Karfreitagwanderung
10 April 2020 | Le Marin, Martinique
Petra | Sunny and warm
Zu der Atlantiküberquerung gibt es jetzt ein Video, das Alfred aus einigen unserer Handyvideos zusammengestellt hat. Es befindet sich über dem Post "Crossing" und auf YouTube unter https://www.youtube.com/watch?v=7uTs6FZD5fA. Viel Freude beim Schauen!
Um die Hoffnung, doch noch in die USA zu kommen, nicht ganz aufzugeben, beschäftigt sich Alfred auch mit seinem Visum für die USA. Er hat herausgefunden, dass er als Einreisender mit Segelboot statt eines ESTA-Visums ein B2-Visum braucht.
Bei unserem gestrigen Treffen mit Annemarie und Volker - die beiden saßen wieder in ihrem Tretboot, wir in unserem Dinghy - ging es jetzt mal weniger um die Möglichkeiten, einen sicheren Platz für die Boote zur Hurricane-Zeit zu finden (z.B. Costa Rica) als mehr um Hilfsprojekte und den Glauben - das waren sehr spannende Themen, die mal nicht vom Segeln handelten. Und nun zu der Beschreibung unserer heutigen Wanderung.
Heute Morgen um 6:30 hat Alfred spontan überlegt, mich bei der heutigen Wanderung wieder ein Stück zu begleiten. Die letzten Tage hat er pausiert, um sein Knie etwas zu schonen, das ihn etwas schmerzte, v.a. beim Bergabgehen. Wir gingen am Anfang den weiteren, aber ebenen Weg um die Stadt herum, der eine ganze Weile am Ufer der Bucht verläuft, um die Steigungen in der Stadt von Le Marin, das auf einem Hügel liegt, zu vermeiden. Weiter ging es bis zur Kreuzung am Baumarkt, wo sich die erste Steigung befindet. Es ist eine relativ breite Straße, die sich durch einen dschungelartigen Wald windet. Wir hören dort immer alle möglichen Vogelgesänge, Gezwitscher und Geraschel. In unserer Fantasie malen wir uns aus, welche Vögel und sonstigen Tiere darin leben. Gestern sah ich kurz nach dem Sonnenaufgang im Schatten großer Bäume ein marderartiges Tier gebückt aus dem hohen Gras am Straßenrand über die Straße in das Gebüsch auf der anderen Seite huschen. Es sah aus wie ein Marder mit langem, dickem Schwanz und einem in einer Linie mit dem Rücken verlaufenden langgezogenen Hals mit Kopf, mit leicht grau-grünlichem Fell. Wer weiß, was sich noch so in dem Dschungel verbirgt? Weiter ging es bis zu einer steilen kurzen Treppe, die durch die Häuser der letzten Siedlung führt, bis wir endlich die letzte steile Straße verlassen und auf einem Weg weiter wandern, der mich an landwirtschaftliche Wege erinnert, wie ich sie bei Wanderungen im Mühlviertel in Österreich, im Salzkammergut oder in Südtirol gesehen habe. Der Weg ist steinig, verwurzelt und uneben. Er führt uns an einer Wiese vorbei, auf der manchmal ein großer weißer Bulle steht, der aussieht wie eine indische Kuh, mit einem Höcker hinter seinen Schulterblättern. Von dort haben wir einen wunderbaren weiten Blick in das Tal, das sich in nördliche Richtung erstreckt, also in die entgegengesetzte Richtung der Bucht von Le Marin, die in Richtung St. Lucia bzw. Südwest verläuft. Im Tal zieht sich von einer Straße abzweigend eine relativ lange Palmenallee bis zu einer großen Farm. Auf den umliegenden Wiesen sehen wir manchmal viele kleine weiße und verstreute schwarze Punkte - eine große Herde von grasenden weißen Kühen und in schwarze Plastikfolie gewickelte Heuballen. Inzwischen sind wir schon auf der vorletzten Anhöhe angelangt - mit dem umwerfenden Blick auf die Bucht von Le Marin, in der das Wasser in den verschiedensten Blautönen schimmert und Hunderte von Segelbooten vor Anker liegen. Die Farben der Bucht verändern sich, wenn eine Böe darüber hinwegweht oder Wolken ihre Schatten darauf werfen. Bei Sonnenschein sieht man sehr genau, wo sich die Riffe und Untiefen befinden. Ich schlug Alfred mal zum Spaß vor, ihn telefonisch von hier oben anzuleiten, den optimalen Ankerplatz zu finden. Heute beschließen wir, nicht den letzten steilen Wanderweg bis zur Kapelle hochzugehen, weil aufgrund des Feiertags, Karfreitag schon einige Pilgerer auf dem Kreuzweg unterwegs sind. Stattdessen unterhalten wir uns noch ein wenig mit Michel, einem sehr aufgeschlossenen und mitteilungsfreudigen Mann, der hier oben in einer kleinen Hütte lebt, die auf einem wunderschönen, leicht abfallenden Grundstück liegt, von dem man diesen einmaligen Blick hat. In seinem Garten wachsen Mangobäume und Bananen. Seine 20 Katzen sollen Mäuse und Ratten fern halten - auch in der gesamten Nachbarschaft! Alfred hat die ganze Wanderung geschafft - ohne Schmerzen! Das freut mich und macht uns Hoffnung, dass es auch mit dem Knie wieder bergauf geht. Zufrieden machen wir uns auf den Rückweg, um nach der schweißtreibenden Wanderung unser "ewiges Frühstück" zu genießen.
Sonst hat sich nichts Neues getan.