1000 Places To See Before You Die
22 June 2021 | Dominica
Petra | sehr windig und warm, 29 Grad
Post: 1000 Places To See Before You Die
Gestern, am 5. Tag unserer Quarantäne, zog ich mal den oben genannten Wälzer aus dem Bücherregal, den Alfred kurz vor unserer Abfahrt im Juli 2019 als Abschiedsgeschenk von Rainer bekam. Ich dachte, ich schaue mal, ob zufällig Dominica darin vorkommt. Tatsächlich! Dann blätterte ich in dem Kapitel "Die Karibik, Die Bahamas und Bermuda" und entdeckte, dass wir schon einige der Inseln bereist hatten, die darin vorkommen: Antigua, Barbados, Grenada, Martinique, St. Lucia, St. Martin, St. Vincent und die Grenadinen und jetzt Dominica! Und bei den Grenadinen wird empfohlen "Durch die Grenadinen Segeln". Mensch - dann sind wir den Empfehlungen von Patricia Schultz gefolgt, ohne es zu wissen! Curacao und Bonaire kommen auch darin vor und dort möchten wir auch hin, wahrscheinlich bald, in 1-2 Wochen. Wie wir uns dafür entschieden haben? Es war eine schwieriger Prozess, weil es auch für Grenada als Landaufenthalt fürs Boot gute Argumente gab. Wir kennen dort viele nette Leute, kennen die Gegebenheiten und mögen die Insel. Aber, wie Robert Frost es schon in dem Gedicht "The Road Not Taken" (Auszug, 1915) sagt,
Two roads diverged in a wood, and I--
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
Wir möchten eine neue Gegend kennen lernen und freuen uns schon auf die Herausforderung, von dort wieder in die östliche Karibik zurückzusegeln oder nach Panama - oh, wie schön ist Panama!
Nun sitzen schon etwas auf glühenden Kohlen, weil wir den 6. Tag in Quarantäne sind und darauf warten, dass wir endlich auf die strotzend saftig-grünen von Dschungel bewachsenen Berge von Dominica wandern dürfen. 6 Tage nur auf dem Boot zu leben ist schon etwas langweilig für uns. Am Anfang dachten wir noch, es sei mal ganz schön, ein paar Tage nichts tun zu müssen, aber wir merken schon manchmal anhand leichter Gereiztheit, dass wir etwas Bewegung und soziale Kontakte brauchen.
Gestern Morgen wurden wir getestet - es kamen 4 Personen, zwei Krankenschwestern, eine Verwaltungsbeamtin und der Beamte des Gesundheitministeriums (bei 70 000 Einwohnern arbeitet wahrscheinlich die Hälfte für die Regierung?). Die Verwaltungsbeamtin wollte erst einmal eine ausgedruckte Bestätigung der Zahlung der PCR-Tests, die ich ihr als PDF-Datei auf dem Handy vorlegte. Sie lehnte ab. "We don´t have a printer on the boat!", war meine hilflose Reaktion. Das schien jedoch bei ihr eine Art Helfer-Instinkt bei ihr auszulösen, sie verschwand und sprach mit den Krankenschwestern. Schließlich erbarmte sie sich, mir ihre WhatsApp-Nummer zu geben und bat mich, ihr die Datei zu schicken - puh, Glück gehabt! "When did you have your vaccination?", kam die nächste Hürde. Unsere Gehirne glühten und plötzlich fiel uns das Datum ein. Nächste Frage, "When did you get the second vaccination?". Alfred schlug vor, ihr die Impfpässe vorzuzeigen, die wir jedoch nicht mit hatten. Schnell gab ich ihr einfach ein Datum, das zwei Monate später lag. Passt! Auch sie wollte fertig werden und schrieb es auf. Geschafft - wir wurden getestet und konnten zurück zum Boot! Das war ja gerade mal gut gegangen. Wir fragten uns, wo unsere Agentin geblieben war, die unsere ganzen Daten und Fotos von all unseren Dokumenten einen Tag nach unserer Ankunft gemacht hatte und alles für uns organisieren sollte. Dann hieß es nur noch zu warten.
Glücklicherweise hatten wir in St. Martin gut eingekauft und konnten die 5 Tage mit frischem Obst und Gemüse überstehen. Auf Antigua wurde uns durch die Gespräche mit Anja und Ralf bewusster, dass wir jetzt vor Hurricanes auf der Hut sein müssen, also prüfen wir seit Antigua immer wieder die NHC app - wann taucht eine "tropical depression" auf, wie entwickelt sie sich und wann müssen wir womöglich schnell los. Wir wollen sobald wie möglich den Müll entsorgen und einkaufen, damit wir jederzeit startklar sind. Wasser haben wir genug, weil Alfred heute wieder den Wassermacher angeworfen hat. Zum Glück wurde dafür genug Strom produziert - durch die Solarpaneele und den Windgenerator. Es ist hier seit Tagen sehr windig, 15-30 Knoten. Da freuen wir uns, wenn es einmal ganz still ist, so wie gestern Abend. Sonst summt der Windgenerator unaufhörlich in verschiedenen Tonlagen, das Boot schwoit (wird vom Wind hin- und her gedrückt) und das Bimini flattert. Bei einer ruhigen See hingegen macht es uns Freude, abends lange im Cockpit zu sitzen und zu reden. Wenn es windig ist, ziehen wir uns mehr zurück in den Schutz des Bootinneren, lesen und spielen Gitarre im Salon.
Ich sitze im Cockpit in der Abendsonne, die gleich hinter den Cabrits untergeht, den zwei kleinen Hügeln, die die Nordseite unserer Bucht einschließen. Es ist inzwischen 17:30, das Testergebnis ist immer noch nicht da. Dann werden es wohl doch 48 statt 24 Stunden, bis wir frei sind. Eigentlich wollten wir heute an Land, sobald wir das Ergebnis haben, und im Purple Turtle (https://www.tripadvisor.com/Restaurant_Review-g667237-d7618831-Reviews-The_Purple_Turtle-Portsmouth_Saint_John_Parish_Dominica.html?m=19905) auf der Terrasse sitzen und die untergehende Sonne genießen. Nun verschieben das auf morgen.