Erste Eindrücke
Tottenville auf Staten Island, c. 20 km vor New York City hatten wir gewählt, um es unseren Freunden einfach zu machen, uns zu besuchen. Und weil die Liegeplätze deutlich günstiger sind. Und weil es empfohlen wird, sich den New York Harbour - das sind die Gewässer rund um Manhattan, wie der Hudson und der East River, sowie die Upper New York Bay erst mal von einer der zahlreichen Fähren aus anzuschauen, bevor man sich mit dem eigenen Boot dorthinein wagt. Die erste Schnupperfahrt mit den "Öffis" in Kombination mit unseren Klapprädern sollte nach Brooklyn gehen, wo wir liebe Seglerfreunde treffen wollten, die wir auf Curacao kennengelernt hatten. Zuerst Zugfahren bis in den Norden von Staten Island, dann mit dem Bus über die Verrezano Narows Bridge, und schließlich mit den Fahrrädern bis zum verabredeten Treffpunkt. Das war schon mal spannend, vor allem die Erfahrung, dass der Zug und auch die Fähre nichts kosten, der Bus aber schon. Und wir hatten keine entsprechende Möglichkeit, im Bus zu zahlen. "What shall we do?" fragten wir den Busfahrer. "Take a seat," murmelte er etwas genervt. Hier müssen wir noch besser werden ... Das Fahrradfahren in Brooklyn, auch an den vielen Parks direkt am Wasser bei schönstem Wetter genossen wir sehr.
Die Fahrten auf den größeren Straßen ohne Fahrradwege eher weniger, das ist definitiv manchmal gefährlich. Hoffentlich wird das in Manhattan besser. Wurde es. Wir sind dann von einem Pier in Brooklyn mit einer Fähre nach Manhattan gefahren, mit um die 40 Knoten, rings um uns herum überall Schiffe und Boote, da bekommt man schon mal ein wenig Feeling - und Respekt. Die Fahrt am East River und durch die Batteries im Süden zur Staten Island Ferry war sicher und schön, überall Radwege. Und die Staten Island Ferry zeigte uns schon mal, wo wir demnächst langsegeln könnten.
Manhattan ohne Boot
Für die nächsten Tage entschlossen wir uns, erstmal zwei Tage in Manhattan zu bleiben, die Fahrt von unserem Boot aus bis in die "City" ist nicht gerade eine Kurzstrecke. Und wir wollten einige Abendveranstaltungen besuchen, was sehr unkomfortabel geworden wäre, würden wir nachts noch zurück zum Boot kommen müssen. Die beiden Tage in Manhattan genossen wir in vollen Zügen, wie klassische Touristen. Naja, nicht ganz, da wir unsere Klappräder dabeihatten. Eigentlich ist alles perfekt organisiert, Fahrradwege überall. Die Fahrt am Hudson entlang ist ein Traum. Und auch auf den kleineren Straßen ist alles o.k. Schwierig wird es auf den großen Nord-Süd-Straßen, wie der 5th, der Avenue of the (6th), der 7th. Probleme machen nicht die Autos, oder die höchstens dann, wenn sie einen beim Rechtsabbiegen übersehen. Probleme machen die Kuriere mit ihren E-Bikes und auch andere elektrifizierte Gefährte, die meist in doppelter Geschwindigkeit wie wir an uns vorbei wollen. Meist klappt das auch, aber der Schreck ist jedes Mal groß. Ein Rückspiegel wäre vielleicht nicht schlecht. Wie uns die Stadt und ihre Attraktionen in ihren Bann zog, möchte ich hier nicht en Detail beschreiben, schön wars (Rooftop Bars, High Line, Pier 17, Pride Parade an der Christoper Street, Rockwood Bar, Parks und Hochhäuser).
Törn zur Freiheitsstatue
Nach der Rückkehr zum Boot wollten wir es angehen. Ankern vor der Statue of Liberty und dann weiter durch den East River Richtung Long Island mit Mooring-Stop vor City Island. Wir lasen über die Strecke und planten fast einen ganzen Tag lang. Strömungen bei der Ausfahrt aus unserer Raritan Bay und danach beim Durchfahren der Narrows unter der Verrezano Bridge hindurch mussten koordiniert, die vielen Fahrwasser und Tonnen in der New York Bay verstanden und ein geeigneter Ankerplatz an der Freiheitsstatue bestimmt werden. Von den maximal 5 Knoten Strömung im East River um das Hell Gate mal ganz zu schweigen. Schließlich hatten wir die Routen festgelegt und in den Plotter eingegeben, die Zeiten entsprechend bestimmt, uns die einzelnen Fährlinien eingeprägt, alles gelesen, was uns unter die Augen kam. Im East River hatten wir noch kurz vor dem Ende unserer Planung bemerkt, dass man an der Roosevelt-Insel, dort wo das UN-Gebäude ist, nicht die rechte Seite nimmt, wie es einem logisch erscheinen würde, sondern genau die andere linke Seite wegen der Brückenhöhen. Auch hatten wir entschieden, südlich an Staten Island vorbeizusegeln, und nicht durch den Arthur Kill Kanal, obwohl das die kürzere Strecke gewesen wäre. Die südliche Variante versprach ein wenig Segelei, und wir konnten so unter der Verrezano Bridge durchsegeln, das wollten wir uns nun doch nicht entgehen lassen. Wir fühlten uns gut vorbereitet.
Spannend war das Timing. Zu früh bei der Brücke würde uns viel Gegenstrom bescheren, zu spät könnte bedeuten, dass wir beim Ankern in die Dunkelheit kommen. Wir segelten dann tatsächlich bei idealen Bedingungen (Halbwind, Bft. 4) noch ein paarmal hin und her, um den richtigen Zeitpunkt zu treffen.
Alfred nach dem Passieren der Verrezano Narrows Bridge
Ankern an der Freiheitsstatue
Was folgte, war einfach nur beeindruckend. Die Brücke, das immer größer werdende Manhattan, auch die Hochhäuser links (Hoboken) und rechts (Brooklyn) konnten sich sehen lassen. Und nachdem wir den Ankerplatz gefunden hatten, gab es einen Sonnenuntergang gratis dazu, Manhattan glitzerte erst in der untergehenden Sonne, dann in der dieser Stadt so eigenen Beleuchtung.
Und die Freiheitsstatue bewunderten wir von hinten, was wir als Zeichen werteten, dass die USA sich noch ein wenig anstrengen müssen, um den Begriff Freiheit wieder vollständig auf sich anwenden zu können. Zuviel passiert gerade.
East River
Wir waren so verrückt nach schönen Bildern, dass wir den Wecker auf 05:30 Uhr stellten, um den Sonnenaufgang zu erleben. Und tatsächlich, die Sonne ging direkt über Downtown Manhattan auf. Hat sich gelohnt. 'Anker-Auf' hatten wir für 10:00 Uhr festgelegt, da wir genau um 12:00 Uhr Hell Gate durchfahren wollten, denn dann sollte dort für 4 Minuten Stillwasser, also keine Strömung sein. Unsere Abfahrt verzögerte sich dann ein wenig, weil uns die US Coastguard über Funk ansprach und alle relevanten Informationen abrief, teilweise musste ich die Angaben mit dem "Nato-Alphabet" buchstabieren. Da war es hilfreich, dass Petra sich gerade auf eine Funkschein-Prüfung vorbereitet, und wir das Buchstabieren gerade gemeinsam geübt hatten. Schließlich hatten sie genug von uns und wir starteten unsere Motorfahrt durch die New York Harbours und den East River. Das war eine Mischung aus großartigen Aussichten und beherztem Ausweichen. Ein Schleppverband war mit um die 5 Knoten vor uns unterwegs, und es schien, als ob er auch mit dem Ziel Long Island Sound unterwegs war. Obwohl wir ihn leicht hätten überholen können, blieben wir hinter ihm. Der Profi würde zur richtigen Zeit bei Hell Gate ankommen. Brooklyn, - Manhattan, - und Williamsburg Bridge (BMW) zogen an uns vorbei, genau wie der Pier 17, auf dessen Rooftop wir die großartige Tash Sultana erleben durften.
Pier 17 Rooftop
Nach den uns schon gut vertrauten Downtown-Wolkenkratzern zeigten sich uns die Uptowner in voller Pracht, die Altehrwürdigen Empire State und Chrysler genauso wie die neuen "The Edge" und viele andere. Dann das UN-Gebäude, Flushing Meadows, La Guardia Airport, wo wir nochmal für eine Stunde die Segel hochzogen und zu unserer Mooring segelten. Der City Island Yacht Club wies uns eine Mooring zu, die wir dank einer daran befestigten Stange auch mit dem ersten Versuch fangen konnten, mit Petra am Ruder und Alfred als Fänger. Ein gutes Team.
Morgen geht's von hier aus mit den Öffis in die Stadt, noch eine Broadway-Show anschauen. Wer weiß, wann wir wieder hierher kommen.
Und am 4. Juli sind wir auch noch hier, die Unabhängigkeitsfeier mit einem großen Feuerwerk wollen wir uns nicht entgehen lassen.