Fischrestaurant ein und genossen die frische, gegrillte Dorade mit Kanarischen Kartoffeln und Mojo Saucen.

Die letzten Crewmitglieder kamen erst gegen halb zwölf, so dass wir doch recht spät in die Kojen kamen.

Heute konnten wir endlich den schon tagelang gehegten Plan in die Tat umsetzen und längsseits Gehen üben. Das U-Boot fuhr brav regelmäßig mit Touristen beladen von dannen, so dass wir den ganzen Steg für uns alleine hatten. Meine Crew arbeitete reibungslos zusammen und die Anleger gelangen fast alle so perfekt, als hätten wir die ganze Woche nix anderes gemacht.

Zwischendurch, wenn das U-Boot uns den Platz versperrte, fuhren wir rückwärts an den äussersten Steg und da der Wind unterdessen mit 4 Bf. durch den Hafen blies, war das nicht immer so einfach.

Benno verarbeitete unterdessen die Reste aus dem Kühlschrank zu einem leckeren Mittagessen. Während wir dieses einnahmen, stand die Frage an, ob wir noch ein wenig Spaßsegeln machen wollen, oder weiter im Hafen üben. Obwohl allen die Segelfreude ins Gesicht geschrieben stand, entschieden sie sich doch für weitere Hafenmanöver.

Der Nachmittag stand dann unter der Überschrift "Willkommen im richtigen Leben", denn nun ging es in die einseitig belegten Doppelboxen. Da ging der Puls doch bei allen ein wenig schneller, doch auch hier klappten die Manöver sehr gut. Auch der Ableger mit Mittelspring wurde zur Routine und wird sich damit hoffentlich in die Gehirne eingegraben haben.

Viel zu schnell war der Tag wieder um und wir legten ein letztes Mal, diesmal auf dem uns zugewiesenen Liegeplatz an. Das Schiff wurde wieder hübsch gemacht, die reparierte Genua 3 gesetzt, das Gross schön gelegt und das Deck gesäubert. Das letzte Anlegerbier schmeckte schon ein wenig nach Abschied, so ganz kann keiner glauben, morgen wieder im Flieger nach Hause zu sitzen.

Eigentlich wollten wir an der Tankstelle nun endlich üben, aber wieder wurde nix daraus, da sie besetzt war. In der Hoffnung, morgen in San Miguel bessere Bedingungen vorzufinden, sind wir dann lieber losgesegelt. Wie erhofft fanden wir kurz vor der Hafeneinfahrt den Wind, der uns mit sieben bis acht Knoten gen Teneriffa blies. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen eine Yacht, die wesentlich vor uns ausgelaufen war, gnadenlos auszusegeln.
Wir liefen etwas mehr Höhe, als nötig, da die Crew gerne auch Raumschotskurs mit Mereinneito ausprobieren wollte. Sie lief wieder ganz hervorragend und so konnten wir nicht nur das Segeln genießen, sondern auch noch das Halsen üben, wozu wir in dieser Woche noch nicht gekommen waren. Eingespielt, wie die Crew unterdessen ist, klappte es ganz hervorragend.

Auch das MOB Manöver Üben hat sich ausgezahlt, als ganz ausversehen die Boje über Bord fiel. Ohne großes Aufhebens wurde sie wieder eingesammelt.

Die Flautenzone vor Teneriffa war heute erfreulich klein und zum Schluss durften wir noch von der SW-Spitze bis zum Hafen San Miguel Kreuzen.

Den rundum schönen Segeltag beschlossen wir mit einem wunderschönen und einem zweiten, nicht ganz so eleganten aber dafür lehrreichen Anlegemanöver und dann dem wohlverdienten Festmacherbier.