Guter Wind
08 December 2019 | Nordatlantik 23N/31W
Alfred and Petra
Wir haben Glück. Der ARC-Wetterbericht gibt aus:The highest winds and swell will be confined to the S'rn halves of Grids CC and DD on the 09th as the ridge near the Azores weaken due to a
cold front approaching from the west. Das gilt für den 8.12. und 9.12. Prima, so kommen wir schnell voran. Wir lieben unser drittes Reff im Groß, aber das hatte ich
glaube ich schon erwähnt? Nachts ist es immer ein wenig ungemütlich, oft Regenschauer mit viel Wind. Heute Nacht hatte Alfred auf seiner Wache den beeindruckendsten
Squall bisher. Die Windanzeige blieb für mehrere Minuten oberhalb 30 Knoten (Bft 7). Nur mit dem Groß im dritten Reff fühlte es sich gut an, immer so 2-3 Windstärken
geringer. Das Boot macht trotzdem noch gut Fahrt, oft über 8 Knoten in solch einer Situation. Dazu Schauer und eine amtliche Welle, Nachts allein im Cockpit. Das kann
schon Spaß machen.
Tatsächlich sind die Nächte schon recht hart, wir werden aber am Tage immer wieder mehr als entschädigt. Es scheint immer die Sonne, so gut wie keine Squalls, und es
ist sommerlich warm. Apropos warm. Bisher hatten wir nachts unter dem �-lzeug immer noch Pullover und wärmende Unterwäsche an, dicke Socken in den Stiefeln. Das scheint
jetzt nicht mehr nötig zu sein, auch nachts wird es spürbar wärmer. Wir nähern uns dem Süden, was auch durch das Sommerdreieck nachts angezeigt wird, es steht morgens
hoch am Firmament.
An Bord sind alle Systeme grün, einzig das Quietschen des Autopilots ist doch noch nicht ganz weg. Er sollte nicht ausfallen, das würde die Überfahrt unnötig erschweren.
Aber wir haben dreifache Redundanz, wüssten uns auch dann noch zu helfen. Und am letzten Tag in Las Palmas habe ich doch noch Steuerseile und Klemmverbinder für die
Ruderanlage gekauft Auch die Stimmung an Bord ist gut, wir sind ein gutes Team, jeder bekommt ausreichend Schlaf und wir kochen jeden Tag ein leckeres Gericht.Naja,
manchmal ist es dann ein Fertiggericht, und die ein- oder andere Stunde mehr Schlaf wäre auch nicht ganz schlecht. Heute haben wir 1000 Seemeilen hinter uns, genau in einer Woche, unser
20-Tage-Ziel ist also noch drin. Gerade gibt's auch ein neues Etmal: 150 sm. Geht doch.
Konnte den Post heute am Tage (2. Advent) nicht senden, die Ausbreitungsbedingungen der Radiowellen sind dann wohl ungünstig. Deshalb hier diese kleine Ergänzung. Heute haben wir es uns so richtig gut gehen lassen. Statt mit Genua vor dem Wind zu kreuzen, haben wir heute die Genua weggerollt, konnten aber den Kurs zum Ziel nahezu anlegen. Waren dadurch natürlich langsam, nur so um 5 Knoten, bei 18 bis 23 Knoten Wind. Aber alles fühlte sich mal entspannt an, trotz der 4 Meter hohen Wellen, die jetzt genau von hinten kamen. Die Sonne schien, die ersten flegenden Fische landeten auf unserem Deck, wir kochten zwei warme Mahlzeiten (Omelette und Ratatouille) und hörten sogar mal wieder Musik im Cockpit. Wir brauchten das wohl nach der harten Nacht mit ca. 10 Squalls. (Petra hatte auf ihrer Überfahrt 2017 4 Squalls insgesamt!). Wir hätten die Genua ausgebaumt als Schmetterling fahren können, aber wir hatten einfach nicht die Energie. Sorry an diejenigen, die glauben, dass wir nicht Letzter werden. Es ist auch für uns schon ein wenig frustrierend, die Positionsmeldungen jeden Tag zu lesen, und Milena Bonatti an letzter Stelle zu finden. Heute waren dann zu allem Überfluss auch noch unsere 5 Knoten gelistet. Warum haben sie nicht unsere Nachtfahrt genommen, da stand oft eine 9 an erster Stelle...
Für die nächsten Tage wollen wir mit Genua und 3. Reff im Groß vor dem Wind kreuzen. So sind wir schnell unterwegs und können schnell auf Windzunahmen reagieren. Es sind für unser Gebiet immer noch im Vergleich die stärksten Winde und höchsten Wellen vorausgesagt. Es gibt also einen Zickzackkurs. Nachts mit Kurs eher nach Norden, am Tag nach Süden. Mal sehen, ob das die schnellere Variante ist.