Wir haben Strom!
16 December 2014 | St. Lucia
Axel
Letzte Nacht war das Schiff zum ersten Mal vollständig stromlos. Kein Lich, kein Kühlschrank und kein Wasser (wegen der Wasserpumpe). Aber erstmal der Reihe nach.
Nach unserer Ankunft hier wurden wir zwischen zwei große Yachten gequetscht. Eine 57 Fuss Oyster und eine 54 Fuß irgendwas. Und wir in der Mitte. Rechts Schweizer, links Schweden. Soweit so gut. Die Schweizer waren erstmal erstaunt, dass wir nur zu dritt sind und haben erklärt, dass bei ihnen 'all about comfort' sei, so dass sie wegen eines defekten Wassermachers und defekter Klimaanlage erstmal einen zweitägigen Zwischenstopp einlegen mussten. Derzeit suchen sie die eine defekte Batterie von den 10 Stück, die sie haben. Diese großen Schiffe sind toll, aber in ihrer Komplexität von Otto-Normalsegler kaum zu beherrschen. Selbsthilfe auf dem Atlantik? Eher Fehlanzeige. Überhaupt ist diese ganze Reise eine einzige Lehrveranstaltung für mich. Was geht, was geht nicht, was macht man, wovon lässt man besser die Finger. Ich denke man kann mit einem großen Schiff erst auf Reisen geht, wenn man wirklich die Details verstanden hat. Ansonsten ist es doch ein rechtes Wagnis. Und selbst bei unserem moderat großen Schiff lerne ich täglich dazu. Eigentlich unglaublich. Die Hersteller sollten sich mindestens eine Woche mit ihren Kunden und deren Schiff beschäftigen, bevor sie sie aufs Meer entlassen. Nun liegen wir also wie ein großer Fender zwischen den beiden Großyachten und haben begonnen, unsere Liste abzuarbeiten. Wieder zu schnell, nach dem Anlegen morgens um 8 Uhr gab es erstmal Rum Punsch und einen Früchtekorb. Der Rumpunsch war lecker. Ich weiß aber nicht mehr ob sich der Steg danach bewegt hat oder eher ich mich. Oder war es doch die Landkrankheit (als Gegenstück zur Seekrankheit), die einen kurz erwischt wenn man nach einigen Tagen auf See plötzlich wieder festen Boden unter den Füssen hat? Die Marina ist schön und liegt sehr sicher. Am Ende des Steges sind viele Kneipen und Restaurants, den Abend haben wir mit dem ein oder anderen Bierchen und zwei Gin Tonic verbracht. Und dabei einige andere Segler kennen gelernt. Am Sonntag wurden die Segel abgeschlagen, der Parasailor entknotet (Danke Thomas) . Im übrigen die Segel. In Las Palmas haben wir nagelneue Segellatten installiert. Hier sind sie teilweise schon wieder gebrochen. Es ist unfassbar. Das muss ich auf jeden Fall mit dem Hersteller besprechen, die Latten sind nicht wirklich billig und es kann einfach nicht sein, dass die nicht einmal eine Atlantiküberquerung überleben. Segellektion. Entweder Rollsegel ohne Segellatten oder klassiche Segel mit Latten. Gut. Der Abend dann wieder recht lustig, wir sind aber früh ins Bett gegangen. Ich kann die erste Nacht mal wieder durchschlafen. Am Montag morgen dann direkt zum Segelmacher Kenny. Sein Laden ist voller reparaturbedürftiger Segel, aber Kenny behält den Überblick. Alles 'no problem'. Die Segel sollen schon Dienstag nachmittag fertig sein. Ich bin beeindruckt. Danach zum Schiffsausstatter und erste Teile gekauft. Dinghi Sicherung, Schwamm, etc etc. Und die Batterien gecheckt. Denn unsere haben ihren Geist aufgegeben. Und die Familie kommt doch am Donnerstag. Die Mädels wollen sicher Musik hören und kalte Getränke. Und Duschen. Oh Gott. vielleicht sind die Batterien am Ende wichtiger als die Segel. Der Händler hat welche auf Lager, Renate hatte das bereits geprüft, und die sind bis auf den Millimeter gleich groß. Aber passen auch die Anschlüsse? Neue Kabel möchte ich nicht konfektionieren. Einfach austauschen gegen andere ist nämlich nicht so ohne weiteres möglich. Aus Sicherheitsgründen werden Batterien in passenden Gehäusen installiert, damit sie bei einer Kenterung nicht durchs Schiff fliegen. Aber diese hier, von Duracell, passen genau. Ich bin glücklich. Am Schiff ist dann Body Builing angesagt. Eine Batterie wiegt über 30 KG. Ich habe vier. Die müssen in den Laden. Die Wäschefee nimmt mich mit ihrem Wägelchen mit. Im Laden erwerbe ich die Batterien und kann sie dann doch nicht mitnehmen. Sie müssen über Nacht erstgeladen werden und werden dann erstmal geprüft. Oje, eine Nacht keinen Strom, nichts. Aber die alten Dinger bringe ich nicht mehr zurück, mein Rücken macht das nicht mit. Vor allem wenn wir eine im Meer versenken, wäre das eine riesen Sauerei. Ich arbeite Stück für Stück meine Liste ab, ich mag das, wenn die Liste kürzer und kürzer wird. Der Generator wird noch geschmiert und bekommt ein Loch, damit wir ihn festsetzen können und er nicht immer hochrutscht. Denn wir brauchen ja Strom. Und die beiden nächsten Wochen ist eher Ankern und entspannen angesagt, weniger Segeln. Da muss jede Meile zur Stromerzeugung genutzt werden. Heute Nachmittag kommen die reparierten Segel zurück. Jetzt werden die Segellatten notdürftig repariert, nicht ohne vorher nicht noch Fotos der Bruchstellen anzufertigen. Am Abend habe ich Thomas Wibberenz zum Essen eingeladen. Eine gute Seele von Mensch, der uns bei den Segeln und beim Parasailor immer wieder hilft und Tipps gibt. Denn wie gesagt, wir lernen hier jeden Tag und die Lernkurve ist steil...