Neue Nachbarn
25 July 2022 | Martha´s Vineyard
Petra | Sehr windig, bis 8 Bft, bewölkt, 28 Grad Celsius
Einladung zu den Nachbarn
"Come on over for a beer! You´re invited to join us", sagt der Mann mit dem sonnencreme-weißen Gesicht auf dem Boot, das mit Leinen an der Seite unseres Boots festgemacht ist. Alfred hatte gerade seinen Neid über das kühle Bier kundgetan, das unsere Nachbarn in der Hand hielten. Wir hatten zwar in der Brauerei in Bristol ein paar Dosen Bier gekauft, aber das war zu wenig für unsere Reise, weil es auf diesem Teil der Insel in Fahrradreichweite keinen Alkohol zu kaufen gab, "This part of the island is dry".
Wir waren gerade zurückgekommen von unserer 14-Meilen-Radtour über den südwestlichen Teil von Martha´s Vineyard, Aquinnah. Es war noch ein schöner sonniger Tag mit mittlerer Brise, gegen die wir nur auf der Hinfahrt etwas anradeln mussten. Der Anfang war der leichteste Abschnitt, fünf Minuten mit der Fahrradfähre über die Einfahrt der Menemsha-Bucht. Die Insel Martha´s Vineyard, auf der wir seit dem 22.7. sind (nach einer Nacht vor Anker in der Third Beach-Bucht/Newport, Rhode Island und zwei Nächten vor Anker in Hadley Harbor, Massachusetts), erinnert Alfred und mich an Amrum, Sylt oder vielleicht ein wenig an Rügen, wegen der Dünen und einiger abgerutschter Steilküstenabschnitten. Sie ist eine sehr schöne, aber auch teure Ferieninsel (ca. 60 % teurer als das Festland - vielleicht vergleichbar mit Sylt?), auf der auch einige wohlhabende Amerikaner, so wie die Obamas, Anwesen besitzen.
Segelprofi
Wir luden die Fahrräder, die Rucksäcke, die Dinghytasche vom Dinghy wieder auf die Milena Bonatti, die jetzt an einer Mooringboje im Hafenbecken lag (zum Schutz vor dem starken Wind am Montag, 25.7.) und stiegen über die Reling auf das Nachbarboot. Wir wurden gleich herzlich begrüßt von Rod, Cynthia und Patrick und bekamen die Ehrensitze, zwei gepolsterte Klappsitze, und ein kühles Bier in die Hand. Wir unterhielten uns angeregt über unsere bisherige Segelreise. Cynthia fragte uns, wer die interessanteste Person sei, die uns auf unserer Reise begegnet ist. Das war ein schwierige Frage. Darüber mussten wir eine Weile nachdenken. Dann fragte sie, welcher Ort uns bisher am besten gefallen hat. Wieder eine schwierige Frage, da ich oft schon dachte, "Wie schön es hier ist! Hier kann ich mir vorstellen, zu leben.". Dann weitete sie ihre Frage auf fünf Orte aus. Dann begannen wir, aufzuzählen: Roscoff/Bretagne, Galizien/Costa da Morte, Grenada, Dominica, Bahamas. Rod und Cynthia waren Neulinge auf dem Segelboot und Patrick, stellte sich schließlich im Laufe des Gesprächs heraus, ist Profi-Skipper und ehemaliger Profi-Regattasegler. Also war Alfreds Sorge um das Anlegemanöver an unser Boot ganz umsonst gewesen. Patrick ist schon einige Regatten mit Tim Kröger gesegelt, einem weltbekannten deutschen Regattasegler. Als ich ihn fragte, welches Segelboot er sich jetzt kaufen würde, fragte er, zu welchem Zweck. "To go on family tours in the area", schlug ich vor. Das sei schwierig, weil seine Kinder auch sehr gute Segler sind, sein Sohn auch Regattasegler. "Maybe a Swan", überlegte er. Wahrscheinlich weil er schon viele Swans überführt und geskippert hat. Swans sind Blauwasser-Segelboote von sehr hoher Qualität, die auch recht luxuriös sind. Manche sagen, die Wasserhähne seien aus Gold. Es war ein sehr interessanter Abend, auch aufgrund der Fachfragen, die Patrick uns beantworten konnte. Außerdem stellte sich heraus, dass wir zur gleichen Zeit die Rückfahrt nach Chesapeake Bay unternehmen würden. Patrick schlug gleich einen Kontaktaustausch vor, um in Verbindung zu bleiben. Ob es tatsächlich ein Buddyboat wird und wir uns auf dem Weg in den Süden treffen, bleibt abzuwarten und in einem neuen Post zu berichten.