An der Küste zurück nach Süden: Sandy Hook nach Hampton (Chesapeake Bay)
17 August 2022 | Hampton, Virginia
Alfred | Hot, no wind
Wir hatten uns doch dieses tolle Wetter-Fenster ausgeguckt! Wind aus nördlichen Richtungen, nachdem es vorher zwei Wochen an der Küste hochgeweht hat und es schon heftig gewesen wäre, 260 Seemeilen gegenan zu kreuzen. Aber los ging's mit einer Fahrt unter Motor nicht nur gegen den Windf, sondern auch noch gegen die Strömung um den sandigen Haken herum. Wir schafften kaum 4 Knoten und brauchten eine glatte Stunde, bis wir Segel setzen konnten (und wollten).
Was wir nicht bedacht hatten: eine Windvorhersage, die bei Windy schön grün aussieht und Bft 4 und 5 umfasst, kann eben auch gerade mal 10 bis 12 Knoten bedeuten, und wenn dann der Wind genau von hinten weht, fährt Milena Bonatti fast so schlecht wie mit Wind direkt von vorn. Wenn dann noch ein wenig Strömung ebenfalls von vorn kommt ist Feierabend für die Segel und der Motor muss ran. Und das ist so alle 5 Stunden der Fall. Meist geht der Wind sogar auf 8 KNoten zurück, besonders in der Nacht, dann ist es ganz aus. Jedenfalls lässt sich dieser Törn grob so zusammenfassen, dass wir immer abwechselnd mal motorten und mal segelten. Halt, nein, das stimmt nicht. Wir sahen es schon auf dem Wetterbericht: für die letzten 80 Seemeilen war 'Vent Zero' ((Null Wind) angesagt. Die Küste zwischen New York und der Chesapeake Bay zeichnet sich dadurch aus, dass es drei Häfen gibt, die eine MÖglichkeit zum Übernachten oder stoppen bieten würden: 1. Atlantic City: hatten wir bald passiert, zu früh zum Pausieren. 2. Cape May: kannten wir ja schon, aber ebenfalls zu früh, es war noch nutzbarer Wind im Angebot 3. Ocean City: das wäre gut gewesen. Aber wie schon auf der Hinfahrt ist das kein Segelboot-freundlicher Ort. Als ich die erste Marina anrief und bekannt gab, dass wir mit dem Segelboot unterwegs sind, wurde kommentarlos aufgelegt. Eine weitere Marina erklärte mir dann, dass gerade ein Angelwettbewerb stattfindet, (White Marlin Contest oder so ähnlich), und es schwer werden würde, überhaupt einen Platz zu bekommen.
80 Seemeilen motoren? Um 6 Uhr abends ging es los damit. Wenn wir den Motor mit normaler Tourendrehzahl laufen lassen würden, wären wir zu früh an den Fahrwassern der Chesapeake Bay Einfahrt, so stellten wir die Geschwindigkeit auf 4 Knoten ein. Das war eine besondere Erfahrung, denn der Motor lief sehr ruhig und leise. Die See war glatt, und der Mond war fast voll und beschien unsere Fahrt, so dass es fast hell war. Kein Schaukeln. Keine Schräglage. Das einzige Handikap war die nicht ladende Lichtmaschine. Ich schloss das Ladekabel einfach mal wieder an, mal sehen, was die Spannung machen würde. Und - sie blieb in einem tolerablen Bereich, so dass wir auch genug Strom hatten, und das Nicht-LED Motorlicht anmachen konnten. Irgendwann am nächsten Morgen arbeitete sich die Spannung langsam wieder in den überkritischen Bereich, aber wir schafften es so gerade bis Hampton (sonst hätte ich das Kabel auch noch mal wieder abklemmen können ...). Nach Hampton in die City Marina sind wir vor allem deshalb gefahren, weil dort Patrick und seine Crew auf uns warteten, die wir in Martha's Vineyard kennengelernt hatten, und mit denen wir noch ein Bier trinken wollten. Sie nahmen um 12 Uhr mittags nach 260 Seemeilen - davon leider nur 44% gesegelt, unsere schlechteste Bilanz bisher - unsere Leinen an. Schön, so ein Empfang.