Lerwick mit Fish & Chips
14 July 2015 | Lerwick
Roland

Als wir in der Nacht in Lerwick anlegen, herrscht eine geheimnisvolle Atmosphäre. Es ist nicht richtig dunkel, sondern vielmehr dämmrig. Von der Kirchturmuhr erklingt zur vollen Stunde der von Big Ben bekannte Westminster-Schlag. Möwen kreischen, manchmal klingt ihr Geschrei wie ein irres Gelächter. Ansonsten herrscht absolute Stille auf dieser so hoch im Norden gelegenen Insel. Heute ist Segelpause. Wir machen uns einen gemütlichen Tag mit Spaziergängen an Land, bei Fish&Chips und einem Bier im Pub. Jeder in seinem eigenen Rhythmus, ganz wie er mag. Nach den Tagen der „Wachdienste“ an Bord eine willkommene Erholung. Wir freuen uns außerdem auf eine ausgiebige Dusche und flanieren durchs Städtchen.
Lerwick sieht „very british“ aus. Die Häuser haben graue Sandsteinfassaden mit weiß eingefassten Sprossenfenstern. Ihre Satteldächer schließen ohne Überhang mit der Fassade ab, was den Gebäuden ein blockhaftes Aussehen verleiht. Ebenso blockartig ragen die mächtigen Kamine hoch hinaus, oben jeweils bestückt mit mehreren zylindrischen Schornsteinen. Türmchen, Erker und Dachgauben, Stufengiebel und Zinnen geben jedem Haus eine individuelle Gestalt. Mit ihren eigenwilligen Winkeln und Verschachtelungen fügen sich die einzelnen Häuser zu einem nordisch kühlen, aber harmonischen Gesamtbild.
Wo die Stadt aufhört, beginnen sanfte grüne Hügel, die hier und da jäh an rauen Klippen enden. Möwen und andere Seevögel bewohnen die unwirtlichen Steinformationen – ein durch die natürlichen Gegebenheiten gut geschützter Lebensraum. Nachdem es tagsüber immer mal wieder etwas nieselt, herrscht am Abend eine wunderbar klare Sicht. Für einen Augenblick bricht sogar die tief stehende Sonne durch die Wolken und taucht Gebäude und Landschaft in ein faszinierendes Abendlicht. Langsam wird es dämmrig. Stadt und Hafen verharren in diesem Dämmerzustand, richtig dunkel will es nicht werden. Noch immer kreischen die Möwen, und das Westminster-Geläut verkündet die Uhrzeit. Ansonsten: Stille. Auch auf der Santa Maria kehrt Nachtruhe ein, denn morgen früh soll es zeitig weitergehen in Richtung Orkney-Inseln.