Der Wind, der Wind, das himmlische Kind
28 May 2012 | Vila das Velas
Deike
Muehsam kamen wir heute wirklich um fünf Uhr aus den Kojen und liefen halb sieben aus. Draussen empfing uns eine moderate Brise, die leider genau daher kam, wo wir hin wollten. Doch das focht uns erst einmal nicht an, wir genossen das gemütliche Segeln bei wenig bedecktem HImmel. Terceiraneben uns glänzte saftig grün in der Sonne, Kaffesegeln war genau das Richtige für uns. Die Damen kredenzten das Frühstück, allen ging es gut.
Aber leider nicht lange, der Wind drehte mal hierhin, mal dahin und wir kamen nicht vorwärts. Also Vorsegel runter und Motor an, ich war so frustiert, dass ich erst einmal in meine Koje ging, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Ich wachte davon auf, dass die Schiffsbewegung sich verändert hatte und ging frohen Mutes nach oben. Tatsächlich konnten wir wieder Segeln - hurra!
Wieder war uns diese Freude nicht lange vergönnt, wiederum kamen wir nicht vorwärts. Und vor uns wurde es immer grauer. Also Vorsegel wieder runter und Motor wieder an. Wenig später ging der Zauber auch los, über lange Zeit war nicht zu unterscheiden, ob das waagerecht fliegende Wasser von oben oder von unten kam. Die Welle wurde unangenehmer und wir frönten dem Sport des dänischen Kreuzens - Großsegel trägt und der Motor schiebt.
Sao Jorge, das wir fast beim Auslaugen schon hatten sehen können, verschwand völlig in der Regenwand und es dauerte lange, bis wir es mal wieder sehen konnten. Auch als wir die Ostspitze rundeten, wurde es erst einmal nicht besser. Doch kaum hörte der Regen auf und wir vermochten den BLick zu heben, war der Anblick der Insel gigantisch. Im Zwielicht der Wolkendecke vermochte sie zu strahlen. Die weißen, oder auch mediterran bunten Häuser mit ihren meist terracottafarbenen Dächern fielen zuerst ins Auge. Doch auch das satte Grün drum herum strahlte den Wolken zum Trotz erst recht. Die Oberkante der Insel war gar nicht zu sehen, so tief hing die Wolkendecke, deren ausgefranste Unterkante gleichsam das Grün aufzulecken schien. Wasserfälle fielen aus großen Höhen direkt ins Meer und die Grüntöne der Pflanzen changierten in allen möglichen Tönen. Ein wunderschöner Anblick!
Vila das Velas hieß unser Ziel und hart mußten wir, immer noch unter Motor darum kämpfen. Ein Stündchen konnten wir uns an angenehmem Wellenwinkel freuen - kurz und steil waren sie geworden, erinnerten doch sehr an die Ostsee - dann war auch diese Erleichterung vorbei. Genau gegenan ging es um die letzten 10sm, sie zogen sich wie Kaugummi. Aber dafür wurden wir von einem seeeeehr netten Hafenmeister empfangen, bei dem wir uns telefonisch angemeldet hatten. Er wies uns sofort einen Liegeplatz zu, immerhin als drittes Schiff im Hafen. Um die Formalitäten würden wir uns morgen kümmern, meinte er und informierte uns über Duschen und nette Adressen zum Abendessen.
Das Festmacherbier schmeckt nach diesem langen Segeltag, immerhin schon wieder 11 Stunden, besonders gut. Die Stimmung war den ganzen Tag über gut, niemand hatte mit Seekrankheit zu kämpfen und sogar gegessen wurde zwischendurch. Zwar ist der Zwieback noch steigerungsfähig, aber wir arbeiten daran.
Die Qualität des Restaurants war nicht ganz so gut, wie gestern, aber der Fisch war trotzde frisch und lecker. Morgen ist Ausschlafen und ein Hafentag angesagt. Verdient hat ihn sich die Crew auf jeden Fall, so fröhlich und voller Engagement wie sie den Tag mit mir durchlebt haben. Besonders Gerda war heute heldenhaft, war sie doch bei jedem Manöver mit auf dem Vorschiff. Ob Segel Setzen, Bergen. oder Reffen, egal ob bei viel oder wenig Welle, sie war an meiner Seite und hat super Arbeit geleistet!