Petra and Alfred at Sea

13 December 2023 | Schwülper-Walle (bei Braunschweig)
12 November 2023 | Port Whangarei, Neuseeland
27 October 2023 | Opua, Bay of Islands Marina/Neuseeland
20 October 2023 | South Pacific
21 September 2023
17 September 2023 | Octopus Bay, Yasawa Islands , Fiji
08 September 2023 | Vuda Point Marina, Fiji
01 September 2023 | Vuda Point Marina, Fiji
30 August 2023
18 August 2023 | Neiafu/Vava'u Islands/Tonga
11 August 2023 | South Pacific
11 August 2023 | South Pacific
11 August 2023 | South Pacific
08 August 2023 | South Pacific
07 August 2023 | South Pacific
17 July 2023 | Papeete, Tahiti
16 July 2023 | Papeete, Tahiti
26 June 2023 | Fakarava, Tuamotus
20 June 2023
06 June 2023 | Taiohae, Nuku Hiva/Marquesas, French Polynesia

Glücksfazit

13 December 2023 | Schwülper-Walle (bei Braunschweig)
Alfred | um Null, Regen oder Schnee
Auf unserer Reise wurden wir recht oft - meist von Nichtseglern - gefragt, wie lange wir denn gesegelt sind von "Deutschland" (also von Großenbrode bei Fehmarn) bis zu dem Ort, wo wir uns gerade befanden. Je weiter wir uns von Deutschland entfernten, desto häufiger passierte dies, also zum Schluss meist im Pazifik, auf Tonga oder Fiji, oder eben auf Neuseeland. Wir wussten hierauf meist keine Antwort, da wir die gesamten Seemeilen nicht zusammengezählt hatten, und schon gar nicht die Stunden, die wir auf See verbracht haben. Mit all den Unterbrechungen durch Covid und die Hurricane Saisons kam noch einmal eine zusätzliche Schwierigkeit hinzu. Wir sagten dann meist, dass wir am 7. Juli 2019 in Deutschland losgefahren sind, also dementsprechend schon 2, 3 oder vier Jahre unterwegs wären. Das erzeugte zwar meist ein wenig Erstaunen, aber wirklich befriedigend war die Antwort nicht.
Jetzt habe ich sie:
Wir waren ziemlich genau ein halbes Jahr auf See, also 6 Monate. Und sind vor 47 Monaten losgefahren, wir sind also ca. 11 % der gesamten Zeit auf See gewesen. Legt man die Zeit zugrunde, die wir am Boot waren (40 Monate) kommt man auf 15% der Zeit auf See. In diesen 6 Monaten sind wir knapp 23000 Seemeilen gesegelt (22917 nm), davon 4561 Seemeilen unter Motor, das entspricht 20%. Und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit über alles betrug 5,4 Knoten.
Das ganze gilt natürlich nur für unsere spezielle Reise, in der wir ja noch die US-Ostküste hochgesegelt sind und damit auch in der Karibik einige Meilen gemacht haben. Die direkte Route von den Westindies nach Panama würde die Distanz um mehrere Tausend Seemeilen reduzieren.




Unsere Reise von Großenbrode bei Fehmarn nach Whangarei/Neuseeland
Bis zum queren unseres eigenen Tracks bei Grenada ist es gar nicht mehr so weit. Zurück bis Großenbrode schon.

Wenn ich unsere Überquerung des Pazifik einmal Revue passieren lasse, fällt mir zuerst ein, wie schwer es uns gefallen ist, tatsächlich diesen Schritt Panama-Kanal zu gehen, denn er stellt zweifellos einen point-of-no-return dar. Der Lohn wird in Form vieler phantastischer Erlebnisse und wichtiger Erfahrungen gezahlt, und er ist hoch. Wenngleich die Herausforderungenen mit dem Durchfahren des Panamakanals nicht abnehmen. Besonders ist hier der Druck zu nennen, der unterschwellig auf mir lastete, 8000 Seemeilen überwinden zu müssen in dem halben Jahr, das bis zum Einsetzen der nächsten Cyclone Season zur Verfügung steht. Wird die Technik mitspielen? Und hoffentlich werfen uns nicht irgendwelche Verletzungen oder Krankheiten soweit zurück, dass wir diese gewaltige Strecke nicht segeln können.
Es ist alles gut gegangen. Wir haben viele liebe Menschen getroffen, Einheimische, Reisende und liebe Segler, und keinen einzigen bösen Menschen. (wenn man Unverschämtheit mal nicht als 'Böse' definiert ...), wunderschöne Landschaften gesehen, viel über die Kultur und Lebensweise, die Lebenseinstellungen der Menschen in den unterschiedlichsten Ländern erfahren, und natürlich Natur, Natur, Natur. Die sich für uns zuerst einmal in Form von blauem, aber auch tükisem, grauem und grünem Wasser zeigte. Für das Paradies sind wir leider ein wenig zu spät gekommen, das gab's ja laut Achim Reichel schon um 1910. Aber die Palmenstrände, der weiße Sand und das blaue, kristallklare Wasser das wir besonders in den Tuamotus und bei den Inseln vor Fiji gesehen haben (Cast away, Die blaue Lagune ...) war schon schön. Das Highlight war zweifellos die Unterwasserwelt. Das Schnorcheln mit den Buckelwalen war einzigartig, und dass ich mal 100 Haie auf mich zuschwimmen sehen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Delphine, Schildkröten, Seelöwen und Robben, Rochen und viele, bunte Fische runden die Erlebnisse im und auf dem Wasser ab. Auch Vögel, Seevögel und Vögel des Urwalds, Papageien zum Beispiel haben uns oft viel Freude bereitet. Ganz beeindruckend war das Beobachten der Affen im Urwald von Panama. Und das Brüllen der Brüllaffen, wenn ich es auch zuerst mit einer Maschine verwechselt hatte, hat uns gezeigt, dass man sich auch ohne Kampf und Waffengewalt über eine Rangfolge der Macht einigen kann. Ach so, das Segeln war auch manchmal schön.
Glück gehört übrigens auch dazu: keine Piraten, keinen Sturm, kein schlafender Wal oder Container dicht unter der Wasseroberfläche vor unserem Bug, und das Boot hat uns nie im Stich gelassen. Es verlangte dafür allerdings hin und wieder nach einer Sonderbehandlung, die wir ihr gern gegeben haben.
Vielleicht war es auch Glück, dass wir es noch gerade so bis Neuseeland geschafft haben. Bei der Motorwartung in der Werft fand der Monteur einen Kühlwasserschlauch, der nicht mehr lange gehalten hätte. Das Getriebeöl war bereits stark mit Seewasser vermischt, als Folge eines verschlissenen Dichtringes. Die Dieselförderpumpe leckte bereits und der Abgaskrümmer war schon ziemlich zugesetzt. In Summe hätte es irgendwann massive Motorprobleme gegeben. Trotz vieler Wartungen. Wie gesagt, ein wenig Glück gehört auch dazu.
Jedenfalls sind wir ziemlich begeistert von Neuseeland. Eine absolute Segelnation. Überall stehen Americas Cupper Prototypen rum. Neuseeland ist der Defender des Americas Cup. Ein X-Yachts Eigner, den wir über die X-Yacht Owners Association kontaktiert haben, hat uns die heiligen Hallen des 'RNZYS' (Royal New Zealand Yacht Squadron) gezeigt, das ist der Yachtclub in Auckland, der den Americas Cup hält. Die Marina ist einfach nur gut, die Mechaniker, Rigger und Segelmacher sind kompetent, interessiert, motiviert und freundlich, nehmen sich Zeit, unsere Probleme und Wünsche zu verstehen. Selten, sowas.
Neuseeland hat wunderschöne Landschaften. Wir waren ja bisher nur am Nordzipfel der Nordinsel. Norden steht hier für "schön warm", es ist alles andersherum. Aber eben nicht zu warm. Und keine Mosquitos, keine No see'ams, keine Mücken. Und keine gefährlichen wilden Tiere. Dafür grüne Wiesen an Hügeln und Bergen, wie in der Schweiz, nur 1000 Meter tiefer. Und Traumbuchten wie in Fiji, weiße Strände kilometerlang, mit schicken Dünen und Villen drum herum. Ja, die Zivilisation ist schon weit fortgeschritten, Edelstahl und Teakholz überall, Skulpturen am Wegesrand, viel Kultur, und alles ein wenig grün beseelt. aber das ist mal eine Erholung für unsere Augen und unser unterwegs sein. Nur das Radfahren muss noch etwas stärker kultiviert werden, aber das ist auch so ziemlich die einzige Kritik, die ich habe. Naja, die Regierung vielleicht noch, aber viele Neuseeländer scheinen über den Wechsel ganz froh zu sein. Haben ihn ja auch herbeigeführt. Jacinda, die zurückgetretene Ministerpräsidentin, die bei uns und fast überall außer in Neuseeland gut angekommen war, musste wohl gegen eine Phalanx kämpfen, die mit harten Bandagen unterwegs war (Männer?). Wir jedenfalls haben zum Schluss, als das Boot an Land stand, ein kleines Zimmer bezogen, von Joanne und Layle vermietet. Es war ihre erste Vermietung, und vielleicht deshalb haben sie sich perfekt um uns gekümmert. Jeden Abend saßen wir zusammen, an einem blumenreichen grünen Hang mit Blick auf die Bucht, bei feinstem Essen, z.B. selbstgefangene Fische oder Pavlova, eine neuseeländische Dessertsünde. Eine weiter zu generalisierende Erfahrung: die Neuseeländer nehmen sich Zeit für ein Schwätzchen, auch wenn sie gerade viel zu tun haben. So haben wir eine fast 10 Minuten mit zwei Fischern geredet, die erkennbar eigentlich ablegen wollten. Sie nahmen sich die Zeit, unsere Fragen zu beantworten, und hatten Freude dabei. Neuseeland ist beeindruckend, und ich freue mich schon jetzt auf die Rückkehr im Herbst nächsten Jahres - wenn dort Frühling ist ...


Neuseeland: erste und (vorläufig) letzte Eindrücke

12 November 2023 | Port Whangarei, Neuseeland
Alfred | Sonnig, aber frisch
Nachdem das Einklarieren ja erfreulich glatt verlaufen war und wir uns vom Quarantäne-Dock an den Liegeplatz der Bay of Islands Marina verholt hatten, ließen wir die nächsten Tage wie in Zeitlupe völlig entspannt an uns vorüberziehen. Keine Termine, kein Stress (gab's da nicht mal eine Reklame?). Wenn wir sonst genervt und hektisch die typischen Dinge erledigten, wie Pre-paid-Karte beschaffen, Wäsche waschen, Proviant ergänzen, Boot waschen und klarieren, erfreuten wir uns dieses Mal daran, dass der erste Mobilfunk-Betreiber uns zwar kostenlos eine SIM-Karte zur Verfügung gestellt, gleichzeitig aber über Nacht 20 Neuseeland-$ in Rechnung stellte, ohne dass wir das Telefon überhaupt in Betrieb genommen hatten. Das verschaffte uns die Energie, am nächsten Tag in das nächstliegende schöne Touristenstädchen Paihia zu reisen. Wir teilten ein Taxi mit befreundeten Seglern. Auch die Kappe mit Trump 2024, die der Taxifahrer trug, konnte uns nur ein müdes Lächeln abringen. Wir hörten aber danach noch mehrfach, dass die gerade abgewählte Labour-Regierung mit ihrer auch bei uns recht bekannten und medial gut aufgestellten Jacinda Ardern, die ja kurz vor der Wahl zurückgetreten ist, nicht überall für Freude gesorgt hat. Das müssen wir noch besser verstehen, zu früh, sich ein Urteil zu bilden.
Vodafone hat uns dann nach mehreren Anläufen wieder Zugang zur Welt verschafft. Die Waschmaschinen waren riesig, eine reine Freude, alles zu waschen, was wir schon immer mal waschen wollten. Abends trafen wir uns im Clubhaus des Opua Yacht Clubs, und am Sonntagmorgen schauten wir alle im schicken Marina-Café das Weltmeisterschafts-Endspiel im Rugby zwischen Südafrika und - Neuseeland an, hier wegen ihres Trikots "All Blacks" genannt. Rugby hat in NZ ungefähr denselben Stellenwert wie bei uns Fußball, so war es kein Wunder, dass wir in den nächsten Tagen immer wieder auf frustrierte Neuseeländer trafen, denn die All Blacks hatten knapp verloren.
Christian und Mia von der ebenfalls deutsch beflaggten "Mia" die wir schon auf Rarotonga und Tonga kurz getroffen hatten, wurden unsere Freunde, ich fühlte mich Ihnen auch deshalb nahe, weil sie mit einer Hanse unterwegs waren, mein erstes Boot war ja auch eine Hanse. Ihre Segelerlebnisse waren spannend und beeindruckend zugleich, Autopilot-Ausfall und Seekrankheit in Kombination auf großen Seestrecken sind immer äußerst fesselnd. Außerdem kam Mia aus Tschechien, und da kommt auch der Name Milena her.
Da wir irgendwann alle notwendigen Dinge erledigt hatten, widmeten wir uns der Erkundung des Umlandes mit unseren kleinen Klapprädern. Bzw. eher einer Kombination von Radfahren und HItchhiking/Taxi, denn die Strecken, die auf Google Maps so einfach aussahen, hatten es aus zweierlei Hinsicht in sich: 1. Es war hügelig. Selbst bei kleineren Steigungen mussten wir dank unserer Dreigang-Nabenschaltung und der dünnen Segelbeine meistens den Berg hochschieben. 2. Es gab Hindernisse. Einmal war der Fahrradweg plötzlich wegen einer Baustelle gesperrt, und ein anderes Mal war er durch den vorher gerade durchgezogenen Sturm (vor dem wir ja gerade noch den sicheren Hafen erreicht hatten) an vielen Stellen überschwemmt. Das hat aber Spaß gemacht, weil wir dann barfuß über mehrere hiundert Meter durch das knietiefe Wasser durchgefahren sind, in der Hoffnung, das es nicht tiefer wird. Wurde es nicht. So haben wir einmal eine Missionarssiedlung angeschaut (Stone Store, erst 1836 aufgebaut in Kerikeri), eine Hundertwasser-Toilette aufgesucht (schön bunt, in Kawakawa. Hundertwasser hat es in Neuseeland auch gut gefallen, er hat hier so Einiges bewegt und unternommen, u.a. auch in Whangarei. Er hat sogar viele Hektar Land gekauft auf der Nordinsel, mit dem Ziel, diese der Natur zurückzugeben. Irrer Typ.) (und: witzig, immer diese Doppelsilben, oder? Kommt noch öfter), und schließlich Russel besucht, eine nette Sommerfrische. Von den beiden letzten Orten sind wir von Einheimischen mitgenommen worden, allerdings gegen eine kleine Bezahlung. Trotzdem nett, dass sie es auf sich genommen haben, uns die kurze Strecke zurückzubringen. Und wir brauchten uns keine Trump-Geschichten anzuhören.
Das Boot wollten wir ja in Whangarei lassen, eine schöne Bucht ca. 80 Seemeilen südlich von Opua. An einem Tag ist die Strecke nur bei günstigen Winden zu schaffen, und dann auch nur mit Quälerei. Warum nicht die eine oder andere schöne Bucht besuchen, ankern, schauen, kurze Tagesetappen, entspanntes Genusssegeln? Der Wind versprach, zwar nicht asn allen folgenden Tagen günstig zu sein, manchmal zu wenig Wind, manchmal auf die Nase, aber bei den kurzen Etappen wollten wir in dem Falle entweder Motoren oder Kreuzen, falls notwendig.
Von Opua ging's nach Whangamumu (27 Seemeilen, 7 unter Motor), von Whangamumu nach Whangaruru (15 Seemeilen, 6 unter Motor), von Whangaruru nach Tutukaka (22 Seemeilen, 9 unter Motor), und schließlich von Tutukaka nach Whangarei (33 Seemeilen, davon 18 unter Motor).
Waren in (ich nenne es mal in Kurzform) Mumu noch 3 andere Yachten mit uns unterwegs, waren wir in Ruru und Kaka das einzige Fahrtenboot auf Törn. Die Buchten waren schön anzuschauen, aber es war auch noch frisch, und wir waren sehr glücklich, dass wir unsere Heizung hatten. Wie Ostsee im April, oder vielleicht Anfang Mai. Trotzdem war das tägliche Segeln, meist am Wind, kaum Welle, die beeindruckende, an die Schweiz erinnernde Küstenlinie, das Übernachten und tagsüber Unterwegssein, das Ankommen ohne völlig fertig zu sein - oh, lass uns etwas kochen, das macht Spaß - eine schöne, völlig andersartige Erfahrung als das Langstreckensegeln, das uns über den Pazifik gebracht hat.
Die Ankunft in einer kleinen Marina, wenig idyllisch auf den ersten Blick, aber nahe unserer Bootswerft, war deshalb so schön, weil Blair und die Crew des Nachbarkatamarans unglaublich hilfreich und nett waren. Blair ist der Hafenmeister und hat sich nach unserer Ankunft noch ein gutes Viertelstündchen mit uns unterhalten. Selten so nett empfangen worden (naja, Vuda-Marina mit dem Chor ist schwer zu toppen...).
Am ersten Abend sind wir gleich mal in ein naheliegendes griechisches Restaurant gegangen. Es hatte gerade eröffnet, alles neu, alles schick, leckere Küche. Witzig, weil Silke, meine Nichte und Ulli, eine gute Freundin, beide gerade auf Kreta weilen. Mythos-Bier und Moussaka-Gruß aus Neuseeland nach Kreta. Das wir hier aber in der richtigen Segler-Ecke der Welt angekommen sind, davon zeigt der Americas Cupper NZL-92 (2007, Valencia), der mal eben locker vor dem Eingang steht! Leider hat sich Neuseeland wie beim Rugby 2023 auch hier mit dem 2. Platz zufrieden geben müssen.
Wir sind irgendwie froh, jetzt wirklich richtig angekommen zu sein. 4 Jahre unterwegs auf dem Boot, auch wenn es mit Unterbrechungen war, sind schon eine lange Zeit. Und 20.000 Seemeilen eine ganz schön lange Strecke. Wir freuen uns auf die Lieben daheim, auf unser zu Hause und eine schöne Zeit in Deutschland. Wir haben vor kurzem unsere Pläne noch geändert, und bleiben jetzt für ein Jahr in Deutschland. So können wir die vielen Eindrücke, die wir auf unserer Reise gesammelt haben in Ruhe verarbeiten. Das Boot wird ein Jahr hier in Neuseeland an Land stehen. Da heißt es, einige Vorkehrungen treffen, damit das Boot uns dann, wenn wir zurückkommen, um den neuseeländischen Sommer 2025 zu genießen, wieder treu und sicher über die Ozeane segelt. Sowieso, das fehlt hier noch: Milena Bonatti, vielen Dank, dass wir so sicher und angenehm mit Dir reisen durften. Und da Du das ja nicht hörst, hier ein Dank an X-Yachts, Yachtwerft Klemens, Jan Segel, John Mast, BSI, Florida Rigging, Ben und Alan Rosensweig in Riviera Beach, Clarke in Solomons, Scott in Charleston und viele andere tolle Handwerker, die unsere Milena Bonatti sicher gewartet und repariert haben.
Jetzt hoffen wir, dass wir hier bei Port Whangarei Marine Centre unser Milena Bonatti in gute Hände geben. Wir sind inzwischen bei 51 größeren und kleineren Reparaturen, Wartungsaufträgen, Neuanschaffungen und Optimierungen, die wir in Auftrag geben werden. Bestimmt sind wir das. Dan und seine Werft jedenfalls machen einen guten Eindruck.
Morgen wird unsere Milena Bonatti aus dem Wasser gekrant. Nach 2 Wochen, die wir mit Auftragserteilungen und hoffentlich auch ein wenig Sightseeing verbringen werden, geht's am 27. November zurück in die Heimat.


Törn Fiji – Neuseeland: “Perfect Fit”

27 October 2023 | Opua, Bay of Islands Marina/Neuseeland
Alfred | Ein Sturm zieht auf
Wetter

Diese Seestrecke ist ja gekennzeichnet durch mehr- oder weniger kräftige Hochdruck- und Tiefdruckgebiete, die sich abwechseln und von West nach Ost ziehen. Die Kunst ist es also, genau das Wetterfenster zu erwischen, dass gut segelbare Wind- und Seegangsverhältnisse erzeugt. Man möchte keine Starkwindverhältnisse erleben, aber auch keine tagelangen Flauten. Dies über mehr als eine Woche vorherzusagen, erfordert viel Erfahrung mit diesem Seegebiet, die wir nicht haben. Wir sind auch keine Meteorologen. Aus diesem Grund haben wir uns einer Gruppe von Seglern angeschlossen, denen Wetterprofis zur Seite gestellt werden. Und mit Bruce hatten wir Zugriff auf die Aussagen eines Profis, auf die wir uns schlicht verlassen haben, und, um es kurz zu machen, es war ein "Perfect Fit". Viel früher hätten wir nicht losfahren können, und viel später auch nicht ankommen dürfen. Im Moment vereinigt sich gerade der Cyclone Lola (der früheste Cyclone, der im Pazifik je entstanden ist!), der schon auf Vanuatu gewütet hat, mit einem von Südosten kommenden Tiefdruckgebiet. Und dieses Gebilde wird an diesem Wochenende auch über Neuseeland ziehen, auch über unsere Marina hinweg. Wir hoffen, dass es uns nicht so ergeht wie den vielen Eignern und Menschen im Norden Deutschlands. Wir haben die dramatischen Bilder von den Auswirkungen des Sturms dort mit größtem Mitgefühl und Bedauern erfahren (Danke Uwe und Ute, für Euren Hinweis im Kommentar). Auch am Freitag, einen Tag nach unserer Ankunft, zog bereits Schlechtwetter durch, dass wir nicht auf See erleben wollten.


Leben auf See
Unser Törn ist also gut verlaufen, es gab keine größeren Katastrophen, wir sind wieder überwiegend auf Sicherheit gesegelt, die Stimmung an Bord war gut und es gab immer leckeres Essen. Trotz allem würde ich im Rückblick sagen, dass es der anspruchsvollste Törn war, den wir bisher gesegelt sind. Nicht nur, was die die verschiedenen Wind- und Wetterverhältnisse betraf, sondern auch was das Leben an Bord anging. Denn der Törn war lang, zumindest so lang, dass man aufpassen musste, dass das Schlafdefizit nicht zu groß wird. Die Temperaturen fielen ab ca. Mitte des Törns nachts so stark, dass wir mit mehreren Schichten und Ölzeug gesegelt sind. Die Ernsthaftigkeit des Törns wurde unterstrichen dadurch, das wir täglich an einen "Passage Guardian" berichtet und ebenfalls täglich an einer Kurzwellen-Funkrunde (Gulf Harbour Radio) teilgenommen haben (kann man auf YouTube anhören, z.B. 23.10: https://youtube.com/live/wysPRYDXQvU?si=AG51ArrFJcdvxajm - nach 3 Minuten mal reinhören) für den Fall, dass wir in ernste Schwierigkeiten kommen sollten. Am ersten Tag hatte ich seit langem mal wieder mit starker Plümeranz zu kämpfen, der Übergang zur Seekrankheit stand kurz bevor und wurde dadurch verhindert, dass Petra mir eine Nudelsuppe reichte, die ich ohne Hunger und Appetit aß. Danach ging es mir zusehends besser, trotz extremer Schiffsbewegungen bei 3 Meter Welle gegenan. Möglicherweise war dieser ungewohnte Am-Wind-Kurs die Ursache für mein Unwohlsein. Dann war eine Nacht dabei, in der es durchgeregnet hat, das zermürbt auch. Zumal wir in den Wachen schon auch ein wenig geschlafen haben, immer ca. 10 bis 15 Minuten im Stück auf der zu kurzen Cockpitbank und inzwischen harten Kapokkissen, was in dieser schaurigen Nacht aber gar nicht möglich war, weil unsere Sprayhood-Biminikonstruktion den Regen seitlich und achtern nicht abhält und alles nass wird. Die Anspannung vor dem Trog tat ein Übriges, um unsere Nerven zu belasten. Dann gab es zwei Tage, in denen wir keinen Anlieger (direkten Kurs auf das Ziel) hatten. Auch belastend, zu wissen, jede Meile, die man segelt, kommt man dem Ziel nur zu 60 oder 70 oder 80% nahe, und die Ankunftszeit verschiebt sich unweigerlich immer weiter nach hinten. Mit dem Wissen, irgendwann ankommen zu müssen, beruhigt das die Nerven auch nicht. Wie man sich dann fühlt, ist am Ende dieses Berichts unter der Rubrik "Segeln - wie geht das eigentlich?" etwas intensiver beschrieben.
Erst gegen Ende des Törns hatten wir phantastischen Segelwind mit einem Kurs direkt ins Ziel. Wir konnten so schnell segeln, dass wir am Schluss sogar noch langsamer werden mussten, was aber gut passte, da wir am Ende ein kleineres technisches Problem am Vorsegel bemerkten, was uns zwang, das Vorsegel maximal im 1. Reff zu fahren. (Das Aluminiumprofil des Vorstags, in dem auch die Mastschiene zur Aufnahme des Segels sitzt, war ca. 50 cm oberhalb der Rollreffanlage durchgeschert. Keine große Sache, da das die Kraft aufnehmende Edelstahlstab-Vorstag davon nicht betroffen war. Ursachenforschung und Reparatur machen wir in der Werft, in der wir das Boot an Land stellen).


Technik
Apropos Technik: wenn alles läuft, redet man nicht drüber. Es war einfach klasse, zu sehen, wie alles 100% funktionierte: die Selbststeueranlage (der Autopilot) steuerte die gesamte Strecke jede noch so wilde Welle sauber aus, (gut, er fiel ein-zweimal aus, als wir ihm zu oft eine Kursänderung aufnötigten - da hätte ich auch gestreikt.), der Motor schnurrte leise vor sich hin, wenn wir ihn benötigten, und, was uns wirklich beeindruckt hat, die Energieversorgung war perfekt. Tagsüber Windgenerator und Solarpaneele, nachts der Hydrogenerator, wir waren immer dicht an 100% Batterieladung. Trotz Wassermacher, der uns ebenfalls nicht im Stich ließ und frisches Quellwasser lieferte, so dass wir immer duschen, Abwaschen und kochen konnten. Und die Segel waren klasse, die so gut geschnittene Genua, mit der sehr wir hoch am Wind segeln konnten, und das neue "Hydranet"-Groß mit seinen perfekt neu gesetzten Reffpunkten. Das dritte Reff, das wir extra noch neu überarbeitet hatten, mussten wir leider/Gottseidank nicht einsetzen.


Am Ziel
Die Ankunft und Einfahrt in die Bay of Islands bei Sonnenaufgang war einfach überwältigend. Wunderschöne Natur, fast wie Südnorwegen (Alfred) oder Martinique (Petra) umschreibt die Vielfalt der Landschaft recht gut. Geschüttelt von Emotionen legten wir mit Hilfe der Crew der HanseOff, ebenfalls Rally Teilnehmer und bereits am Abend vorher eingetroffen, am Quarantänesteg der Marina Bay of Islands an.
Das Einklarieren verlief dank unserer recht ordentlichen Vorbereitung problemlos. Nach dem Anlegen am Steg und dem ersten Landgang mit Einklarieren in der Marina hatten Petra und ich eine Art Kulturschock - aber im positiven Sinne. Nach 10 Monaten Reisen in mehr oder weniger 3.Welt-Ländern vielleicht kein Wunder. Abends genossen wir dann zusammen mit vielen anderen Seglern das neuseeländische Pale Ale und feierten diesen Erfolg. Die Erleichterung (oder das Bier) ließen uns am Ende des Tages trotz der unglaublichen Müdigkeit zurück zum Boot am Steg schweben. Mehr geht nicht, zumindest was Blauwassersegeln angeht.



Im Folgenden 2 weitere Beiträge zu diesem Törn:

1. Tägliche kleine Berichte während der Überfahrt
(auch im YB-Blog, dort auch mit der gesegelten Strecke auf einer Seekarte)
Hier der Link zu YB:

https://my.yb.tl/MiBonatti

2. Segeln - wie geht das eigentlich?





1. Tägliche kleine Berichte während der Überfahrt
(auch im YB-Blog, dort auch mit der gesegelten Strecke auf einer Seekarte)
Link: https://my.yb.tl/MiBonatti

Tag 1: Los geht's! Auf nach Neuseeland! Das Wetterfenster ist interessant, scheint aber keine bösen Absichten zu hegen. Der Abschied von der Vuda Marina/Fiji war mehrfach herzzerreißend. Wir freuen uns auf einen schönen Törn und Neuseeland, sind gleichzeitig aber auch ein wenig wehmütig.

Tag 2 (Etmal 140 nm): nach recht wilder Nachtfahrt mit Bft 6, Böen 7 hat sich der Wind jetzt beruhigt auf Bft 4 bis 5. Gesegelt sind wir in der Nacht nur mit Groß im 2. Reff, als der Wind abnahm, haben wir die Genua stetig mehr ausgerollt. Der Wetterprofi gab einen Wegepunkt vor, den wir jetzt ansteuern. Wir segeln mit zwei anderen Booten zusammen, weniger als 10 nm von uns entfernt.
An Bord alle wohlauf. Alfred hatte anfangs einen Anflug von Seekrankheit, ist aber jetzt vorbei. Für die Nacht sind Squalls vorhergesagt, da heißt es aufpassen.

Tag 3 (Do): sehr angenehme Bedingungen, auch in der Nacht, die wir aufgrund von vorhergesagten Squalls mit zweifach gerefftem Groß gesegelt sind. Dadurch waren wir nicht sehr schnell, oft nur um 5 Knoten, und unser Rally-Boot Hanse Off (Hanse 370) ist uns entfleucht. SY My Happiness können wir aber auf Distanz halten, trotz seiner 15 m Länge. Unser Etmal war trotzdem mit 139 nm gut. Die Sonne scheint, Wind und Welle moderat, leckeres Frühstück mit Obst, Ei an Toast und sogar Kaffee - so kann es weitergehen. Aber es wartet ein Trog auf uns, durch den sollen wir rechtwinklig durch. Hm, mal sehen, wie das wird.

Tag 4 (Fr): der Trog liegt hinter uns! Sehr angenehme moderate Bedingungen jetzt (sonnig, leichte Brise, lange Dünung). Wir nehmen Kurs auf Opua, unserem Ziel. ETA 133 nm, das Durchfahren des Trogs hat alles Salz vom Boot gewaschen und Petra in der Nacht ein paar Böen > 30 Knoten beschert. Aber alles gut gelaufen. Jetzt genießen wir entspanntes Segeln über den blauen Ozean.

Tag 5 (Sa): wir kommen gut voran, reffen oft ein und aus, um sicher und trotzdem schnell zu segeln. In der Nacht haben wir ein paar Stunden motort, Wind um 6 Kn, damit sind wir zu langsam, um unser Ziel rechtzeitig zu erreichen. So haben wir wieder 133 Seemeilen geschafft in den letzten 24 Stunden (=Etmal).
Für heute Nacht ist eine Änderung der Windrichtung vorausgesagt, mit Schauern, Squalls und Böen bis 30 Knoten. Es wird also nochmal ungemütlich. Danach dann besser. Uns geht's gut, wir genießen das Bordleben und das Segeln.

Tag 6 ( So): nicht ohne, diese Nacht. Hart am Wind, Bft. 5-6, 2 - 3 m Welle, ab und an Squalls. Wind kommt schon eine ganze Weile aus genau der Richtung, wo wir hin wollen. Mit 2 Reffs in Groß und Genua sind wir trotzdem schnell unterwegs, 6 bis 7 Knoten. Heute nachmittag wird gewendet, wir hoffen dann auf bessere Bedingungen ab Muuontag früh.
Etmal wieder 139 nm, wir sind im Plan, langfristige Vorhersage mit östlichen und nördlichen Winden gut.

Tag 7 (Mo): So abend Wende, leider viel zu weit ab vom Kurs, also Motorsegeln mit geringer Geschwindigkeit. Bis morgens um 3 Uhr der südliche Wind rückdreht (mehr aus SE) und einen Kurs mehr Richtung Ziel ermöglicht. Hoch am Wind bei wenig Welle geht's seitdem herrlich voran, Fock ungerefft, Groß 1. Reff. Leider nur 121 Seemeilen Etmal in den letzten 24 Stunden. Und dann noch Kreuzschläge, ETA Donnerstag wird wahrscheinlicher. Sonst alles o.k. an Bord, Petra, Milena und Alfred wohlauf.

Tag 8 ( Di): 137 Seemeilen weniger. Wir haben die Tropen endgültig verlassen, nachts wird es jetzt sehr schattig < 20°. Erinnerungen an die gute alte Ostsee werden wach, wenn man mit Ölzeug und Stiefeln, dick eingemummelt ausharrt. Die gute Nachricht: wir nehmen Kurs direkt aufs Ziel und es sind keine Windstärken > 5 mehr vorausgesagt. Unter blauem Himmel und auf blauem Ozean gleiten wir mit Vollzeug raumschots dahin. Noch gut 200 Seemeilen, ETA Donnerstag vormittag.

Tag 9 (Mi): Schönes Etmal, 143 nm. Nach einer kurzen Schwachwindphase - und dann noch nahezu direkt aus N (von achtern) - , in der wir ein paar Stunden motort haben, sind wir seit 3 Uhr morgens mit phantastischen NW, zeitweise sogar WNW-Wind sehr schnell raumschots unterwegs. Wenig Welle und Strömung in unsere Richtung begünstigt das Ganze, so dass wir wohlmöglich am Ende noch abbremsen müssen, um nicht nachts in die 10 Seemeilen lange Bay of Islands bzw. den Victoria Channel nach Opua einfahren zu müssen. ETA also Donnerstag frühmorgens ( wenn es so weiter geht und alles gut läuft).

Wir sind daaaaa!
( nach 8 Tagen und 21 Stunden und 1205 Seemeilen Donnerstag morgens 26.10.23 um 8 Uhr am Q-Dock der Bay of Islands Marina, Opua/Neuseeland angelegt.)




2. Segeln - wie geht das eigentlich?

Heute (Montag) drehte der Wind immer mehr "rück" ( gegen den Uhrzeigersinn), in diesem Fall von Süd nach Ost. Das ist gut, denn wir müssen ja nach Süden, und bei östlichen Winden brauchen wir nicht mehr zu kreuzen oder gegenan den Motor zu Hilfe zu nehmen. Wir haben jetzt einen "Anlieger", einen direkten Kurs zum Ziel. Auch die Windvorhersage ist gut:

"Your winds should be around to the SE 10/15 knots and are expected to become ESE l3/18 knots by mid-afternoon then become E/ESE l5/20 knots a few
hours later, some patches to 22 knots."

Ich sitze jetzt also im Cockpit, meine erste Nachtwache für heute ist gerade mal eine Stunde alt. Petra und ich haben vor Beginn der Nachtwache noch das zweite Reff ins Groß gebunden, das geht zu zweit und bei Tageslicht einfacher. Auch das Vorsegel ist verkleinert auf den ersten Reffstrich. Ich habe es mir auf der Cockpitbank gerade ein wenig bequem gemacht, soweit das bei den jetzt schon recht frischen Temperaturen noch möglich ist ( um 20°C). Ein letzter Blick auf die Anzeigen, bevor ich für ein paar Minuten die Augen zu machen möchte. Denn nach 7 Tagen zu zweit auf See freue ich mich auf jede Gelegenheit, ein wenig auszuruhen. 7 Knoten Fahrt, 18 Knoten Wind, dann 7.5 Knoten bei 20 Knoten Wind, entspricht ja genau der Vorhersage. Aber es fühlt sich sehr schnell an, zu schnell. Ich sollte reffen. Und wenn man das erstmal denkt, muss man das auch tun. Also raus aus dieser Gemütlichkeit, der Wärme der Decke, dem Gefühl, angenehm zu liegen. Warum fällt mir das so schwer? Bin ich faul? Oder muss ich vielleicht gar nicht reffen? Es ist dieser Zweifel, der mich am Ende immer motiviert, aufzustehen, gegen die Kräfte der Schwerkraft, verstärkt durch die heftigen Bootsbewegungen. Das Reffen des Vorsegels ist recht einfach, erleichtert durch die Rollfock und eine Elektrowinsch. Ich muss lediglich die Schot auf der Winsch lösen und einen Knopf drücken, der die Leine einholt, die den Furler dreht und das Vorsegel auf dem Vorstag aufwickelt. Ein Kinderspiel. Vor allem in stockfinstrer Nacht auf dem schaukelnden Schiff. Mit der Taschenlampe kann ich so ungefähr erkennen, wie klein ich das Segel aufgerollt habe, und mit der Winsch der Genuaschot kann ich es noch ein wenig trimmen. Und gegebenenfalls den Holepunkt der Genuaschot nach vorne ziehen, das ist ja der Ort, an dem die Schot auf dem Boot nach achtern geführt wird. Wie gesagt, ein Kinderspiel. Wenn nur die Müdigkeit und Trägheit nicht wären, und die schweren Klamotten, die wir inzwischen angezogen haben, und die Rettungsweste mit Sicherungsgurt, den ich immer irgendwo eingepickt habe, und der sich dann manchmal verheddert. Ein Blick noch auf die Anzeigen, stimmt die Geschwindigkeit jetzt, oder habe ich zu viel Segel weggerollt und wir sind zu langsam? Nein, diesmal ist vorerst alles o.k., bis zur nächsten Windgeschwindigkeitsänderung. Schnell zurück auf die kuschelige Cockpitbank, auf das Kissenlager und die warme Decke.

Über das Reffen des Großsegels bei Nacht berichte ich dann ein andermal ...

Kurzer Nachtrag: Es ist immer wieder erstaunlich, wie Worte, die eine feste Bedeutung haben, situationsbedingt diese ändern können. Bei viel Welle und Am-Wind-Kurs mit ordentlich Schräglage hatte ich Wache, während Petra in der Kombüse unten im Bootsinneren ein leckeres Ratatouille zubereiten wollte. Sie rief von unten hoch: "Kannst Du bitte auf Kochkurs gehen"? Nun, ich weiß ja, das ich ein sehr guter Abwäscher und Essenaufwärmer bin, und Petra mich auch gerne als Koch sehen würde. Aber wie sollte ich hier mitten auf dem Pazifik an einem Kochkurs teilnehmen?
Ach so, jetzt dämmerts, sie möchte, dass ich einen Kurs steuere, bei den sie angenehmer kochen kann! Also übernehme ich das Ruder von Herrn Autopilot, er hat ja auch fast 7 Tage durchgesteuert, und luve langsam an ( wir waren auf Am-Wind-Kurs). Das Boot krängt weniger, wird aber auch langsamer. Aber Petra ist zufrieden: "Viel besser!", kommt es von unten. Kochkurs also. Es gibt auch noch Toilettenkurs, geht so ähnlich, und Kotzkurs, der stellt sich allerdings meist von ganz alleine ein...

Neuseeland wir kommen!

20 October 2023 | South Pacific
Alfred
Vorüberlegungen

Der letzte große Törn vor Beginn der tropischen Cyclone-Saison ( November bis April) lag mir
schon seit geraumer Zeit im Magen, gilt er doch - genau wie vorher vielleicht der englische
Kanal, die Biskaya, die Atlantiküberquerung und der große Schlag über den Pazifik - als
anspruchsvoll deshalb, weil hier Tief- und Hochdruckgebiete in stetigem Wechsel
durchziehen, und man ein sicheres "Wetterfenster", das sich möglicherweise auftut, sehr
sorgfältig aussuchen muss und eben auch Zeit mitbringen muss, um das Richtige zu
erwischen.
Um hier das Risiko so weit wie irgend möglich zu minimieren, haben wir uns einer Gruppe von
Seglern angeschlossen, die von einer neuseeländischen Organisation betreut werden. Das
Ganze nennt sich Rally, und man segelt gemeinsam mit anderen Booten nach
Wettervorhersagen und Segelempfehlungen (weather routing), die von Profis zur Verfügung
gestellt werden. Und, was das Wichtigste ist, nicht nur vor dem Start, sondern auch auf See,
denn die Strecke misst mit 1100 Seemeilen immerhin eine halbe Atlantiküberquerung und
dauert damit zwischen 7 und 10 Tagen - zu lange für nur eine Wettervorhersage. Die Abfahrt
der Hauptgruppe dieser "Pacific Rally 'Go South''" war um den 15. Oktober ja nach
Wetterfenster geplant. Neben dieser Teilnahme an der Rally wollten wir auch, ähnlich wie auf
Las Palmas für die Atlantiküberquerung, das Boot ( und uns) so gut es geht fit machen. Dazu
gehörten in diesem Falle zum Beispiel Wartungen und Checks von Rigg, Winschen, allen
Sicherheitseinrichtungen und Geräten, 3. Reff, Sturmfock uvam. Hinzu kommt, dass
Neuseeland extrem strenge Einreisebedingungen für Boote vorschreibt, ähnlich derer von
Galapagos. Hauptanforderung ist hier ein sauberes Unterwassserschiff, für das wir einen
Taucher organisieren wollten.
Deshalb beendeten wir unsere Reise durch die traumhafte Inselwelt Fijis nach 3 Wochen, und
kehrten bereits am 1. Oktober zurück in die Vuda Marina. Was uns genug Zeit geben würde,
so dachten wir, um obige Aktivitäten durchzuführen.
Wir begannen mit dem Rigg-Check, und da bereits drohte unser Plan zu kollabieren: der
"Rigger" Sam
entdeckte eine Chrom-Abplatzung an einem Wantenspanner und äußerte Bedenken. Ich
schrieb mehrere Freunde an, die etwas dazu sagen konnten und auch die beteiligten Firmen.
Keiner konnte vorerst die Bedenken zerstreuen, also bestellte ich die entsprechenden
Ersatzteile. Was bestimmt mehrere Wochen gedauert hätte. Dann kam die entscheidende
Antwort vom Hersteller: "De-Chroming", nicht festigkeitsrelevant, nur Kosmetik. Bestellung
geändert und wir waren wieder im Plan. Puh, das hätte noch gefehlt.
So konnten wir uns den anderen Aufgaben widmen, und ich mich auch noch der Wetter-App
'Predict Wind', die eine Art Pflicht in der Rally darstellt. Ist es doch ein neuseeländischen
Produkt. Hat eine Weile gedauert, bis ich alles zum Laufen bekommen habe, vor allem das
Empfangen von aktuellen Wetterdaten auf See und den Link unseres Yellow Brick Trackers zu
Predict Wind. Und mit unserem Kurzwellenradio habe ich noch die Funkrunde von "Gulf
Harbour Radio" ausprobiert. Täglich um 17:15 Uhr kann man sich dort unterhalten; und einen
amtlichen Passage Tracker beauftragt, auf uns acht zu geben (Peter Mott, kostenlos). Auch
den muss man einmal täglich per Mail benachrichtigen, damit er weiß, dass wir noch
unterwegs sind. Ziemlich gut abgesichert also, das Ganze.

Oh wie schön war Fiji

Fiji und die Vuda Marina waren eindeutig das bisherige Highlight dieser Reise - wenn man
mal von New York absieht, und Staniel Cay/ Bahamas, und Porto, und Le Phare Bleu auf
Grenada, und - nein wirklich, so liebe nette Menschen wie auf Fiji und eine so unverschämt
schöne, ja paradiesische Natur hatten wir bisher noch nicht gefunden. Immerhin sind hier
Filme wie " Cast away" (Tom Hanks) und " Blue Lagoon" gedreht worden.
Das Farewell-Lied, dass die Marina-Angestellten uns am Steg gesungen haben, erzeugte
wieder Pipi in den Augen und noch nie habe ich so viele Menschen zum Abschied umarmt.
Mit den Freunden, die wir während unseres Aufenthaltes kennengelernt haben, saßen wir am
Abend vorher noch im Marina-Restaurant zusammen, dessen Atmosphäre ebenfalls kaum zu
übertreffen ist. Ein unglaublich schöner Zufall war das Wiedersehen mit Kent und Michelle,
unserem Buddy-Boot auf dem großen Schlag über den Pazifik. Sie trafen einen Tag vor

unserer Abfahrt in der Marina ein. Schade, dass wir nur diesen kurzen, aber intensiven Abend
zusammen hatten. Aber das nächste Treffen in Neuseeland ist schon verabredet!


Wetter

Das Wetterfenster für die : main group" war da, am 17. Oktober sollte es losgehen. Wie gut
sich die Prognose anfühlt, konnte man daran ablesen, dass von den ursprünglich 10 Booten,
die zusammen segeln wollten, 6 absagten! Unser Wetterguru Bruce blieb aber dabei: in
langer Prosa erklärte er den Weg durch die Hochs und Tiefs, sogar ein Trog war dabei. Na
super. Uns erschienen seine Pläne aber vertrauenerweckend, und wir machten uns endgültig
startklar: Tanken, Verproviantierung, Anmeldung zur Ausklarierung Fiji, Ankündigung der
Einreise nach Neuseeland, Auschecken in der Marina. Damit war dann die Entscheidung
gefallen, das will man nicht zweimal machen.


Der Törn

Ein traumhafter Start nach der Gesangs-Verabschiedung in der Marina. Unsere Freunde
Jolanda und Ad aus Holland und Ute und Hermann von der Ems standen am Steg und
winkten. Und die ersten 10 Seemeilen segelten wir an der Küste Viti Levus ( die südliche der
beiden großen Fiji-Inseln) innerhalb des Riffs ohne Welle am Wind dahin. Der Hochgenuss
war dann vorbei, sobald wir durch den Pass des Riffs gesegelt waren, und die Insel uns nicht
mehr vor Wind und Welle schützte. 6 Windstärken und 3 m Welle machten mir dieses Mal
richtig zu schaffen, ich überschritt mal eindeutig die Schwelle zwischen milder Plümeranz zu
Seekrankheit. Erst als Petra mir gegen Abend eine Nudelsuppe aus der Tüte verabreicht,
wurde es besser.
Unser Wetterguru Bruce hatte uns einen SW-Kurs empfohlen, um möglichst schnell dieses
Starkwindfeld zu durchqueren. Möglichst schnell hieß dann aber 'eine Nacht lang'! Gesegelt
sind wir in der Nacht nur mit Groß im 2. Reff, als der Wind abnahm, haben wir die Genua
stetig mehr ausgerollt. Der Wetterprofi gab einen Wegepunkt vor, den wir dann ansteuern
sollten. Wir segeln mit zwei anderen Booten zusammen, weniger als 10 nm von uns entfernt.
Das gab ein gutes Gefühl, immerhin.


Trog

Der zweite Tag war dann schön, allerdings beschäftigte uns schon die nächste
Herausforderung, ein Trog, der unsere Route querte. Ein Trog ist ein spezielles
Tiefdruckgebiet, begleitet von Fronten mit viel Regen und je nach Laune auch viel Wind. Bruce
schlug vor, es direkt zu durchqueren, dann sei es in 2 bis 3 Stunden durchsegelt. Es sei aber
noch 200 Seemeilen entfernt, und wir sollten uns keine Sorgen machen, es sei ein moderater
Trog. Und mit dem neuen Wegepunkt würden wir automatisch Freitagnacht hindurch segeln.
So konnten wir den Donnerstag davor noch wundervoll entspannten, mit langem und
phantastischem Petra-Frühstück (Eier an Toast, Obstsalat, Kaffee und Marmeladentoast) und
richtig schönem Segeln.
Die Nacht des Trogs fanden wir nicht unbedingt moderat. Wasser von allen Seiten, von oben
süß, von den Seiten salzig, Böen mit mehr als 30 Knoten, da heißt es rechtzeitig die Segel
verkleinern.
Irgendwie geht auch so eine Nacht vorbei, und tatsächlich, plötzlich drehte der Wind von
Nordost auf West, und schwächte sich ab. Das war dann der Moment zum Aufatmen und Kurs
nehmen auf unser Ziel, Opua auf Neuseeland.

Der Wind wurde dann leider so schwach, dass wir mit sehr geringer Geschwindigkeit
segelten, oft unter 4 Knoten. Die Sonne schien, alles trocknete und wir genossen diese
entspannte, gefahrlose Situation. Bis wir um 17:15 Uhr an dem Funk-Chat teilnahmen ( er
wird übrigens täglich auf YouTube mitgeschnitten!). Dort erfuhren wir, dass alle Segler mit
Kurs Neuseeland unbedingt vor dem nächsten Wochenende im sicheren Hafen angekommen
sein müssen, eine üble Front ziehe dann durch.
Als ich sagte, wir segeln mit 4 Knoten, und genießen das, fragte mich die Moderatorin, ob wir
keinen Motor hätten? Ich ging ohne zu zögern zum Startknopf und startete erstmal den Motor,
denn mit 4 Knoten Fahrt wird es knapp: noch 700 Seemeilen, in 7 Tagen zu absolvieren, also
100 Seemeilen pro Tag. Und 24 x 4 sind? Genau.
Also wird das jetzt die nächste Herausforderung: wie stellen wir sicher, dass wir bis Ende
nächster Woche in Opua ankommen? Auch bei wenig Wind? Immer Motoren wird knapp
wegen unserer

Tankkapazität, obwohl es gerade so gehen sollte. Wir haben einen Code 0, ein recht großes
Leichwindsegel, unsere Geheimwaffe, vielleicht sollten wir die einsetzen?
Es bleibt eine gewisse Restspannung bestehen. Wir sind gespannt, wie wir das meistern
werden.

Die Inselrundtour

21 September 2023
Petra
Die Bergdörfer
Im Reiseführer "Südsee" (von Rosemarie Schyma, Dumont, 2019, 5. aktualisierte Auflage - Empfehlung von mir: bitte auf die nächste Auflage warten! Seit der Pandemie hat sich vieles verändert!) las ich von einer Radtour durch die Berge im Nordwesten Viti Levus. Nachdem wir in Fidschi gut angekommen waren und eine Sim-Karte gekauft hatten, machte ich mich auf die Suche nach einer Fahrradvermietung - vergeblich. Scheinbar waren zur Zeit der Pandemie Geschäfte geschlossen worden. Ich gab auf. Alfred und ich entschieden dann, stattdessen einen Allrad-Auto zu mieten. Sicherheitshalber fragte ich noch die Taxifahrer in der Marina, ob ein teurer "4-wheel drive" notwendig sei, Auf jeden Fall, bestätigten mir zwei Taxifahrer. Wir verbanden den Abholtermin mit einer Taxifahrt Richtung Denarau, wohin wir von unserem Freund, Ian, zum Abendessen eingeladen worden waren, als er zwei Tage nach uns in Fidschi ankam. Der Abend mit Ian war wieder wunderbar, er erzählte wieder von seinen aufregenden Seemannsgarn-Abenteuern, die er in Marokko und Saudi Arabien überlebt hatte, während wir einen sehr schmackhaften ganzen gegrillten Red Snapper verspeisten.
Am nächsten Morgen starteten wir in die Berge des nächstgelegenen Nationalparks. Wir hofften, dort vielleicht eine Unterkunft zu finden, um nicht die anstrengenden Schotterwege und Waldwege am selben Tag zurückfahren zu müssen. Vor uns floss plötzlich ein Fluss über die Straße! War das schon das Ende der Route? Es standen ein paar landwirtschaftliche Arbeiter in der Nähe. Ich kurbelte das Fenster herunter und auf einmal war eine Frau vor mir, die deutsch sprach: "Wollt ihr auch bei der geführten Wanderung mitmachen?". Wir waren ganz überrascht. Hinter uns stand ein einfacher Mietwagen, aus dem noch weitere junge Leute ausstiegen. Mit DEM Auto wollen sie durch den Fluss?!, dachte ich insgeheim. "Nein", erwiderte ich, "wir wollen dort oben nur ein wenig herum gehen. Wollt ihr dort durchfahren?". "Ja, ich denke, wir versuchen es", sagte die mutige junge Frau. Schon deutete einer der einheimischen Arbeiter, die übrigens alle barfuß und zu Fuß unterwegs waren, auf den etwa 4 Meter breiten Fluss, stellte sich auf einen Stein in der Mitte des Flusses und zeigte mir, wo ich hinsteuern sollte. Es war steil und sehr steinig. Aber mit dem höher gelagerten Allradantrieb fühlten wir uns relativ sicher, nicht aufzusetzen und schafften es schließlich auf das andere Ufer. Ein Glück! Hoffentlich würde es nicht weitere solcher schwierigen Stellen geben. Nach ca. zwei Stunden kamen wir in einem kleinen Dorf an, Abaca. Die Dorfbewohner, eine Gruppe mit zwei Männern mit vier Kindern, hatten zwei Pferde bei sich (Foto in Galerie "Inselrundtour Fidschi"), eines mit Zaumzeug und selbstgebasteltem Sattel aus Decken und Stoff, und es schien als würden sie mit den Pferden zu ihren Plantagen und Feldern reiten, um diese zu bearbeiten. Das gesattelte Pferd sah etwas mitgenommen und zottelig aus, das andere sehr gepflegte erinnerte mich mit seinem hellen Schweif und der hellen Mähne an einen Haflinger. Insgesamt waren die Pferde jedoch nicht so stämmig wie Haflinger und eher nicht so wohlgenährt wie deutsche Pferde. Ich drückte meine Bewunderung für das gepflegte Pferd aus. Die Männer freuten sich. Später sah ich auch, wie ein Pferd einen Baumstamm hinter sich herzog. Wir gingen zu einer kleinen Holzhütte (Touristeninformation?), in der eine Frau saß, die uns über die Wandermöglichkeiten informierte und die "Kurtaxe" abkassierte. Im Reiseführer las ich, dass die Einheimischen inzwischen meist eine Besuchergebühr erheben würden, weil sie sonst durch ihre unendliche Gastfreundlichkeit manchmal an die Grenzen ihrer Mittel oder sogar darüber hinaus gelangt waren. Gute Idee. Dadurch hatten wir als Besucher auch ein gutes Gefühl, nicht mit leeren Händen zu kommen. Da Alfred aufgrund seiner Knieschmerzen nicht so weit gehen konnte, entschieden wir, nur die von der Touristeninformationsangestellten empfohlene 10-Minuten-Strecke zum Wasserfall zu gehen. Nach 15 Minuten war weit und breit kein Wasserfall zu sehen. Nach einer halben Stunden kamen wir zu einer Lichtung und folgten einem ausgeschilderten Weg zum Wasserfall. Endlich, nach weiteren 10 Minuten waren wir da. Wunderschön, wie das Wasser sich in kleinen Becken sammelte, die sich über Jahrhunderte in riesigen runden Felsen gebildet haben, und dann überliefen, um sich weiter durch die schwarzen glänzenden Felsen ins Tal vorzuarbeiten.
Nach dieser schönen kleinen Wanderung fuhren wir wieder über eine Stunde zurück zur Hauptstraße, King´s Road, um weiter in den Norden zu fahren. Im Ort Ba bogen wir wieder von der Hauptstraße ab, um zu einem kleinen Bergdorf,Navala, zu fahren, das auch zwei Stunden Fahrt über Schotterwege und schlechte Wege und kleine Brücken bedeutete. Auch dort sollte es nach Reiseführer-Angaben eine "Eco-Lodge" geben. Leider war die Ecolodge im vorigen Bergdorf sehr heruntergekommen, sodass wir nicht im Entferntesten auf die Idee gekommen wären, dort zu übernachten. Nach einer weiteren schwierigen Strecke, stellte sich heraus, dass die Eco-Lodge in der Nähe von Navala in einem noch schlimmeren Zustand war als die vorige. Alfred ging durch die abgeschlossene und halb zerfallene Pforte, um Fotos zu machen (Galerie) von den völlig überwucherten Gebäuden. Die Einheimischen, die wir nach dem Weg dorthin fragten, sagten uns aber nichts darüber. Wir hatten also nur noch eine Stunde Zeit, um uns das traditionell gebaute Dorf anzuschauen, weil wir vor Dunkelheit wieder auf der Hauptstraße sein wollten. Wir wurden zur Hütte des Dorfoberhaupts geführt, wo wir der Frau des Chiefs wieder unser Besichtigungsgebühr zahlten (20 Fiji Dollar pro Person, ca. 8 €). Von dort begleitete uns eine 17-jährige junge Frau zuerst zur Kirche, dann durch das Dorf. Die eine Hälfte bestand aus notdürftig zusammengehämmerten Wellblechhütten, die andere Hälfte aus den schönen traditionell aus pflanzlichen Werkstoffen gebauten Hütten. In diesen gab es einen oder zwei Baumstämme, die die Mitte und den höchsten Punkt des Daches bildeten. Die Dächer bestanden aus einem Dachstuhl und einer Bedeckung aus dicht zusammen gebundenen Palmblättern, das erinnerte mich ein wenig an die Reetdächer in Nordfriesland. Wir hatten uns vor allem die Hütte des Chiefs und seiner Frau genauer angesehen, weil wir uns dort länger aufhielten, als wir zahlten. Die Häuptlingsfrau bot uns sogar an, in einer traditionellen Hütte zu übernachten, aber wir lehnten dankend ab. Die Hütte war zwar mit schön geflochtenen, sauberen Kokosmatten ausgelegt, als ich jedoch die Decken sah, die auf dem Boden lagen, hatte ich den Eindruck, dass es hier keine Waschmaschinen gab.

Das Kawa
Eigentlich gehört es zum guten Brauch, als Besucher eines Dorfes Kawa mitzubringen - das hatten wir schon mehrfach gelesen und gehört. Was Kawa ist, wissen wir eigentlich immer noch nicht so genau. Es scheint das Pulver aus Stamm und Zweigen eines Pfeffergewächses zu sein, das einschläfernde Wirkung hat und in Deutschland verboten ist. Aber alle trinken es, zumindest in Tonga und Fischi. Wir hatten daran nicht gedacht. Aber wir sahen im Dorf, welche Auswirkungen, das Getränk hat, weil hier und da, Leute herumlagen und schliefen. Sogar in der Hütte des Chiefs lag ein junger Mann auf der Seite, drei Meter von uns entfernt und schlief. Er sah einmal kurz auf und sagte nur, "Too much Kawa", und schlief weiter. Auf unserer Tour durch das Dorf erklärte unser Guide mir, dass unter dem weißen Pavillion auf der grünen Wiese in der Ferne ein Fest stattfände, es sei eine Zusammenkunft der Verwandten nach einer Hochzeit, in der sie einander vorgestellt würden. Wir sahen eine Gruppe von Frauen, die ein paar Meter entfernt von einer Gruppe von Männern saß, alle tranken Kawa. Wir verstehen immer noch nicht so richtig, was der Sinn dieses Rituals ist, da man sich nicht mehr so gut unterhalten kann, wenn man müde wird. Dennoch haben wir inzwischen bei einem sogenannten Sevusevu mitgemacht, einem Begrüßungsritual mit Kawa-Getränk. Vielleicht lässt sich das mit der japanischen Tee-Zeremonie vergleichen?
Als wir ein paar Tage später gemeinsam mit unseren schwedischen Freunden, Ann-Sofie und Johan, an der Insel ankamen, fuhren wir gemeinsam mit einem Dinghy an Land. Dieses Mal hatten wir jedoch Geschenke mit - Ann-Sofie hatte das korrekte Gastgeschenk, ein Bündel mit Kawa-Zweigen und zusätzlich eine Einkaufstasche mit gebrauchter Kleidung und Nahrungsmitteln, und wir hatten ein halbes Kilo Kawa-Pulver. Eine etwa 30-jährige einheimische Frau begrüßte uns am palmengesäumten Strand in einwandfreiem Englisch und erklärte den Ablauf des Programms. Sie nahm die Geschenke entgegen, legte sie auf einen kleinen Tisch, ging weiter mit uns zu dem Versammlungsplatz, der überdacht war, und ließ uns die Kawa-Gaben an das Dorfoberhaupt überreichen. Er begrüßte uns sehr freundlich und bat uns dort, gegenüber von den Dorfältesten, Platz zu nehmen, wo schon die Gäste eines anderen Segelboots saß, eine große Gruppe aus Singapur. Die Kawa-Zeremonie dauerte etwa 45 Minuten, jede und jeder bekam ein halbe Kokosschale mit dem braunen Getränk, klatschte einmal vor und drei Mal nach dem Trinken in die Hände und die Schale wurde wieder gefüllt und an den nächsten gereicht. Davon gab es zwei Runden. Wir waren froh, dass wir nicht mehr trinken mussten und kaum eine Wirkung spürten, der Mund fühlte sich bei mir nur leicht betäubt und kribbelig an. Danach gab es eine Tanz- und Gesangsvorführung. Vom Gesang war ich sehr beeindruckt, so wie fast überall. Hier auf Fidschi scheinen die Menschen von klein auf an das Singen zu lernen. Selbst das Personal in der Marina sang zu unserer Ankunft laut, mehrstimmig und fast alle trafen die korrekten Töne. Die Tanzvorführung wurde mit etwas weniger Leidenschaft vorgetragen. Man merkte, dass diese Vorführung ein Mal pro Woche stattfand und die Teilnehmer nicht mehr alle davon begeistert waren.

King´s Road
Nach unserem kurzen Besuch in Navala fuhren wir die rumpelige Strecke zurück zur King´s Road, um noch möglichst vor Dunkelheit in einem Hotel unterzukommen. Es wurde durch die Dunkelheit doch eine längere Suche nach einem kleinen Abzweig und dann endlich fanden wir den sehr schlechten, lehmigen und steinigen Weg zu einem schönen Resort. Wir fragten uns, wie andere Gäste hierher gelangten, wenn der Weg so schlecht befahrbar war. Nach einer ruhigen Nacht und dürftigem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Suva, der Hauptstadt Fidschis, einer Strecke von ca. 180 km. Wir hofften, dass der Zustand der Straße besser würde als einiger der Abschnitte bisher. Wir waren recht zufrieden. Dennoch konnten wir nur maximal 60-80 km/h fahren, weil es hier und da nicht absehbare Schlaglöcher gab, immer zwei Bremshügel vor Ortseingängen und viele aktive Baustellen, an denen man auf den Gegenverkehr warten musste. Unterwegs grüßten alle Menschen sehr freundlich und manchmal wurden Kokosnüsse oder Gemüse an kleinen Bretterbuden verkauft. Einmal hielten wir an einem Ortseingang, um zwei Jungen, etwa 11 und 13 Jahre alt, eine Kokosnuss abzukaufen. Sie freuten sich sehr über ihren Erfolg, ließen einen Mann die Kokosnuss mit einer Machete öffnen und nahmen die 2 Fidschi-Dollar entgegen. Wir tranken das Kokoswasser aus, bedankten uns und fuhren weiter durch die schöne Natur voller grüner Bäume, Palmen, riesiger Bambuspflanzen und breiten Flüssen. Nachmittags wurden die Orte größer und dichter besiedelt, wir näherten uns Suva. Suva erschien uns von der Architektur her nicht besonders interessant. Wir parkten auf einem großen öffentlichen Parkplatz und fuhren mit unseren Klapprädern durch die Stadt, um ein Hotel zu suchen. Nach langer Suche fanden wir schließlich ein freies Zimmer in dem Hotel, in dem wir an der Rezeption vergeblich nach einem Zimmer gefragt hatten, über Booking.com. Wir waren froh, uns nach der langen Autofahrt endlich einfach nur auf der Hotelterrasse mit Meerblick entspannen zu können. Am nächsten Morgen besichtigten wir die Thurston Gardens und das Fiji Museum. Dort konnten wir etwas über die Geschichte Fidschis nachlesen, über die Ansiedlung der ersten Menschen aus Asien bis hin zur Ausbeutung der vielen indischen Arbeiter, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Großbritannien angeworben wurden. Und die schließlich aufgrund ihres Fleißes und ihres Erfolgs in Wirtschaft und Politik durch mehrere Militärputsche von den Einheimischen vertrieben wurden.
Nun ging es weiter entlang der Queen´s Road zu einem kleinen zerfallenen Rest einer historischen Hütte und einem vernachlässigten Orchideenpark. Es schien so als sei einiges durch die Pandemie verfallen und dass die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau fehlten. So erklärte es uns ein alter Mann, der uns durch die Anlage führte.
Nach einigen Stunden Fahrt kamen wir zu dem sehr schön gelegenen, einfachen "Uprising Beach Resort" in Pacific Harbour, in dem Hütten ca. 50 Meter vom Strand standen. Was für ein Blick aus der Terrassentür! Am nächsten Morgen schwamm Alfred ein wenig im Meer und ich konnte meine Yogaübungen unter Kokospalmen machen. Wie schön. Am nächsten Morgen fuhren wir die letzten 100 km der gesamten 500 km bis nach Hause, also zuerst zur Mietwagenfirma in Nadi und dann per Taxi nach Vuda Point, wo unser Boot lag. Was für ein Abenteuer!

Paradise (Drohnenvideo Navadra Island, Fiji)

17 September 2023 | Octopus Bay, Yasawa Islands , Fiji
Alfred | Ideal
Wir haben es mal wieder geschafft, die Drohne fliegen zu lassen, auf einer besonders schönen Insel in der Yasawa-Gruppe, Fiji (oder Fidschi).
Wer einen Urlaubstipp sucht, und gute CO2-Kompensationsprogramme aktiviert, hier ist eine kleine Anregung:

https://vimeo.com/865426619?share=copy

Das Passwort lautet: Corals
Vessel Name: Milena Bonatti
Vessel Make/Model: X-Yachts, Xc 38
Hailing Port: Großenbrode, Germany
Crew: Petra Pavlisin, Alfred Punke
About: Petra has been sailing high seas for a few years now. Alfred has been sailing the Baltic and the North Sea since 2000.
Extra:
You can track us when we are at sea (new position every 4 h): https://my.yb.tl/MiBonatti We are on a circumnavigation. So far: Jul 07, 2019: Start in Großenbrode, Germany ( Baltic Sea) Dec 1st to Dec 20, 2019: Atlantic Crossing 1st half 2020: Windward Islands, Covid Lockdown in [...]
Milena Bonatti's Photos - Portsmouth+Solent
Photos 1 to 7 of 7 | Main
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Needles
Needles
Races
Hurst Castle
3 kn Strömung
Spinnaker Tower
Portsmouth at Sunrise
 
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