No Problem
14 December 2019 | Nordatlantik 17N 46W
Alfred and Petra
Es ist immer noch sehr schön. Der Wind ist moderat, die Temperaturen heiß, aber angenehm heiß, tagsüber scheint die Sonne, nachts funkeln die Sterne und der letzte echte Squall ist schon eine Weile her. Wir nehmen uns Zeit uns
auszuruhen und gut zu versorgen, morgens gibt's Omelette und abends leckere Nudelgerichte. Heute haben wir es uns besonders gut gehen lassen, Entrecote mit grünen Bohnen und Kartoffeln. Petra hat ein Bolognese-Gericht (mit
Hackfleisch) vorgekocht, denn nach allem, was die Wetterberichte so hergeben, geht's zum Schluss noch mal hoch her. Bis 5 m Welle, um genau zu sein, und Böen größer 30 Knoten. Da haben wir heute schnell wieder das 3. Reff ins
Groß gebunden, denn heute waren gute Bedingungen, nur Bft 5 und 2 m Welle. Es war allerdings gar nicht so einfach, da wir es unbedingt unter Segeln probieren wollten, und wir haben ja (noch!) kein Ein-Leinen-Reffsystem für das 3.
Reff. Warum ohne Motor? Nun, er kann ja mal ausfallen. Leider ist das auch der Fall. Ja, wir sind ohne Motor. Die EVC (Electronic Vessel Control) ein simples Steuergerät zum Starten und Abstellen des Motors, reagiert nicht mehr auf
die gewünschten Befehle. Mal sehen, ob uns unsere Technik in Großenbrode noch ein paar Tipps geben kann, das Ding wieder zum Laufen zu bringen, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering. Solange die Energielieferanten nicht
auch noch ausfallen, sollte das kein Problem sein, zumal die Marina auf Saint Lucia (Rodney Bay) einen Tow Service (Schleppdienst) anbietet.
Seit gestern sind wir mit einem ESE-Wind Raumschots eher einen südlicheren Kurs gefahren, da der Wind heute Abend/Nacht aber auf NW drehen soll, haben wir schon mal gehalst. Wir hoffen dann mit Anlieger wieder Raumschots
recht zügig Richtung Ziel unterwegs zu sein. Zur Zeit weht der Wind aber noch aus Ost, wir fahren nur mit Groß (oder besser Klein, da ja dreifach gerefft, ich schätze es sind noch so ca. 20 Quadratmeter) fast reinen Vorwindkurs,
Raumschots hätten wir einfach ein zu schlechtes VMG, d.h. der Kurs wäre zu weit ab vom Ziel, und wir würden das auch nicht durch eine leicht höhere Geschwindigkeit der Genua ausgleichen.
Gestern haben wir versucht, mit ausgebaumter Genua und Groß im 2. Reff Schmetterling zu fahren (ein Segel nach Backbord, das andere nach Steuerbord). Leider schafften wir es bis kurz vor dem Dunkelwerden nicht, die Genua
ohne Killen einzustellen. Es sah aber beeindruckend aus. Die Spiere stand senkrecht vom Mast ab wie man es manchmal bei Fischerbooten sieht. Allein 5 Leinen waren an dem Baum angebracht: Toppnant, Niederholer, Schot,
For-Guy�" und Aft-Guy�", die beiden letztgenannten, um den Baum immer in derselben Position zu halten, auch wenn das Segel weggerefft wird. So schlägt er nicht, und ist sofort wieder einsatzbereit, wenn der Squall vorbei ist. Schade,
haben wir (noch) nicht hinbekommen, dann hätten wir mit Groß und Genua einen direkteren Kurs fahren können. Wir sind Blauwasser-Anfänger und haben schon ein wenig gelernt, müssen aber noch viel mehr dazu lernen. Leider
habe ich (Alfred) mir mein Knie bei der Aktion ein wenig verrenkt, ich dachte schon, es ist ernst, war es dann aber doch nicht, heute beim Anbringen des dritten Reffs war ich schon wieder voll im Einsatz. Voll ist das Stichwort. Einmal
bin ich voll auf die Sprayhood gekracht, sie hat jetzt einen recht ordentlichen Riss, aber da der Wind eh von hinten kommt, macht das nichts, meint Petra. Uns geht's sonst aber weiter gut, heute haben wir den ersten Paradiesvogel
gesehen, ein Zeichen für die Nähe der Karibik. Und unsere Freunde aus der ARC-Flotte schreiben Mails und SMS an uns, dass sie bald da sein werden und sich freuen auf ein Wiedersehen und wünschen uns viel Glück für die
Weiterfahrt. Die kommenden rauheren Bedingungen sind denen der ersten Woche sehr ähnlich, so dass wir dem mit Gelassenheit entgegensehen. Wir sind gut vorbereitet und freuen uns auf den Tow-Service der Rodney Bay
Marina. No Problem.
P.S.: Bilder gibt's später dazu. Wir verwenden hier auf See Kurzwellenradio, da sind wir über jedes Byte froh, dass übertragen wird
P.P.S.: falls uns jemand verfolgen möchte, es gibt ne APP: YB Races.