Sint Maarten
30 May 2021 | Sint Maarten Simpson Bay
Alfred, Petra w comments to Hydrogenerator | Hot
Zwei Wochen sind wir jetzt auf Sint Maarten. Von der Insel haben wir allerdings bisher noch so gut wie nichts gesehen. Einmal sind wir mit dem Taxi auf die französische Seite gefahren, in die Bucht Grand Case zu einem Restaurant, bei dem alles stimmte: das Essen, die Bedienung, die Aussicht, die Atmosphäre. Ein anderes Mal besuchten wir das Restaurant des Sint Maarten Yacht Clubs direkt an der Hebebrücke, die vom Meer in die Simpson Bay führt. "Wie in Husum", meinte Petra. "Das Wetter ist irgendwie anders," meinte ich ergänzen zu müssen. Denn in Husum ist es selten auch abends um acht Uhr noch 30 Grad warm, oder? Dies waren unsere einzigen beiden Ausflüge bisher, wenn man von den Spaziergängen zum Geldautomaten und zum super Supermarkt Carrefour absieht. Allerdings gibt es direkt an der Marina eine sehr nette Bar, in der man leckere kalte Zitronenlimonade trinken oder eine kleine Speise genießen kann in den Pausen. Zweimal in der Woche wird sogar Live-Musik geboten: Donnerstags spielt ein Folksänger, der all die Lieder professionell vorträgt (Layla, Green Eyes, Californication, Wish you were here, While my Guitar...), die ich auch immer wieder übe - ohne allerdings auch nur annähernd in die Nähe dessen zu kommen, was er bietet. Und Freitags spielt eine kubanische Band a la Buena Vista Social Club. Voller Bewunderung schauen wir denen zu, die all die passenden Tänze beherrschen. Das Virus findet an solchen Abenden wenig Beachtung.
Den Rest der Zeit (so um die 90%) haben wir am Boot gearbeitet oder Arbeiten der Handwerker überwacht, beauftragt und bedient. Denn wir haben ja unseren Mast bzw. das gesamte Rigg überprüfen lassen, wozu der Mast aus dem Boot gezogen und an Land gelegt werden musste. Das muss vor- und hinterher auch nachbereitet werden, was wir selbst erledigen. So müssen die Segel abgeschlagen, alle Fallen, Schoten und alle Kabel, die durch den Mast laufen gelöst werden und der Baum mit Rodkicker abgebaut werden. Dabei fallen dann viele Reinigungs- und Wartungsarbeiten an, alles ist ein wenig rostig, verschmiert und auch abgenüdelt, was dann gereinigt, blank geputzt oder eben erneuert werden muss. Toll war das Angebot der Rigger-Firma F.K.G., wegen dessen gutem Ruf wir ja extra die weite Reise nach Sint Maarten unternommen haben. Denn sie geben zur Zeit 20% Rabatt auf alle Leinen, gute Dyneema/Polyester-Leinen von Gleistein. Da sich durch die nicht-destruktiven Risstests (Farbeindringtest) aller relevanten Riggteile herausstellte, dass unser Rigg sich noch in sehr gutem Zustand befindet, und damit die Kosten der Riggprüfung geringer ausfielen, als wir vorher angenommen hatten, haben wir bei den Leinen ordentlich zugelangt. Ein neues Groß (gelb)-, Genua (blau),- und Spifall (lila) erfreuen unser Herz jetzt jedes Mal, wenn wir im Cockpit sitzen oder vorn am Mast vorbeigehen und die bunten Leinen uns entgegenlachen. Und wir haben gleich die Chance dieser Arbeitsatmosphäre genutzt, um sechs weitere kleine Projektchen anzugehen: 1. Der Kabelanschluss des Radartopfes war korrodiert, und das gesamte Kabel musste ausgetauscht werden (leider ist es eine neue Generation Kabel, die nicht mehr an die Anschlüsse des alten Kabels passt, so dass im Boot jedes Einzellitzchen des Radarkabels in einer Kabelbox angeschlossen werden musste; immerhin 10 Stück!). 2. Die Halterung der UKW-Funkantenne war gebrochen, wir hatten eine Ersatzhalterung an Bord. Gut, dass der Mast gelegt worden ist und wir diese beiden Punkte entdeckt haben! 3. Einbau eines Wasserfilters in die Trinkwasseranlage. Die hatte Petra schon vor zwei Jahren in Großenbrode angeregt, der Einbau war damals aufgrund der Vielzahl der Aktivitäten unterblieben. 4. Einbau einer Seewasserpumpe. Identisch zu Punkt Drei. 5. Neue Halterung und Verbesserung der Hebemechanik des Hydrogenerators: nachdem wir die zweite Generation der Herstellerfirma Watt&Sea im Einsatz hatten, die sie uns kostenlos auf Kulanz zur Verfügung gestellt hatten und diese erwartungsgemäß nicht funktionierte - sie erinnert eher an Teile aus einem Playmobil-Baukasten für Kinder - haben wir jetzt zusammen mit F.K.G. eine dritte Generation in Eigenregie entworfen. Diese wird halten, mit Schrauben-Implantaten (wie beim Zahnarzt) und einer soliden Stahlplatte. Denn - oh, Schock - wir wollen nicht noch einmal unseren 5000 € Generator an zwei dünnen Leinen hinter dem Schiff herziehen. Als ich (Petra) nachts um 2:00 in meiner Nachtwache mal wieder einen Sargossa-Check machen wollte (man befreit den Hydrogenerator, der normalerweise am Heck des Bootes befestigt ist, vom Seegras), war ich schockiert und rief laut "Oh!", als ich sah, dass der Hydrogenerator hinter dem Boot an den Leinen schwamm und hin- und herbaumelte. Die Sicherung der kostenlos erstatteten brandneuen Ersatzteile hatte nicht gehalten! Obwohl Noel (der Schweizer Bootsbauer) und ich nach gründlicher Betrachtung nach dem Einbau uns einig waren, dass es halten müsste.
6. Teilsanierung des Teakdecks. Die überstehende Dichtungsmasse der Fugen wurde mit dem Cuttermesser wieder auf Teakholzhöhe abgeschnitten (ca. 300 m). Aus den Fugen, die bereits Undichtigkeiten zeigten, wurde die Dichtungsmasse entfernt und neue Dichtungsmasse eingespritzt. Haben wir übrigens beides machen lassen.
So hatten wir zeitweise fünf Handwerker gleichzeitig an Bord, und um die Schläuche für die Seewasserpumpe zu verlegen, mussten wir die Bodenplatten des Salons abnehmen, wozu wir wiederum den Salontisch ausbauen mussten. Die Verlegung der Schläuche haben wir selbst ausgeführt, worauf wir ziemlich stolz waren, da wir dazu auch noch den Kühlschrank ausbauen mussten und Petra in den dafür vorgesehenen Raum hineinklettern musste. Das sah lustig, aber auch irgendwie akrobatisch aus, "Schlangenmensch", fiel mir dazu ein.
Jedenfalls hatten wir eine Menge Spaß, und das Feierabendbier schmeckte umso besser. Happy hour von 5 bis 6, 1 $/Flasche.
Der Spaß wurde noch gesteigert durch das mehrfache Verholen vom Kranplatz zum Marina-Liegeplatz. Und der Marina-Liegeplatz hat es in sich. Zwei Bootsbreiten (weniger als 10 m) hinter ihm wird's flach. Zwei- von dreimal ging das auch gut, aber das Mal nach dem Mastsetzen habe ich ein klein wenig zu weit ausgeholt und plötzlich ging nichts mehr, auch nicht mit voller Kraft voraus. Was wir nicht beachtet hatten: die Tide, die den Wasserstand zu dem Zeitpunkt ca. 40 cm absenkte. Ich hatte richtig Angst um das Ruder, aber es berührte wohl nur sanft den weichen Modder. Unser Hafenchef kam dann mit seinem Dinghi und schob uns seitlich in tiefere Gefilde. Üblicherweise ist er bei den Anlegemanövern immer dabei, aber wir hatten Zeitdruck von der Riggerfirma, die uns vom Hof haben wollte. Gleichzeitig wollte unser Hafenchef einfach nicht von seiner wohlverdienten Mittagspause zurückkehren, was er uns zugesichert hatte. Um halb vier entschlossen wir uns dazu, es ohne ihn zu versuchen, was neben der Tiden-Nichtbeachtung unser zweiter Fehler war. Naja, als er uns dann von unserem Grounder befreite, klappte es im zweiten Anlauf dann wunderbar, und wir bekamen sogar ein Lob von ihm ("well done").
Jetzt sind wir also wieder bereit für neue Segelabenteuer. Verpflegung für drei Wochen haben wir gestern gebunkert, jetzt müssen wir nur noch die Covid-Einreisebedingungen der einzelnen Inseln studieren, um diejenige auszuwählen, die uns am Machbarsten erscheint. Im Moment sieht Dominica ganz gut aus, eine Insel, die uns auch wegen Ihrer vielen unberührten Natur interessiert. Aber vielleicht ankern wir auch erstmal ein paar Tage irgendwo, ausspannen, relaxen, baden, schnorcheln, lesen, Gitarre spielen, leckere Gerichte kochen und Abwaschen.