Die Vorbereitungen
Es gab einiges zu tun, um los segeln zu können. Die Segel anbauen, das Boot innen aufräumen und sauber machen, einiges beim Bootszubehörladen kaufen (Stirnlampen, Imprägnierspray, Wasserfilter etc.). Zwei Arztbesuche bei Petra, um sicherzugehen, dass es unterwegs nicht schlimmer wird - Ohr und Zahn sind wieder ok. Der Wassermacher wurde gespült und sollte dann erst am Ankerplatz richtig in Betrieb genommen werden.
Die Gegensätze Curacaos
Was an Curacao auffällt ist die große soziale Ungleichheit, wie wir sie z.T. auch auf den Inseln über dem Wind gesehen haben. Es gibt hier Armut, uns ist jedoch nur ein Bettler begegnet. Im Gegensatz dazu stehen die Arztpraxen, in denen ich war, die sehr modern eingerichtet waren, in beiden waren niederländische, weiße Ärzte, wobei die Hausärztin einen Kollegen in der Praxis hatte, der dunkelhäutig war. In der einen Praxis musste man bar bezahlen.
Hier war der Standard z.B. im Gegensatz zu Grenada sehr hoch. Wir hatten den Eindruck, dass Führungskräfte oft weiß waren. Aber was heißt das schon bei der Kulturmischung aus Nachfahren afrikanischer Sklaven, Niederländern, Portugiesen, Südamerikanern, die hier auf Curacao leben und sich in einer dementsprechend gemischten Sprache unterhalten: Papiementu
Zum Teil gibt es sehr schön renovierte oder neu erbaute Häuser, daneben stehen Ruinen.
Als wir hier ankamen, erwarteten wir einen relativ hohen Lebensstandard und guten Service - es gibt auch beides - vereinzelt. Unsere Erwartungen sind nur z.T. erfüllt worden, z.B. beim Versenden unseres Wassergenerators. Es ist nicht so, dass wir uns beschweren, es ist hier jedoch doch karibischer als erwartet - das haben wir jetzt erkannt und akzeptiert.
Ablegen nach Plan
Zurück zur Curacao Marine-Marina - an dem Tag, Donnerstag, an dem wir starten wollen, soll es regnen, Freitag auch. Darüber machen wir uns erst Gedanken, als es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Strömen regnet und wir nachts immer wieder die Luken öffnen und schließen. Am nächsten Morgen sage ich zu Alfred, "Vielleicht fahren wir heute doch nicht los?". Alfred sieht zunächst auch kein Problem darin, einen Tag später loszufahren. Im Laufe des Morgens wird Alfred unruhig - er schlägt vor, doch loszufahren, weil es ihm nachts in der windstillen Marina immer zu heiß ist und er deshalb schlecht schläft.. Nachmittags soll der Regen auch nachlassen. Gesagt, getan - um 12:30 legen wir schließlich mit Hilfe unserer Liege-Nachbarn doch endlich ab! Wo wir hinfahren? Dank der sehr bürokratischen Hafenbehörde liegt es genau fest, weil wir eine Ankergenehmigung brauchen - für drei Tage und pro Bucht ca. 20 €. Also vom 2.-5.12. Santa Kruz Baai, vom 5.-6.12. Piscadera Baai und vom 6.-7.12. Fuik Baai. Das kommt uns als Segler sehr eigenartig vor, das vorher so genau festlegen zu müssen - wir sind doch kein Kreuzfahrtschiff. Naja, mal sehen, ob die Umstände es erlauben, an dem Plan festzuhalten.
Die erste Strecke
Endlich sind wir auf dem offenen Meer, nachdem wir durch den Kanal, unter der hohen Brücke und ohne Wartezeit an der Drehbrücke vorbei kommen! Es weht uns eine frische Brise von ca. 18-20 Knoten um die Nase und die Segel. Wir merken, der Wind kommt eher aus Südost als Nordost und überlegen, ob unser Plan so schlau war, erst in den Nordwesten zu segeln und dann in den Südosten - wir beraten kurz, ob wir den Plan doch ändern sollen und probieren ein Stück Richtung Fuik Baai zu segeln - oh, das ist kein guter Kurs, 180 Grad! Da würden wir nie ankommen. Wir sind schon relativ spät dran und beschließen dann doch am ursprünglichen Plan festzuhalten und drehen zurück Richtung Nordwest - zur Santa Kruz Baai, obwohl wir Bedenken haben, vor der Dunkelheit dort anzukommen, weil es schon 14:00 ist und die Strecke ca. 3 ½ Stunden dauern soll (laut Seaman Pro - unserem Wetter- und Routenplanungsprogramm von Meeno Schraders Wetterwelt - schönen Gruß an Schleswig-Holstein!).
Der Wind ist uns wohlgesonnen und wir fahren mit 6-7 Knoten bei 110 Grad AWA (scheinbarer Windwinkel zum Segel), sodass wir schließlich schon um 17:00 in der schönen Santa Kruz Baai ankommen. Wie schön!
Ankerversuche
Wir probieren in der Mitte der Bucht zu ankern, wie auch im Hafenhandbuch empfohlen, das uns ein Schweizer als PDF zugeschickt hatte, Beat, den wir auf unserer Hurricane-Fluchtfahrt unterwegs von Martinique nach St. Lucia trafen. Ich sehe vorne vom Bug aus ein paar große Steine, Felsbrocken oder Steinkorallen auf dem Grund, nachdem der Anker auf dem Grund liegt und schnorchele lieber, um zu checken, ob der Anker nicht stecken bleiben könnte,wenn wir ihn im Rückwärtsgang festziehen würden. Es sieht nicht gut aus - Alfred fährt ein paar Mal rückwärts und der Anker rutscht über den sandigen mit toten Korallen bedeckten Boden.
Plötzlich kommt ein Amerikaner mit seinem Dinghy vorbei und empfiehlt uns, neben seinem Boot in einer kleinen Nebenbucht zu ankern: "There´s really nice, soft white sand with a good hold!"
Das ist doch mal ein guter Tipp - Anker auf und der zweite Versuch klappt wunderbar - noch ein Schnorchelcheck und gut! Endlich Ruhe - wir genießen es, wieder zu ankern, es weht ein frische Brise durchs Boot und wir genießen den Sonnenuntergang. Rechtzeitig vor der Dunkelheit.
Nicht alles perfekt
Nach einer angenehm kühlen Nacht - 28 statt 31 Grad - müssen wir feststellen, dass der Charge Controller des Windgenerators nicht funktioniert - das heißt keine Ladung der Batterie durch den Windgenerator. Dann starten wir den Wassermacher und sehen, dass sich der Druck nicht aufbaut - er also auch nicht funktioniert! Wir probieren stundenlang verschiedenes aus, aber kein Erfolg - wir sind leicht gestresst und machen erst einmal eine Pause. Oh nein, unsere Pläne schwimmen dahin. Aber zum Glück funktionieren die Solarpaneele auf unserem Bimini noch besser als früher - ein Trost! Sie laden die Batterien tagsüber immer wieder voll auf, so dass wir uns wegen des Windgenerators keine allzu großen Sorgen machen müssen. Wobei wir natürlich trotzdem entscheiden, Sonntag zurück nach Willemstad zu segeln, um den Wassermacher und evtl. Das Ladegerät des Windgenerators reparieren zu lassen. Denn unser mittelfristiges Ziel ist es, Weihnachten und Silvester in den Bahamas zu verbringen und in den Bahamas ist Wasser rar und teuer, das Bier auch. Also, es bleibt spannend.